Daniel Defoe - Die Abenteuer des Kapitäns Singleton

  • Es gibt immer wieder Autoren, deren Werke bis auf eines leider unbeachtet bleiben. Defoe wird immer "Robinson Crusoe" sein, dabei hat er einiges verfasst, was sich meiner Meinung nach durchaus mit "Robinson" messen kann!


    Nach einer wildbewegten Jugend verschlägt es den jungen Bob Singleton an Bord eines Schiffes mit Kurs um Kap Horn. Er beteiligt sich an einer Meuterei, und wird mir den anderen Aufrührern nach deren Niederschlagung auf Madagaskar ausgesetzt. Auf einem aus Wrackteilen zusammengeschusterten Floß setzten die Männer auf den afrikanischen Kontinent über, und versuchen nun, quer durch Afrika wandernd, in die Zivilisation zurückzukehren.


    Der Titel erweckt den Eindruck, als handele es sich bei dem vorliegenden Buch um eine Piratengeschichte, worauf ich damals auch hereingefallen bin. Meine Enttäuschung verwandelte sich jedoch sehr schnell in Begeisterung für diese großartige Schilderung von der Durchquerung Afrikas, aufgeschrieben ca. 150 Jahre bevor eine solche Reise tatsächlich unternommen wurde. Die Beschreibung der mühevollen Wanderung ließt sich wie die Abenteuerreisen eines Haggard und Zeitgenossen, der Leser wird nie mit stereotypen Landschaftsschilderungen gelangweilt, und die "Zwischenfälle" wirken nie so, als müsste das Buch auf jeden Fall dicker werden, egal wie.
    Eine tolle Abenteuererzählung, aufgrund ihres Alters auch gut für Jugendliche geeignet.

  • Zitat

    Original von Bodo
    Es gibt immer wieder Autoren, deren Werke bis auf eines leider unbeachtet bleiben. Defoe wird immer "Robinson Crusoe" sein, dabei hat er einiges verfasst, was sich meiner Meinung nach durchaus mit "Robinson" messen kann!


    Danke für die Vorsteluung dieses Buchs, habe ich sofort auf meine Wunschliste gesetzt.
    Ich glaube R.L.Stevenson geht es genau so, die meisten stzen ihn in Verbindung mit Der Schatzinsel, und nicht mit Jekyll & Hyde.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Zitat

    Original von Bodo:
    Es gibt immer wieder Autoren, deren Werke bis auf eines leider unbeachtet bleiben. Defoe wird immer "Robinson Crusoe" sein, dabei hat er einiges verfasst, was sich meiner Meinung nach durchaus mit "Robinson" messen kann!


    Ähnlich wie Defoe geht es auch noch einigen anderen klassischen Autoren aus dem Bereich der Abenteuerromane.
    Der von Sirius Black bereits genannte Robert L. Stevenson hat beispielsweise neben seiner berühmten "Schatzinsel" (und dem m.E. nicht weniger bekannten "Dr Jekyll&Mr. Hyde") auch noch "Entführt- Die Abenteuer des David Balfour" geschrieben, von der es eine bekannte Verfilmung von Disney aus dem Jahre 1960 gibt.
    Und auch James F. Cooper hat nicht nur "Lederstrumpf" verfasst, sondern auch "Der rote Freibeuter". Beide Bücher (im übrigen recht interessant und spannend) habe ich in einer für Jugendliche bearbeiteten Fassung gelesen, was ich eigentlich nicht so mag, aber leider waren sie nicht anders erhältlich.


    Defoes "Singleton" hatte ich im Urlaub in der von Bodo verlinkten Fassung dabei- und hätte mir anschließend gewünscht nur eine gekürzte Fassung gelesen zu haben. Ich fand es nämlich wirklich hart an der Grenze des Lesbaren. Ich lese des öfteren klassische Abenteuerromane- es lag also weder an der Sprache noch an der Tatsache, daß die Einwohner Afrikas ausnahmslos als wilde Neger beschrieben wurden. Soetwas liegt in der Entstehungszeit des Buches begründet und damit muß man rechnen.


    Die Durchquerung Afrikas macht nur einen gewissen Teil des Buches aus, der Rest beschreibt die Piratenabenteuer der Hauptperson, nachdem dieser seinen aus der Afrikareise erworbenen Reichtum durchgebracht hat. Bob Singleton bleibt dabei völlig farblos und einem deshalb auch absolut gleichgültig (zumal dessen Moralvorstellungen dermaßen unterentwickelt waren und auch sein bester Freund, ein Quäker, sich seine Gottesfurcht und Ehrlichkeit so zurechtgelegt hat, wie er es gerade brauchte). Zudem wurde ich an manchen Stellen das Gefühl nicht los als fehlten zum Verständnis wichtige Teile.
    Irgendwann begann ich den ziemlich unsympathischen Hauptpersonen, insbesondere Kapitän Bob, heimlich wilde Tiere, Skorbut oder einen Säbel an den Hals zu wünschen :grin


    Eine Empfehlung für Jugendliche würde ich daher eher nicht aussprechen- außer es sollte irgendwann einmal eine überarbeitete Fassung geben.
    Dieses Buch ist nur etwas für Liebhaber und Sammler, die es aus Gründen der Vollständigkeit im Schrank stehen haben wollen.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)