The End von Ulrich Hofmann
ISBN: 9783746624501
Aufbau Verlag
384 Seiten, 9,95 Euro
Handlung: Alexander Gast ist theoretisch 10 Jahre alt, denn er weiß weder, woher er kommt, noch wer er war, bevor er mit einer Tasche voller Geld nach Berlin kam, um sich dort dauerhaft in der Pension „Oskar“ einzumieten. Sein Gesicht ist genauso leer, wie sein Handeln, denn wie programmiert leiht er sich Tag für Tag Videos und DVDs aus den umliegenden Videotheken und verbringt seine Zeit in seinem Zimmer, um von morgens bis abends diese Filme anzusehen. Bald besitzt er ein großes Fachwissen und durch Zufall wird eine Stelle in seiner Lieblingsvideothek frei. Auch wenn er genug Geld hat, um nicht arbeiten zu müssen, nimmt er die Stelle an und auf einmal häufen sich die ungewöhnlichen Ereignisse in seiner Umgebung. Hollywoodschauspieler tauchen in seiner Nähe auf sprechen ihn an und scheinen wichtige Botschaften für ihn zu haben, eine Synchronstimme telefoniert mit ihm und „ganz zufällig“ verliebt sich eine Schauspielerin in ihn. Und dann gibt es da den Drehbuchautoren Dix, der ihn immer genau zu dem Zeitpunkt anruft, wenn Alexander ihn sprechen möchte. Als plötzlich Doc Brown aus „Zurück in die Zukunft“ Kontakt zu ihm aufnimmt und mit ihm über die manipulative filmische Technik der „Subjektiven Kamera“ diskutiert und kurze Zeit später überfahren wird, beginnt Alex sich langsam Gedanken zu machen. Immer wieder erfährt der Leser etwas über die dunkle Seite seiner Herkunft und als überall in der Stadt Filmplakate für den Film „The End“ auftauchen, wird der Verdacht, Alexander könnte Opfer einer Inszenierung sein, immer größer. Alles weißt darauf hin, dass er in diesem Film mit gewirkt hat und dass er Teil eines perfiden Plans einer Organisation ist, die ungleich mächtiger als die Mafia ist. Welches Ziel sie verfolgt und welche Rolle Alexander dabei spielt, wird sich bald zeigen...
Meine Meinung: Ich muss sagen, es fiel mir schwer, mich mit diesem Protagonisten anzufreunden. Vielleicht lag es auch in der Absicht des Autors, dass man zu Beginn der Handlung auf Distanz bleibt und als interessierter Beobachter zusieht, was Alexander Gast erlebt. Alexander ist über viele Seiten nur eine leere Hülle – er atmet, er isst und er redet über Filme. Gefühle, Stimmungen, Erinnerungen, irgendeine menschliche Regung – Fehlanzeige. Er kam mir vor wie ein Roboter, der ferngesteuert wurde und sich über sein Handeln keine Gedanken macht. Wie sonst ist es zu erklären, dass er, der Filmfreak völlig gelassen zur Kenntnis nimmt, dass Julia Roberts in die Videothek kommt und mit ihm über subjektive Kameraeinstellungen sprechen möchte?
Er führt im Laufe der Zeit unzählige Monologe über Filme, Filmschauspieler, Kameraeinstellungen und Drehbücher und genau das ist mein Kritikpunkt, denn was als „rasanter Thriller“ beworben wird, verliert durch dieses ständige parlieren die Rasanz und verleitet zum Querlesen, um in Erfahrung zu bringen, wann denn nun wirklich einmal etwas Spannendes geschieht. Sicherlich finden sich Ansätze der Spannung und dadurch, dass immer wieder Kapitel, die von der dunklen Vergangenheit Alexanders handeln, eingestreut werden, wird die Neugier aufrechterhalten. Und man fragt sich die ganze Zeit, was genau das Ziel dieser Story sein wird, die auf jeden Fall eines ist: Eine sehr ungewöhnliche Grundidee, die in dieser Form noch nicht so häufig in der Thriller-Landschaft existieren dürfte.
Würde sich der Protagonist über Bücher auslassen und wäre Bibliothekar oder Buchhändler, so hätte mich die Geschichte sicherlich mehr begeistert. Von einem Protagonisten, dessen Handeln ich nicht nachvollziehen kann und der mir die ganze Zeit seltsam fremd bleibt, seitenlang etwas über Filme erzählt zu bekommen, die ich nicht kenne und deren Kameraeinstellungen mir nichts bedeuten, lässt mich für dieses Buch nur 6 Punkte geben. Wer sich allerdings zu den Filmfans zählt, für den ist dieser Thriller sicherlich ungleich interessanter und der wird bei den geschilderten Szenen bestimmt viele Dinge wieder erkennen und sich deshalb wohl eher mit dem Buch anfreunden können.