Endlich weg - Rüdiger Barth

  • Endlich weg
    Rüdiger Barth
    HC aus dem Piper Verlag
    Erschienen im März 2008
    ISBN: 9783890293417


    Über den Autor (vom Umschlagtext):
    Rüdiger Barth, geboren 1972, lebt in Hamburg. Er wuchs in Bühlertal im Schwarzwald auf, studierte in Tübingen und Sydney und besucht die Henry-Nannen-Journalistenschule.
    Seit 2000 ist er Redakteur des Stern, leitet seit Herbst 2007 das Sport-Ressort. Er veröffentliche mehrere Bücher, zuletzt mit Bernd Volland den Beststeller „Ballack – sein Weg“ sowie mit MArc Bielefeld „Wilde Dichter – die größten Abenteurer der Weltliteratur“, das von der presse gefeiert wurde: „packende Porträts“ (Brigitte), „ein feines Buch“ (FAS), „hat Saft und Kraft, aber auch Tiefgang“ (BR).


    Klappentext:
    Rüdiger Barth hat wahr gemacht, wonach viele sich sehen: vier Monate raus, einmal um die Welt reisen, den eigenen Träumen nach. In Bussen und Bars lauscht er der Menschen Geheimnisse darüber ab, was wir das Leben nennen. Einfühlsam, persönlich und bisweilen urkomisch erzählt der erfahrene Stern-Reporter von einem Abenteuer, das auf jeden von uns wartet.
    Vorsicht: dieses Logbuch ist ein Lock-Buch.


    Meine Meinung:
    Lock-Buch, oh ja! Reisen ist auch meine Leidenschaft und ich lese sehr gern Reiseberichte. Da gibt es gute und schlechte; über Reisen, die ich so auch machen würde und Reisen, bei denen ich nur den Kopf schütteln kann. Dieses Buch hier gehört auf jeden Fall jeweils der ersten Kategorie an.


    Rüdiger Barth, Sportjournalist, Mitte Dreißig, und seine Frau brechen für 4 Monate aus. Eigentlich klingt das alles gar nicht so kompliziert, sie kaufen sich so ein Rund-um-die-Welt-Flugticket und ab geht es nach New York, um in den Neuengland-Staaten den Indian Summer mit zu erleben. Von dort geht es weiter in das von „Kathrina“ gebeutelte New Orleans, auf ein paar Inseln in der Karibik, Brasilien, Chile, die Osterinseln, weiter durch die Südsee nach Neuseeland und Australien, wo sie ein paar Wochen bleiben, um Weihnachten und Silvester zu verbringen und schließlich über Vietnam zurück nach Deutschland (ein paar Stationen hab ich jetzt bestimmt vergessen).


    Oben schrieb ich ja schon, dass ich die Art des Reisens mag: sich Zeit lassen, nur grob geplant, unabhängig von irgend welchen Reiseleitern genau das ansehen, was man gern möchte, Kontakte knüpfen, auch mal ein bequemeres Hotel nehmen, wenn man Lust und Bedarf hat. So reisen sie von Ort zu Ort, mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mal mit Mietwagen, längere Strecken per Flugzeug. Ich wäre am Liebsten dabei gewesen!


    Zu Beginn der Reise ist der Schreibstil noch etwas holprig, vielleicht dauert es auch eine Weile, eh man sich an die Schreibe von Rüdiger Barth gewöhnt hat. Er schreibt nämlich fast Stenografie-artig, sehr knapp. Aber bereits in New Orleans hat er mich eingefangen, ich bin dabei. Als er von dem Jazzkonzerten erzählt, kann man die Atmosphäre förmlich spüren. Toll sind auch die Gespräche, die er mit den Menschen führt. Es ist eben nicht nur ein Abklappern der typischen Touristenziele, sondern ein Erleben und ein Kennen lernen. Es ist sicherlich von Vorteil, dass Barth die Erfahrung als Journalist mitbringt, so kann er sich gut auf die Menschen einlassen.


    Vor allem der Humor gefällt mir, trocken, Barth amüsiert sich gern, über die Dinge die er sieht und erlebt (Beispiel von den Osterinseln: „Unterwegs, auf sauber geteerten Straßen, überholen uns die klimatisierten Kleinbusse der Tourveranstalter. Man hangelt sich von Monument zu Monument. Viele Touristen tragen eine beigefarbene Weste, weil das für sie eine Art Safari zu sein scheint, sie gehen später sicher noch Löwen töten.“ S. 229)
    Interessant ist auch, wie er die unterschiedlichen Kulturen beschreibt und eben auch, wenn ihm mal etwas nicht so zusagt. Während ihn die Lebenslust von Brasilien nahezu begeistert, ist er von Tahiti zB genervt und sagt das auch – das finde ich irgendwie sympathisch, sonst wäre es unglaubwürdig.


