Asphalt Tribe - Morton Rhue

  • Klappentext:


    "Ein Glück, dass Morton Rhue mit diesem Buch dazu beiträgt, die Existenz von Straßenkindern in der 'Ersten Welt' ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken." Doris Schröder-Köpf


    Sie sind zu acht und nennen sich "Asphalt Tribe" - ein Stamm, der auf der Straße zu überleben versucht.
    Rainbow, die an der Nadel hängt, und der Anarchist Maggot, 2Moro und Jewel, die sich auf dem Strich den Rausch der Clubbing-Nächte verdienen, OG und sein Hund Pest, die kleine Tears und Maybe, die Berichterstatterin. Maybe erzählt von Kälte und Hunger, von Sozialarbeitern und Zuhältern, von durchtanzten Nächten und verschlafenen Tagen, von Stolz und Erniedrigung. Doch der Preis der Freiheit ist hoch und fordert tödlichen Tribut.


    "Asphalt Tribe" ist Realität pur. Nie zuvor wurde eindrücklicher beschrieben, wie sehr sich Straßenkinder in den wohlhabenden Ländern trotz greifbarer Perspektiven selbst blockieren. Dieses Buch ist ein präventiver Meilenstein." Markus Seidel, Initiator der Straßenkinder-Hilfsorganisation Off-Road-Kids


    Eigene Meinung:


    asphalt tribe ist mein bisher erstes buch von morton rhue, auch sein bekanntestes 'die welle' kenne ich nur namentlich. ein buch, über das ich gestern durch zufall in meiner bibliothek gestolpert bin und das ich gestern abend und heute früh gelesen habe, obwohl noch diverse andere lektüre hier
    rumliegt.
    es ist ausgesprochen ansprechend und fesselnd geschrieben, ich hatte echte schwierigkeiten, es nicht in einem rutsch durchzulesen.
    die schilderung des lebens der strassenkinder ist sehr realistisch, nichts beschönigend. gut gelungen sind die beschreibungen der tagesabläufe, der verschiedenen charaktere und der gefühle der erzählerin. einige male musste ich doch kräftig schlucken.
    ein winter in new york city mit schnee und kälterekorden ist kein zuckerschlecken. während die jugendlichen zuerst in einem leerstehenden haus unterkommen, müssen sie später mit einer plane unter einer brücke vorlieb nehmen. der stamm wird durch verschiedene umstände dezimiert, bricht auseinander bis er nicht mehr existiert.
    bis auf zwei ausnahmen sind alle erwachsenen absolute arschlöcher, kein wunder, dass man erwachsenen nie trauen darf. auch diese einschätzung halte ich aus sicht der protagonisten durchaus für angemessen.
    so weit so gut. für mich wäre 'ashalt tribe' ein wirkliches tolles, lesenswertes buch, wenn es sich auf die schilderung der erlebnissse der kids beschränken würde. aber leider belässt der autor es eben nicht bei der blossen schilderung, sondern versucht die entwicklung gezielt in eine bestimmte richtung zu lenken und zu moralisieren.
    so stellt sich heraus, dass der anarchist maggot, der immer einen klassenkämpferischen spruch auf den lippen hatte und das freie leben auf der strasse pries, in wahrheit ein heuchler ist, der die ganze zeit mit den eltern in kontakt stand und den stamm einfach im stich lässt, als er von seinen erzeugern wieder eingesammelt wird. die dreizehnjährige tears lässt sich reuhmütig zu ihren grosseltern bringen, nachdem sie in letzter sekunde den händen eines zuhälters entrissen wurde, und maybe fragt sich am ende, ob es nicht doch ein leben in geordneten bürgerlichen verhältnissen für sie geben könne. der rest inklusive des kleines hundes pest bleibt auf der strecke, stirbt bzw. ist dem baldigen tod geweiht.
    das alles ist dann für meinen geschmack doch ein wenig zu dick aufgetragen. genauso wie die tatsache, dass die jugendlichen als reine, gutherzige engel und die erwachsenen als abgrundtief bösartige schweine dargestellt werden. die einzige ausnahme, der mann der letztlich für die 'rettung' tears' und maybes verantwortlich zeichnet, ist dann allerdings wiederum schon so überzogen wohltäterisch, dass es ebenfalls unrealistisch wirkt. etwas weniger schwarzweissmalerei wäre hier sinnvoll gewesen.
    und ob der weg zurück in die gesellschaft der einzige ausweg für ein strassenkind ist, wie uns der autor glauben machen will, ob es also nur die entscheidung zwischen integration oder untergang gibt, wäre sicher auch diskussionswürdig.
    was mir persönlich die sache völlig vergällt, sind das in der deutschen fassung angehängte vor- und nachwort von frau schröder-köpf und herrn seidel. da werden von etablierter bürgerlicher seite so heftig die moralkeule geschwungen und der erhobene zeigefinger gezeigt, dass mir fasst schlecht hätte werden können.
    schade um ein wirklich gutes buch. wenn halt nur dieser belehrende anspruch, wie man ihn bei jugendbüchern leider viel zu häufig findet, nicht wäre.
    noch drei subjektive anmerkungen zum stilistischen. die strassenkinder sprechen für meinen geschmack viel zu sauber und anständig, da fällt die gesamten 200 seiten so gut wie kein schimpfwort. nunja, das mag vielleicht daran liegen, dass die us-amerikanische öffentlichkeit extrem prüde ist, was sogenannte 'four letter words' angeht und das buch sich ja offensichtlich an jugendliche leser wendet, der autor also probleme mit der 'zensur' umgehen wollte.
    und dass der übersetzer nicht in der lage war mohawk korrekt als iro(kesenschnitt) wiederzugeben, sondern es einfach bei mohawk beliess, brachte mich doch kräftig zum schmunzeln.
    eine schöne idee allerdings, dem leser von jedem der verstorbenen protagonisten einen retrospektiven lebenslauf zu präsentieren, als einleitung bevor er durch die handlung überhaupt von tod der betreffenden person weiss. selbst der kleine hund wird hier entsprechend gewürdigt.

