Unser indianisches Leben, wie ich es seit meiner Kindheit kannte, ist vergangen. Für Immer.
Originaltitel: 500 Nations
Regisseur: Jack Leustig
Präsentiert von: Kevin Costner
Sprachen: Deutsch / Englisch
Laufzeit: 8 Folgen, zusammen ca. 394 Minuten
FSK: ab 6 Jahren
Erschienen: Film (TV): 1994 / DVD: 2004
Amazon-Nr.: B00023EDHG
EAN: 7321921962974 (Firma: Warner Home Video)
Weitere Angaben im Internet:
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Kurzinhalt
Das Bild der Indianer ist bei den meisten von uns durch das Kino geprägt, wo Leinwandhelden ganze Armeen von feindlichen Rothäuten bekämpfen. Der wilde Indianer auf dem Kriegspfad, der über die weite Prärie reitet, ist nach wie vor das Symbol für alle amerikanischen Indianervölker.
Kevin Costner präsentiert in dieser achtteiligen Dokumentation die Geschichte aus der Sicht der Indianer und gewährt uns faszinierende Einblicke in Kultur, Leben und Geschichte der 500 Völker, die einst den amerikanischen Kontinent besiedelten.
Die einzelnen Folgen (je ca. 48 Minuten):
1. Maya, Missisippi-Indianer, Anasazi
2. Aufstieg und Fall der Azteken
3. Zusammenprall zweier Welten: Enrique und Kolumbus
4. Die europäische Invasion: Häuptling Metacom führt den Krieg
5. Im Hexenkessel von Revolution und Bürgerkrieg: Überlebenskampf der Indianervölker
6. Häuptling Tecumseh: Der Traum vom eigenen Land der Indianer
7. Besiedlung des Westens: Mord und Vertreibung (die Stämme der Plains)
8. Geronimo und Chief Joseph: Verzweifelter Kampf um die Freiheit
Meine Meinung
Was für eine Serie! Hart. Aufrüttelnd. Unbequem.
Ich habe mir die acht Folgen in den letzten Wochen angesehen, wobei mehr als eine pro mehrere Tage nicht zu verkraften war. Dabei waren mir die schlimmsten (oder viele der schlimmsten) Begebenheiten schon bekannt (Stichworte Massaker am Sand Creek oder Wounded Knee, „Amerikanisierung“ der indianischen Jugend). Es gibt auch keine schlimmen Bilder oder nachgestellte Szenen. Doch bisweilen ist das Zeigen eines Originalschauplatzes mit gleichzeitigem ruhigem Erzählen der Begebenheit, teilweise durch Augenzeugen, schlimmer als die schlimmsten Horrorszenen in einem Film. Doch der Reihe nach.
In acht Folgen mit je etwa 48 Minuten wird die Geschichte der indianischen Völker durch die letzten fünfhundert Jahre hindurch erzählt, und zwar aus deren Sicht. Es beginnt etwa mir der Ankunft der Spanier, setzt sich fort mit Kolumbus, geht bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und endet mit einem „Epilog“, in dem heute lebende IndianerInnen zu Wort kommen. Erschütternd der Kommentar einer Cherokee (Dakota M. Boone), die daran erinnert, daß in einigen Verträgen steht „solange das Wasser fließt.“ Doch die Flüsse trocknen aus. Was wird dann mit ihr, mit ihren Kindern geschehen?
Für diese Dokumentation kamen die heute so verbreiteten nachgespielten Szenen oder CGI nur sehr sparsam zum Einsatz. Zu Beginn jeder Folge wird man von Kevin Costner begrüßt, der ein paar Sätze zum Inhalt sagt. Dann folgen in ca. 15-minütigen Abschnitten die Berichte zum Thema. Meist sieht man im Bild Originalaufnahmen der Schauplätze, wie sie sich heute darbieten, oder historische Fotos, Gemälde oder passende Gegenstände. Dazu wird der Text gesprochen, oft von Zeitgenossen der behandelten Stämme, dazwischen immer wieder Kommentare heute lebender Indianer verschiedener Stämme. Was sich hier so trocken liest, es es überhaupt nicht. Gerade diese ruhige Erzählweise ist es, die mich an manchen Stellen mehr erschüttert hat, als das eine Filmszene je vermocht hätte.
In Kalifornien haben 10% der ursprünglichen Bevölkerung den Goldrausch überlebt - man stelle sich das einmal vor! Kalifornieren war eine der am dichtesten besiedelten Gegenden Nordamerikas, bevor die Weißen dort einfielen. Überhaupt wird mit den unangenehmen Wahrheiten nicht hinter dem Berg gehalten, Roß und Reiter genannt und nichts beschönigt. Es ist kein gutes Licht, was da auf die Weißen Einwanderer fällt. Was das Schlimme ist ist, daß sich an der Einstellung gegenüber den indigenen Völkern bis heute nicht viel geändert hat. Der Leidensweg ist noch nicht zu Ende, sie kämpfen noch immer mit den gleichen Problemen wie die letzten dreihundert Jahre.
Die (versuchte) Vernichtung der nordamerikanischen Indianer ist der größte Völkermord der Geschichte (in den Folgen fielen auch die Worte „Holocaust“ und „KZ“, letzteres in Bezug auf die Reservate), er findet weiterhin statt, und er wurde niemals gesühnt. Es hinterläßt einen mehr als nur schalen Geschmack, wenn die dafür verantwortliche Nation für Werte wie „Freiheit“ oder „Gleichheit der Menschen“ eintritt, wenn diese innerhalb des eigenen Territoriums weder umgesetzt wurden noch werden.
Erstaunt hat mich immer wieder die Gelassenheit und Weisheit der Indianer, früher wie heute. Ich habe ziemlich bald aufgegeben, Sätze mitzuschreiben. Ich hätte sonst gleich ein Protokoll anfertigen können. Hätte man sich deren Lebensweise angepaßt (und diese nicht als "rückständig" verschrien und versucht zu vernichten), wäre es heute um die Welt und die Natur um ein vielfaches besser bestellt. Aber vielleicht besteht noch Hoffnung.
Kurzfassung:
Ruhig und aus der Sicht der Betroffenen wird die Leidensgeschichte der indianischen Völker Amerikas durch die letzten 500 Jahre erzählt. Interessant auch durch die vielen Originalzeugnisse. Empfehlenswert.
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