    Also für mich war das Buch genau richtig – ich war kurz davor, selbst so ein Ticket zu buchen und die Koffer zu packen. Wer weiß, vielleicht mach ich das irgendwann auch noch!


    edit: nun hab ich ganz vergessen, noch etwas zur Ausstattung zu sagen.
    Also, das Buch hat blaues Lesebändchen. Viel erwähnenswerter sind aber noch die Fotos in der Buchmitte über etwa 25 Seiten, die Schnappschüsse und Erinnerungsstücke, wie in einem Fotoalbum, enthalten.

  • Gelesen und kommentiert. Meine Meinung: :-]
    Einmal rund um die Welt. Warum nicht? Das denkt sich der Autor und beschließt, sich mit seiner Partnerin auf den Weg zu machen. Doch es soll kein Ausstieg auf Dauer werden, sondern eine Art „verlängerter Urlaub“, eine Art von Sabbatical. Vier Monate lang soll die Reise dauern und mit einem Round the World Ticket wollen die beiden die Welt erkunden. Doch welche Flecken der Welt, das wird ihnen schon bald im Reisebüro aufgezeigt. Manche Reiseziele kommen spontan dazu, andere müssen wegfallen.


    Und so beginnen die beiden ihre Reise Ende September 2006 mit dem Indian Summer, um sich dann westwärts um die Erdkugel voranzubewegen… dabei schildert uns der Autor seine sehr persönlichen Eindrücke und Erlebnisse, immer mal wieder mit kleinen nützlichen und oder auch mal belanglosen kleinen Infosteinchen versetzt.


    Dabei wandeln sie oft auch – was ich eigentlich auch bei so einer langen Reisedauer erwarte – abseits der üblichen Touristenziele und besuchen z.B. die Macher der Ben & Jerry’s Eiscreme etc. (ja, da wäre ich auch gerne mal gewesen :grin ) Vielfach dürfen wir dabei auch Gespräche "belauschen", die der Autor mit Einheimischen führt oder die Gedanken, die er sich auf der Reise macht, aber auch von Einheimischen mitbekommt.


    Was mir hier im Buch ein wenig fehlt sind Informationen, wie sich die beiden konkret auf die Reise vorbereiten. Hier sind mir einfach ein paar weiße Flecken zuviel, denn ich dachte mir schon des öfteren „wie sind die beiden denn ausgerechnet auf dieses Ziel gekommen?“, außerdem interessiert mich bei solchen Büchern nicht nur die Reise an und für sich, sondern auch das Drumherum, die Vorbereitungen, Planungen und auch das „Danach“: wie lebt es sich nach so einer Reise? Kann man einfach wie von einem Zwei-Wochen-Italien-Pauschalurlaub in sein normales Leben zurückkehren oder ist man nach dieser Masse an Erfahrungen doch irgendwie ein anderer Mensch?


    Das Buch ist eine sehr interessante Schilderung einer spannenden Reise, doch mich persönlich konnte es nicht zu 100% überzeugen. Es ist nicht schlecht geschrieben, aber auf mich wirkte es ein wenig distanziert, der Funke sprang nicht auf mich über wie bei anderen Büchern über interessante Touren. Mir erging es so: DIE reisen. ICH gucke zu. Aber ich sitze nicht auf der Schulter der beiden. Ich sitze zu jeder Zeit daheim auf der Couch und lese bloß. Schade! Ich wäre gerne „wirklich“ dabei gewesen.


    Dennoch ist das Buch nicht schlecht und jemand anders mag diese Empfindung womöglich auch nicht mit mir teilen. Ich kann das Buch daher durchaus empfehlen, da es sich von der Vielzahl der Reisebücher dennoch sehr wohltuend abhebt.


    Positiv erwähnen möchte ich auch noch die schöne Fotostrecke im Mittelteil, die ein paar Impressionen der Reise einfängt und schön umgesetzt wurde.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • so, ich hab das buch auch durch!


    lese ja sehr viel reiseberichte und -literatur und meine meinung zu diesen buch ist folgende: es ist zu bemüht!


    herr barth will zu viel in diesem buch. die reise an sich ist nicht wirklich aufregend, das kann jeder, wenn er sich mal vier monate zeit nimmt. im prinzip sind es ja nur 3 monate reise und 1 monat urlaub in sydney! und das ganze ohne wirklich ein risiko einzugehen. da kommt leider das klischee des reisenden deutschen durch, auf das ja im buch auch eingegangen wird. herr barth kommt da halt auch nicht aus seiner haut :-)


    ich könnt noch mehr schreiben, aber meine vorgänger haben ja schon gute rezensionen hier abgegeben!


    nun kurz zu dem was mir gefallen hat: herr barth ist definitiv sehr belesen und alleine die erwähnung von tiziano terzani und tim winton (noch immer ein geheimtipp, hoffe ich) ist es wert dieses buch gut zu bewerten.


    man muss es schnell lesen, der stil verleitet dazu - es ist typischer journalistenstil!


    es bleibt aber auch wenig hängen - das bringt der stil mit sich!


    fazit: genauso schnell wie die reise war liest sich auch das buch und mein größtes kompliment, dass ich geben kann: es ist gut geschrieben!

    „Die Welt ist ein einziger unaufhörlicher Querverweis.“


    ...who wants to live forever...