  • Oh, wow, ich bin doch tatsächlich die erste, die hier antwortet. Das ist mir ja noch nie passiert.


    Also, ich habe das Buch in einem Morten-Rhue-Sammelband, bestehend aus "Ich knall euch ab" und eben "Asphalt Tribe" gelesen und ich muss sagen, ich kann beide Bücher nur empfehlen.
    Was ich an Rhue besonders bewundere ist, dass der Leser sich wirklich in die Situationen hineinversetzen kann, in denen die Hauptpersonen sich befinden (genauso ging es mir auch bei "Die Welle").
    Wenn man z.B. im Fernsehen etwas über Straßenkinder sieht, dann denkt man sich: Mann, sind die bescheuert! Gut, die haben vielleicht Probleme zu Hause, aber weglaufen ist keine Lösung, das kann man doch auch anders regeln!
    Doch in diesem Buch versteht man die Beweggründe der Personen viel besser, und etwas, was man vorher noch für komplett dämlich gehalten hat erscheint einem nun völlig logisch.
    Man könnte fast denken, dass der Autor all das selbst erlebt hat.


    Wo wir gerade dabei sind, gibt es eigentlich schon Rezis für "Die Welle" und "Ich knall euch ab"? :gruebel Mal nachgucken... Wenn nicht kann ich die ja schreiben.

    Bücher, die ich diesen Monat gelesen habe/lese/(hoffentlich) noch lesen werde:


    :lesend Dan Brown: Das verlorene Symbol
    :lesend Alison Goodman: Eona - Drachentochter

  • So, auch gelesen. Ganz schön heftige Kost. :wow
    Das Buch beschreibt das Leben und Sterben einer Straßenkindergang in New York. Erschütternd ehrlich.


    9 Punkte von mir. :wave

  • Habe gerade des Buch Asphalt Tribe zu ende gelesen.
    ich muss sagen wen man das Buch lest gibt es da wirklich sehr viel zu nachdenken.
    mir können da froh sein das mir ein Dach über Kopf haben was zu essen und eine Hygienemöglichkeit haben.