OT: Il passato è una terra straniera
Kurzbeschreibung:
Giorgio ist in jeder Hinsicht perfekt: er ist ein mustergültiger Sohn und ein strebsamer Jura-Student, er hat eine nette Freundin und ganz konkrete Vorstellungen davon, wie sein Leben einmal aussehen soll. Als er eines Abends jedoch auf den charismatischen Francesco trifft, einen ebenso undurchschaubaren wie charmanten Nichtstuer, fällt er gleichsam aus seiner kleinen Welt. Denn Francesco übt eine fatale Faszination auf Giorgio aus, der seinerseits alles dafür tun würde, damit etwas von Francescos Glanz auf ihn fällt. Und so gerät der unerfahrene Giorgio immer tiefer in den Sog der zwielichtigen Welt seines neuen Freundes: Bei konspirativen nächtlichen Treffen lernt er nicht nur das illegale Glücksspiel kennen und lieben, sondern auch alle Tricks der Falschspieler. Ohne lange nachzudenken wirft Giorgio all seine Pläne und Vorhaben über Bord, um in Francescos Welt Karriere zu machen…
Über den Autor:
Gianrico Carofiglio, geboren 1961 in Bari/Italien, arbeitet als Anti-Mafia-Staatsanwalt in seiner Heimatstadt. Er hat mehrere Romane veröffentlicht, darunter Kriminalromane um den Protagonisten Guido Guerrieri, einem als Strafverteidiger tätigen Rechtsanwalt. Die Romane zeichnen sich vor allem durch die lebhafte Schilderung spannungsvoller Gerichtsszenen aus. Die Bücher von Carofiglio wurden in Italien mit zahlreichen literarischen Preisen geehrt, u.a. mit dem renommierten "Premio Bancarella 2005", in Deutschland 2008 mit dem "Radio-Bremen-Krimipreis".
Meine Rezension:
In seinem neusten Roman, der nicht zur Reihe um Avvocato Guido Guerrieri gehört, beschreibt Carofiglio den Weg eines jungen intellektuellen Mannes in einen gefährlichen Strudel aus Abhängigkeit, Glücksspiel und Gleichgültigkeit, der ihn und sein bisheriges Leben völlig auf den Kopf stellt. Gewohnt routiniert und doch messerscharf sind Carofiglios Beobachtungen, die der Leser aus der Sicht Giorgios macht. Zunächst völlig harmlos, doch dann immer schneller und offenbar immer zwangsläufiger dreht sich der Strudel, dem Giorgio zunächst mit Neugier und Euphorie begegnet und seine leisen Zweifel unterdrückt. Soweit ein interessanter und auch gut umgesetzter Plot.
Allerdings gibt es noch einen parallelen Erzählstrang, der mit der Hauptgeschichte nichts zu tun zu haben scheint. Obwohl bekennender Fan von parallelen Handlungssträngen, hat mir diese hier nicht besonders gefallen. Die beiden Geschichten greifen während des ganzen Romans auch nicht ansatzweise ineinander, vielmehr wirkte es so auf mich, als wäre nach der eigentlichen Geschichte noch dieser Erzählstrang eingefügt worden und das ziemlich lustlos. Dieser Eindruck wird auch auf den letzten Seiten nicht aufgehoben, im Gegenteil, der Schlussteil vermag zwar einiges zu verbinden und erklären, doch es ergibt sich kein ineinander gefügtes Gesamtbild. Stattdessen endet jeder der beiden Handlungsstränge und das auch noch unbefriedigend. Ob sich mir der höhere Sinn nur nicht erschlossen hat oder mein oben geschilderter Eindruck stimmt, vermag ich für andere Leser nicht zu beurteilen, bei mir bleibt nach dem Lesen jedoch ein schales Gefühl und der Gedanke "Schade, das kann er doch besser!" zurück.
Deshalb nur 6 Punkte von mir.