Junipers Spiel - Sherryl Jordan [14 - 17 Jahre]

  • Junipers Spiel
    von: Sherryl Jordan

    OT: The Juniper Game
    Aus dem Neuseeländischen Englisch von: Cornelia Krutz-Arnold

    ISBN: 3707401642 (esslinger laut amazon) / 3480206840 (esslinger laut Buch) / 3401023802 (arena)
    VERGRIFFEN, als Hardcover konnte ich es allerdings noch im Buchladen über den Verlag beziehen


    Ich stelle euch mal wieder ein Buch einer meiner Lieblingsautorinnen vor, "Junipers Spiel" von Sherryl Jordan. Sherryl Jordan, geboren 1949, lebt in Neuseeland, hat wunderschöne Jugendbücher im fantastischen Bereich geschrieben, die mit etwas Verspätung auch den deutschen Markt erreich(t)en. Diejenigen, die ich kenne, zeichnen sich vor allem durch eine im Fantasybereich ungewöhnliche Friedfertigkeit und tiefer als gewöhnlich gehende Handlungen aus.


    Dieses Buch spielt in der Realität, in der heutigen Zeit - zumindest auf den ersten Blick. Doch auch hier scheint Fantastisches, bzw. in diesem Buch wohl das, was man gemeinhin Esoterik nennt, durch. Juniper, 14 Jahre alt, ist beliebt, gut in der Schule, hübsch, hat einen ebenso gut aussehenden Freund. Dylan, ist dicklich, ungeschickt, schlecht in der Schule und hat zusätzlich noch Familienprobleme.


    Klarer Fall von klischeebehafteter Handlung könnte man denken. Weit gefehlt. Denn Juniper ist außergewöhnlich. Sie liebt das Mittelalter - ihr Zimmer ist mit Stroh ausgelegt - und hat übersinnliche Fähigkeiten. Ihre junge Mutter und deren Freund, der im Zigeunerwagen am Bach wohnt, reagieren darauf recht selbstverständlich. Sie sind selbst ungewöhnlich. Doch es geht tiefer als es scheint - ein Mädchen aus dem Mittelalter erscheint Juniper, wenn sie träumt, sie erlebt praktisch "zeitgleich" mit, was ihr, Johanna, geschieht.


    Um diese Erlebnisse einzufangen sucht sie einen begabten Künstler, dem sie per Telepathie Bilder, Eindrücke übermitteln kann, damit er sie auf Papier festhält. Leider nur ist ihr zeichenbegabter Freund erklärter Gegner alles Esoterischen ... Und hier kommt Dylan ins Spiel. Er ist der ruhigere Part in der Geschichte, jedenfalls zumeist. Mit seinem Talent fürs Zeichnen und seinem Interesse fürs Mittelalter ist er der ideale Partner (auf telepathisch-esoterischer Ebene zunächst).


    Man erlebt auf eine interessante Art und Weise die ersten Versuche der telepathischen Übermittlung mit. Schließlich beginnt sie statt einfachen Bildern, ihre Eindrücke aus Johannas Umgebung zu übermitteln. Die Ergebnisse, Zeichnungen, die entstehen, sind atemberaubend.


    Doch leider ist es nicht so schön, wie es sein sollte. Johanna, mit der Juniper immer mehr mitfühlt, wird der Hexerei angeklagt und soll auf dem Scheiterhaufen brennen. Dylans Eltern trennen sich und sowohl telepathische als auch die freundschaftlichen Bande zu Juniper werden immer stärker: er erlebt die auf einen Autounfall folgenden Alpträume mit. Kurzum, die Folgen werden immer unabsehbarer.


    Was als Spiel begonnen hat, wird ernsthaft - doch nie zu bedrohlich. Eher spannend. Und interessant. Denn auch in diesem Buch gibt es einen größeren Kontext, es geht um die Existenz von außergewöhnlichen Fähigkeiten der Kommunikation oder des Gespürs für den richtigen Augenblick (abzugrenzen von anderem Übersinnlichen wie Séancen, Reinkarnation etc.) und die Zeit. Sherryl Jordan unterstützt die Theorie, dass es fortschreitende Zeit, wie wir sie messen, nicht gibt, sondern eher eine "gleichzeitige", parallele Zeit, eine vorherbestimmte. Spannende Überlegungen. Zusätzlich gibt es noch einige Informationen übers Mittelalter.


    Wem dies zu tief geht, der sieht allerdings eine liebenswerte Geschichte zwischen zwei Jugendlichen, die sich verlieben, ein Abenteuer bestehen, in einer wunderbar gestalteten Romanlandschaft. Alle Nebengestalten werden greifbar, auch wenn sie nur kurz auftreten, Dylans Mutter mit ihren gescheiterten Diäten, sein Vater, bekümmert über seine Affäre mit der Volieren-Dame, seine putzigen jungen Geschwister, die Puppen in der Badewanne ertrinken, ebenso wie Junipers ungewöhnliche, lebensfrohe Familie oder ihr Freund, der von ihren Absonderheiten die Nase voll hat.
    Alle kann man verstehen, lernt man mögen.


    Fazit
    Ich kann nur sagen, ein wunderbares Buch, das mich wieder darin bestätigt, dass Sherryl Jordan leider eine unterschätzte Autorin ist.


    10/10 Punkten


    :wave bartimaeus