OT: Flashback
Kurzbeschreibung:
Eve wurde mit einer Schusswunde im Kopf an einer Landstraße in Frankreich gefunden. Sie weiß nicht, wer sie ist und kann sich an nichts erinnern. Ihr einziger "Ausweis" ist eine mit arabischen Buchstaben bekritzelte Schiffsfahrkarte. Als die Nonnen, die sie für ein Jahr beherbergt haben, alle brutal massakriert werden, weiß Eve, dass sie mächtige Feinde hat. Auf den Spuren ihrer Vergangenheit reist sie nach Marrokko - ihren Verfolgern immer nur einen Schritt voraus. Jenseits des Klosters fallen ihr merkwürdige Dinge auf, unter anderen ihre Fähigkeit zum Einsatz von Gewalt und ihre Vertrautheit mit Waffen. War sie eine Spionin? Wer ist der sterbende Mann in ihren Albträumen? Während Eve nach Gewürzen duftende Souks und schicke Nachtclubs nach Hinweisen durchkämmt, muss sie herausfinden, wer hinter ihr her ist und warum - bevor es zu spät ist.
Über die Autorin:
Jenny Siler, geboren 1971 in New Jersey, aufgewachsen in Montana, brach ihr Studium an der Columbia University in New York ab, jobbte ein Jahr lang in Europa und drei Jahre in Key West, Florida, bevor sie nach Seattle zog. Nach weiteren Jahren als Kellnerin begann sie zu schreiben und veröffentlichte 1998 ihren ersten Roman. Dem Debüt folgten drei weitere Romane, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Jenny Siler lebt mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in Lexington, Virgina.
Meine Meinung:
Retrograde Amnesie ist eine beliebte Zutat für einen spannenden Thriller, denn die ausgelöschten Erinnerungen, die zur Lösung der aktuellen Gefahr beitragen würden, und die Hilflosigkeit der Betroffenen sowie die Unkenntnis darüber, wem sie in ihrer Umgebung trauen können und wem nicht, sorgen für Nervenkitzel pur. Nachdem diese Zutat jedoch schon in unzähligen Thrillern verwurstet wurde, bedarf es schon einer weiteren Besonderheit, damit ein solcher Krimi überzeugen kann.
„Ticket nach Tanger“ hat diese Besonderheit und kann sich deswegen vom Einheitsbrei der Amnesie-Thriller durchaus abheben – auch wenn sie weniger im Plot, sondern mehr in der Fähigkeit der Autorin liegt, die verschiedenen Handlungsorte absolut überzeugend vor dem geistigen Auge des Lesers zum Leben zu erwecken. Ob Marrakesch oder Bratislava, man spürt die jeweilige Atmosphäre förmlich und meint die Gerüche und Bilder durch die Seiten hindurch zu riechen bzw. zu sehen. Ein weiterer Pluspunkt ist die Einbindung politischer Ereignisse und die Frage danach, ob alles, was westliche Mächte als richtig propagieren auch wirklich richtig ist sowie die Tatsache, dass auf beiden Seiten auch nur Menschen agieren, die von Emotionen wie Habgier, Liebe, Hass und Rache angetrieben werden.
Leider gehen diese Stärken des Thrillers zulasten der Handlung, die durchaus mehr überraschende Wendungen hätte vertragen können und auch das Ende hinterlässt einen etwas faden Nachgeschmack. Diese Geschichte hätte eine ausgeklügeltere und auch konsequentere Auflösung verdient, dann würde sie als rundum gelungen durchgehen, doch mit dem lauwarmen Ende bleibt es ein solider Thriller im oberen Mittelfeld.
Weil ich mich gerne in fremde Länder entführen lasse und ich auch in einem Thriller gute Beschreibungen mit dichter Atmosphäre schätze, gebe ich trotz der erwähnten Schwächen 7 Punkte.