Über den Autor
Eric Baumann wurde 1970 in Luzern geboren. Er studierte in Bern, Amsterdam und Lissabon. Mit zwölf Jahren gründete er ein Magazin über Popmusik. Seit 2002 arbeitet er als Wirtschaftsjournalist für den Schweizer Tages-Anzeiger. Eric Baumann wohnt in Zürich.
Kurzbeschreibung:
Er ist jung, erfolgreich, frisch verliebt - und auf dem Karrieresprung. Dem Journalisten Eric Baumann steht die Welt offen. Doch sein Körper spricht eine andere Sprache, schickt Kopfschmerzen, Sprachaussetzer, Sehstörungen. An seinem 34. Geburtstag erfährt Eric Baumann, dass er einen bösartigen Gehirntumor hat, der sofort operiert werden muss. Seine Überlebenschancen sind auch nach der Operation gleich null. Ab diesem Zeitpunkt steht über jedem schönen Augenblick die Frage: Werde ich das je wieder erleben? Dennoch gibt Eric Baumann auch in Momenten tiefster Verzweiflung nicht auf. Mit offenen Augen schaut er in die Welt und wehrt sich mit Lebensfreude und Mut nun schon mehr als drei Jahre gegen den sicheren Tod.
Meine Rezension
Eric ist Journalist, 33, und voller Pläne: Er hat sich entschieden, als Korrespondent für seine Zeitung nach England zu gehen und sitzt schon auf gepackten Koffern, als er Alice kennen lernt. Sie entschließen sich dafür, eine Fernbeziehung zu führen, doch dazu wird es nicht kommen.
Immer wieder hat Eric Kopfschmerzen, die er auf die leichte Schulter nimmt. An Migräne denkt er, an einen eingeklemmten Nerv – die Erklärung für den Schmerz hat er leicht zur Hand und so doktert er auch mehr oder weniger selbst an sich herum, bis er kurz vor seinem 34. Geburtstag nun auch plötzlich noch massive Sehstörungen bekommt und auf dringendes Anraten Alices zur Untersuchung in die Uniklinik geht.
An seinem 34. Geburtstag erhält er die niederschmetternde Diagnose Gehirntumor, der Eingriff wird bereits wenige Tage nach der Diagnose bei vollem Bewusstsein vorgenommen.
Er erfährt, dass er ein Glioblastom der Klasse IV hat, sozusagen der Tyrannosaurus Rex unter den Gehirntumoren – diese Diagnose und die damit verbundenen Zukunftsprognosen verändern sein Leben nachhaltig.
Doch worüber ich mich beim Lesen, ehrlich gesagt, aufgeregt habe: Er ist nach wie vor achtlos im Umgang mit seiner Gesundheit. Sauerstoff? Brauche ich nicht. Schmerztabletten? Nehme ich nicht. Stützstrümpfe? Wozu das denn? Chemotherapie? Muß nicht sein. Medikamente gegen Epilepsie? Kann man die Dosis reduzieren. Das hat mich wirklich genervt und die eine oder andere Nachlässigkeit rächt sich denn folgerichtig auch.
Doch natürlich stellt sich hierbei auch die Frage (von der jeder hofft, er muß sie sich im Leben nie stellen): Wie würde man selbst damit umgehen, damit leben, wenn man eine Prognose bekommt, dass man eine ganz große Ausnahme wäre, würde man in fünf Jahren noch am Leben sein.
Es dauert, bis Eric Baumann lernt, mit seiner Krankheit zu leben. Er bemüht sich, wieder teilweise in das Berufsleben zurückzukehren und er macht Reisen, die er bisher nicht machte.
Doch seine anfängliche Ablehnung der Chemotherapie rächt sich: nach einem halben Jahr kommt es zu einer Rückkehr des Krebses. Diesmal willigt er in die Chemo ein.
Das Buch ist ein interessantes Buch über den Umgang mit einer verheerenden Diagnose, doch es hat mich leider recht unberührt zurückgelassen. Ich muß zugeben, ich war auch verärgert über den scheinbar laxen Umgang des Autors mit seiner Krankheit, denn er will ja nach wie vor leben. Es ist ja nicht so, dass er aus purem Fatalismus Therapien ablehnt etc. Daran hatte ich wirklich zu knabbern.
Was ist mit der Beziehung zu Freunden, zur Familie, Gedanken, Gefühle, Hoffnungen? Der emotionale Part ist mir in diesem Buch zu kurz gekommen, „sachliche Emotionen“ überwiegen. Der Autor schreibt über Therapien und Statistiken, über Chancen und Therapien wie QiGong, aber er lässt den Leser nicht an sich ran. Fraglich ist natürlich, ob das überhaupt seine Intention ist.
Es ist ihm zu wünschen, dass er trotz seiner Krankheit noch ein langes, symptomfreies Leben führen darf.
Weitaus mehr berührt hat mich allerdings „Es wird mir fehlen, das Leben“ von Ruth Picardie, das trotz des traurigen Ausgangs für mich DIE Hommage ans Leben schlechthin ist. Oder auch „The Last Lecture“ von Randy Pausch, leider auch mit unglücklichem Ausgang.
[URL=http://www.tagblatt.ch/magazin/leben/tb-le/Ein-Leben-auf-Abruf;art126,1226732]Hier[/URL] habe ich noch einen Bericht über den Autor verlinkt.