"Der Kameramörder" von Thomas Glavinic

  • Nachdem ich vor einiger Zeit "Die Arbeit der Nacht" von Thomas Glavinic
    Rezension zur "Die Arbeit der Nacht"
    gelesen hab...war jetzt dieses hier an der Reihe.


    Kurzbeschreibung
    Seit Menschengedenken hat es kein so sommerheißes Osterfest gegeben wie jenes, an dem der Ich-Erzähler und seine Lebensgefährtin ihre Freunde besuchen. Dass diese Hitze keine Übertreibung ist, wird unaufhörlich durch Fernseh- und Radionachrichten bestätigt, denen die zwei Frauen sich aussetzen, teils süchtig, teils widerwillig. Zwar waren sie zu vergnüglichem Spiel, für gemütliche Abende und gemeinsame Aufenthalte im Freien zusammengetroffen, doch hält stattdessen ein ungeheures Verbrechen die vier, die ganze Gegend, bald Österreich und Deutschland und schließlich die zivilisierte Welt in Atem: Ein Mann, der Kameramörder genannt, hat drei Jungen in seine Gewalt gebracht, zwei von ihnen gezwungen, sich umzubringen, und dies alles mit Video gefilmt. Bei den vier Freunden mischen sich Lust an der Sensation und Abscheu gegenüber dem Verbrechen, und zumindest der Berichterstatter scheint zwischen den Banalitäten einer festlich gemeinten, stupiden Bewegung, den Abgründen einer Untat und dem Taumel der Einschaltquoten in keiner Weise unterscheiden zu können.


    Rezi:
    Ein einem Osterwochenende treffen sich zwei befreundete Pärchen um ein paar schöne gemeinsame Tage zu verbringen. Diese werden durch ein grauenhaftes Ereignis überschattet. In der Nähe des Hauses in dem die Gastgeber und das befreundete Pärchen ihren Urlaub machen passiert das Unglaubliche. Ein Unbekannter bringt zwei Geschwister dazu Selbstmord zu begehen und filmt diese dabei. Nachdem das Filmmaterial an einer Raststätte aufgefunden wird herrscht in dem Örtchen Chaos. Die Nachrichten berichten von nichts anderem mehr. Die Jagd nach dem perversen Mörder beginnt. Erst auf der letzten Seite des Buchs erfährt man die unglaubliche Wahrheit über den Täter.


    Wie "Die Arbeit der Nacht" hat auch dieses Buch ein seltsames Gefühl bei mir hinterlassen. Mit seinen ca. 150 Seiten ist das Buch schnell gelesen ....was die Geschichte aber nicht minder interessant und spannend macht.

  • Das Buch hab ich vor 6 Jahren gelesen. Ich fands auch sehr interesssant und verwirrend (im positiven Sinne).
    Empfehlenswert!

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Das Buch habe ich vor einiger Zeit ebenfalls gelesen und es hat mir gut gefallen.
    Hier meine kurze Meinung:


    Ein Ehepaar besucht ein befreundetes Paar in dessen Haus in der Steiermark. Sie wollen die Ostertage miteinander verbringen.
    Im Fernsehen hören sie von dem brutalen Mord an zwei kleinen Jungen, die mit der Kamera von dem Mörder aufgezeichnet wurden. Die Morde sind ganz in der Nähe geschehen.
    Immer wieder unterbrechen die Freunde ihr Spiel, um die Nachrichten zu verfolgen. Sie werden schon fast süchtig nach Neuigkeiten, wobei jeder ein wenig anders dabei reagiert. Das Grauen schreckt ab und fasziniert gleichzeitig.
    Dabei wird es immer voyeuristischer - ein Sender will den Film mit den grausamen Morden in der Nacht zeigen.
    Das Ende des Romans ist unvorhersehbar.
    Im Grunde kann man diesen Roman auch als Medienkritik und Kritik an der Sensationslust verstehen.


    Das Geschehen wird distanziert und eigentlich auch emotionslos von dem Ich-Erzähler berichtet. Dabei kommt keine direkte Rede vor, auch gibt es keine Kapitel oder Absätze.


    Der Roman wurde mit dem Glauser-Krimipreis 2002 ausgezeichnet; wobei es für mich aber kein typischer Kriminalroman ist.

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Als Kriminalroman im herkömmlichen Sinne würde ich "Der Kameramörder" auch nicht bezeichnen. Es mag zum Teil Medien- und Gesellschaftskritik sein, zusätzlich allerdings hat es satirische Anleihen.


    So richtig genießen konnte ich das Lesen nicht, denn das ebook ist schlicht gräßlich formatiert, hängt sich laufend auf beim Versuch einer Seitennavigation, enthält Seiten, die gerade einmal ein Wort aus dem Fließtext enthalten usw. Nun gut, das kann man dem Autor nicht anlasten.
    Gefesselt hat mich der Text irgendwie schon, immerhin habe ich noch bis nach Mitternacht gelesen, auch wenn die Beschreibung des Videos schon recht hart ist. Der gewählte Schreibstil mit den gewollt hochgestochenen Formulierungen, die nicht so recht gelingen und damit etwas Komisches besitzen, fand ich gut gemacht, die Auflösung am Ende kam für mich allerdings nicht so richtig überraschend, da gab es doch einige Hinweise im Verlauf.
    Für ein Frühwerk durchwegs passabel, allerdings mit viel Luft nach oben.