Pilot am Scheideweg – Robert P. Davis

  • Ullstein 1986, 155 Seiten
    Originaltitel: The Pilot


    Handlung:
    Flugkapitän Mike Hagen ist unzufrieden mit seinem Leben. Im Büro seines Flugzeugs, wie er das Cockpit der DC 8 nennt, fühlt er sich nicht wohl. Wie gerne flöge er wieder wie früher in einer offenen Maschine als Landwirtschaftspilot über die Felder Floridas. Seine Frau – vor langer Zeit einmal seine große Liebe – will davon jedoch überhaupt nichts wissen, und Mike bringt es nicht fertig, sich gegen ihren Willen zu behaupten. Er beginnt zu trinken, und verachtet daher sein Dasein noch mehr. Obwohl er jetzt seinen Tagesablauf genau von einem Whiskey zum anderen einteilt, ist er dennoch der Auffassung, dass die Trinkerei seine fliegerischen Fähigkeiten nicht beeinträchtigt.
    Als das Flugzeug dann aber wegen schlechten Wetters in eine kritische Situation gerät, trifft er eine unverantwortliche Entscheidung, um rechtzeitig zu seinem Whiskey, zu seinem Nothelfer zu kommen.



    Meine Rezension:
    Dieser Roman gehört zwar zur unterhaltenden Belletristik, diesen pathetischen deutschen Titel hat er aber nicht verdient.
    Der Roman behandelt ein heikles gesellschaftliches Thema. Mike Hagen ist ein Alkoholiker, ein schwerer Trinker sogar. Das ist weit verbreitet, aber Mike ist Pilot von Passagierflugzeugen. Früher war er ein draufgängerischer Pilot, der die Felder besprühte und sein ganzes Flugkönnen einsetzen konnte. Das starre Fliegen von Passagierflugzeugen frustriert ihn.
    Mike lebt in einer gescheiterten Ehe, hat aber eine Affäre mit der attraktiven Stewardess Nancy Carrington.


    Ungewöhnlich ist Mikes Einstellung. Nie in dem Roman hat er wirklich vor, das Trinken aufzugeben, er will es nur kontrollieren. Dafür besucht er sogar einen Psychiater, das hat aber keinen Erfolg bei ihm.
    Nur langsam merkt Mike, wie er die Kontrolle verliert. Jetzt muss er schon regelmäßig während des Fluges trinken. Dafür hat er eine Flasche Whisky in der Toilette des Flugzeuges versteckt.
    Und langsam werden die Anzeichen deutlicher, die auch seine Kollegen bemerken.



    Der Autor bleibt kontinuierlich bei seinem Thema und nah am Protagonisten, der nicht sehr sympathisch ist, aber dafür sehr präsent. Wie Mike am Anfang des Romans total verkatert erwacht, und dann seine morgendliche Routine, wieder einigermaßen fit zu werden, sind gelungen beschrieben. Das erinnert mich auch an den Film Das verlorene Wochenende.


    Es überzeugt auch, die Denkweise eines Alkoholikers mit seinen Selbstbetrügen so genau geschildert zu sehen. Die falsche Selbsteinschätzung von Trinkern ist auch im Straßenverkehr nicht unbekannt.
    Der intensive Stil zwingt den Leser, die Handlung spannungsgeladen zu verfolgen.
    Der Roman wurde auch verfilmt, der Autor selbst schrieb am Drehbuch mit, jedoch ohne die gleiche Intensität des Romans zu erreichen