Der Großaktionär von Petros Markaris
Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (April 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3257065744
Über den Autor:
Petros Markaris, Jahrgang 1937, ist studierter Volkswirt und erlangte über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit durch seinen Kommissar Charistos, der in mehreren Büchern des Autors ermittelt.
Markaris wuchs in der Türkei auf, erlernte die deutsche Sprache an einer österreichischen Schule in Istanbul und schrieb nach seinem Studium Theaterstücke.
Im Diogenes Verlag sind bereits erschienen: Hellas Channel, Nachtfalter, Live!, Balkan Blues.
Über den Inhalt:
Nachdem Kristina Charistos erfolgreich ihr juristisches Studium beendet hat, eröffnet sie ihrem Vater Kommissar Charistos, eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen zu wollen, dem eine Woche Urlaub mit Freund Fanis auf Kreta vorhergehen soll. Charistos, der ein enges Verhältnis zu seiner Tochter pflegt und sich ein anderes Leben für seine einzige Tochter vorgestellt hat, ist entsetzt. Doch die Enttäuschung währt nicht allzu lange, da der Kommissar erfährt, dass eine Fähre nach Kreta gekidnappt wurde. Ausgerechnet auf dieser Fähre befinden sich Kristina und Fanis, doch der
Kommissar wird von den Ermittlungen ausgeschlossen. Zum selben Zeitpunkt beginnt ein Verrückter, Fernsehmodels zu töten.
Kommissar Charistos hat alle Hände voll zu tun.
Meine Meinung:
Als ich vor anderthalb Jahren mich auf eine Athenreise vorbereitete, tauchte in der Reiselektüre immer wieder ein Begriff auf: Kosmos. Wer diesen Begriff nachschlägt, wird auf eine griechische Herkunft stoßen und Erklärungen wie
(Welt-)Ordnung, Schmuck, Anstand finden. Doch für Griechen bedeutet dieses Wort vielmehr als die vorgenannten Übersetzungen.
Als ich beim Lesen Bekanntschaft mit Charistos Ehefrau Adriani schloss, wusste ich, dass Kosmos keine Erfindung deutscher Reiseführer sein kann. Adriani beherrscht die Art von Selbstinszenierung, die uns Mitteleuropäern völlig fremd ist und wirkt dabei absolut authentisch. Genau das Gegenteil ist Charistos. Als Teil der Mittelschicht verkörpert er den bodenständigen und politisch interessierten Athener Familienvater, dem es nicht um Ruhm und Anerkennung, aber um Gerechtigkeit geht.
Im vorliegenden Krimi wird der Kommissar vor eine Doppelbelastung gestellt:
seine geliebte Tochter gelangt in die Hände von Geiselnehmern und in Athen werden Homosexuelle ermordet.
Wichtiger als die Lösung dieser Fälle ist jedoch der Weg dorthin. Es geht dem Autor weniger um Action und Spannung als um die Schilderung dessen, was die Athener bewegt, welcher Kitt eine griechische Familie zusammenhält und wie der Normalbrüger den Widrigkeiten des Alltags trotzt. Gesellschaftskritische Anmerkungen spart Markaris dabei nicht aus, ohne über die aktuelle Politik zu lamentieren. Trotz des Plaudertons hat Markaris bei der Handlung eine straffe Federführung walten lassen, die den Roman nicht aus dem Ruder laufen lässt. Zur Qualität des Romans trägt darüberhinaus der Kenntnisreichtum des Autors bezüglich der griechischen Medienlandschaft bei, der Krimi letztlich zum Genuss für den Leser werden lässt.
Mein Fazit:
Wer sich von den alkoholkranken Kommissaren Skandinaviens wegbewegen möchte und keine Action benötigt, dem sei Petros Markaris wärmstens ans Herz gelegt!