'Die Kapelle der Glasmaler' - Seiten 561 - 640

  • Ich bin mit dem Abschnitt noch lange nicht fertig, aber mir fiel etwas auf, das ich gern loswerden möchte:


    Nach dem Lesen bis S. 560 schrieb ich gestern, dass mir bei Josiane als wesentlichster Charakterzug Härte einfallen würde. Und heute lese ich auf S. 598 als Zitat der Figur: "Härte ist unsere einzige Art zu leben."


    Die Autorin hat ihre Figur also genau so aufgebaut und dem Leser nahegebracht, wie sie sie selbst gesehen hat / wahrgenommen haben wollte. Chapeau! Hat bei mir perfekt geklappt.




    Edit: Fehlendes Wort ergänzt und einen Tippfehler ausgemerzt.

  • Ich kann mich in vielen Dingen der Einfachheit halber meinen Vorkommentatoren anschließen, etwa was Richarde udn Josiane betrifft. Die Fehde der beiden finde ich auch gut geschildert und die beiden Figuren sehr gut gezeichnet.


    Zu Thomas/Clément fehlt mir nichts, die Geschichte einer engen Freundschaft, die schließlich zu einer verbitterten Feindschaft wird, ist für mich rund udn zufriedenstellend abgeschlossen.


    Auch zu Alissende und Donatien fehlt mir nichts. Es sind (auch wenn Alissende kurzzeitig etwas mehr Raum einnahm) wichtige Nebenfiguren, aber eben immer noch Nebenfiguren. Sie haben ihre Rolle und füllen diese auch aus. Zwei Hauptstränge (Cléments Familie, Ghislain) sind völlig ausreichend. Ein weiterer, der ebenso viel Raum einnimmt, wäre zu viel, finde ich.


    Für mich stellt sich sogar noch die Frage, warum die beiden Hauptstränge in einem Buch erzählt werden. Für mich sind es (bis jetzt) zwei Geschichten. Sie beide in einem Buch zu erzählen ist dann sinnvoll, wenn beide Schicksale eng miteinander verwoben sind und sich gegenseitig bedingen - was hier aber bis kurz vor Schluss nicht der Fall ist. Lediglich eine längere Begegnung auf dem gemeinsamen Weg nach Paris ist dafür etwas zu dünn. Das hätte man schildern und dann nur einen Strang weitererzählen können. Für den weiteren Verlauf ist bisher weder für die einen (Clément und Anhang) noch für den anderen (Ghislain) der jeweils andere Strang erheblich.


    Ein anderer Grund, beiden so viel Raum zu geben, wäre, wenn sich am Ende die Schicksale/Leben verketten, was etwa durch eine Heirat von Ghislain und Jehanne der Fall wäre. Die halte ich aber für sehr unwahrscheinlich. Josiane hat Renaud damit beauftragt, nach einer Frau für Ghislain zu suchen. Bei ihren Plänen für Ghislain schwebt ihr da sicher eine Frau aus höherer gesellschaftlicher Stellung vor, als Jehanne es ist. Und wenn sich Ghislain seiner Mutter widersetzt und seine Freiheit von ihr wiedererlangen will und dazu zum Beispiel die Heiratspläne durchkreuzt, indem er ihnen zuvorkommt, dann wäre es logischer, er würde Alix wählen statt Jehanne. An sie (Jehanne) hat er genau einmal gedacht. Eine Liebesheirat wäre das von seiner Seite aus sicher nicht. Hm, vielleicht ist ihm der Bruch mit seiner Mutter das wert.


    Damit kein falscher Eindruck entsteht: Mir gefallen beide Erzählstränge sehr gut - Figuren, Handlung, Stil - und in beiden erfährt man viel zum damaligen Alltag. Wären es zwei Bücher, hätte ich beide gern gelesen. Noch fehlt mir etwas, was beides miteinander verwebt. Aber da kommt sicher noch was. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich alles am Ende zusammenfügt.

  • Vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche Rückmeldung. Es ist absolut nicht schlimm, wenn Du schreibst, dass Dir die tragfähige Verbindung zwischen den beiden Hauptsträngen fehlt. Das ist sogar sehr hilfreich, weil man ja selbst etwas betriebsblind wird beim Schreiben. Na ja, ich jedenfalls. Jedenfalls bin ich mir sicher, dass ich solche Anmerkungen beim nächsten Mal bedenken werde. Ich sage gerne später noch dazu, was ich mir dabei gedacht habe, die Sache so anzulegen. Eine akzeptable Erklärung muss das dann nicht sein, nur meine Sichtweise eben.


    Liebe Grüße


    Kirsten