Schreckens Männer – Hans Magnus Enzensberger

  • Versuch über den radikalen Verlierer


    Suhrkamp, 2006, 53 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Der Eifer, mit dem Schüler und Gotteskrieger, Familienväter und Selbstmordattentäter, mit Schrotflinten und Bomben ihrem eigenen und dem Leben möglichst vieler anderer ein Ende machen, ist den meisten von uns rätselhaft. "Man muß nicht alles verstehen, aber ein Versuch kann nicht schaden": das ist das Motto dieses Essays, den Hans Magnus Enzensberger dem "Radikalen Verlierer" widmet. Gibt es, jenseits aller Ideologie, Gemeinsamkeiten zwischen dem einsamen Amokläufer, der in einem deutschen Gymnasium um sich schießt, und den organisierten Tätern aus dem islamistischen Untergrund? Größenphantasie und Rachsucht, Männlichkeitswahn und Todeswunsch gehen auf der verzweifelten Suche nach einem Sündenbock - beim isolierten Täter wie im Kollektiv der Fanatiker - eine brisante Mischung ein, bis der radikale Verlierer explodiert und sich und andere für sein eigenes Versagen bestraft.


    Zum Autor:
    Hans Magnus Enzensberger, geboren 1929 in Kaufbeuren, lebt heute in München. Seit einiger Zeit schreibt der Autor auch Kinder- und Jugendbücher. Sein Buch "Der Zahlenteufel" wurde mit dem 'Luchs' ausgezeichnet. 1963 erhielt Hans Magnus Enzensberger den Georg-Büchner-Preis.


    Rezension:
    Hans Magnus Enzensbergers kurzes Essay über Terror, Attentäter, Amokläufer ist eindeutig und eindringlich.
    Mir gefällt, dass er zwar Bezug auf Spinoza, Kant, Freud und Nietzsche nimmt, und doch so gut zu verstehen ist, auch wenn man die Thesen all dieser Philosophen nicht im Detail kennt.


    Enzensberger zeigt den Radikalen in aller Tiefe und zeigt die Folge von Zerstörung und Selbstzerstörung, Aggression und Autoaggression. Der Amokläufer oder Attentäter hat keinen Respekt vor seinem Leben und schon überhaupt nicht vor dem anderer Menschen. Im Zug oder Bus, der zerbombt wird, kann es jeden treffen.
    Auch die Medien, die sich nicht so selten als willige Beihelfer erweisen, wenn es nur um hohe Einschatquoten geht, werden deutlich angesprochen.


    Der Autor zählt viele Fakten auf, spricht noch vieles an und zeigt Folgen und Zusammenhänge: Zivilisationsverlust, Abhängigkeiten, das Gefühl der angst das erzeugt wird und die Leute, die die Folgen des Terrorismus überaus willkommen heißen, um sie für ihre eigenen Interessen zu nutzen.


    Ich wünsche dem Buch die richtigen Leser: die Täter selbst oder die auf der Kippe stehen, die Vertreter der Medien, die die Katastrophen ausschlachten oder die Leute, die zusehen oder wegsehen, auch wenn ein Eingreifen möglich wäre.


    Ob Enzensberger mit seinen Thesen in diesem Essay immer richtig liegt, bleibt dahingestellt. Manche Theorien überzeugen auch nicht.


    Von der Thematik abgesehen, erweist sich Enzensberger auch wieder als guter Essayist, der es schafft, beim Leser auch eigene Gedanken entstehen und entwickeln zu lassen. Das kann nicht jeder.