Historische Serienmörder - Michael Kirchschlager

  • Historische Serienmörder
    Menschliche Ungeheuer vom späten Mittelalter
    bis zum Ende des 19. Jahrhunderts


    Michael Kirchschlager
    ISBN: 978-3934277137
    Verlag Kirchschlager
    260 Seiten, 22 Euro



    Der Autor: Michael Kirchschlager wurde am 23. April 1966 in Staßfurt (Sachsen-Anhalt) geboren. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Nach dem Abitur 1984 studierte er von August 1986 bis Juli 1991 Germanistik und Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit Abschluss als Diplom-Historiker. Im November 1990 zählte er neben dem Archäologen Thomas Stolle zu den Gründungsmitgliedern des Runneburgvereins, des größten historischen Vereins Thüringens, dessen Vereinsvorsitzender er heute ist. Seit Oktober 1992 ist er freischaffend als Historiker tätig. Unter dem Titel „Ich will ein guter Koch sein – Küchengeheimnisse des Mittelalters und der Renaissance“, publizierte er 300 der kuriosesten und schönsten Rezepte aus Mittelalter und Renaissance. Das Buch bildete die Grundlage seiner „Tätigkeit“ als Küchenmeister Michael in der ARD/ MDR/ arte Produktion Abenteuer-Mittelalter (2005). Heute arbeitet Michael Kirchschlager als Historiker, Verleger und Schriftsteller in Arnstadt.


    Buchrückentext: Ihre Mord- und Greueltaten versetzten ganze Landstriche in Angst und Schrecken. Sie mordeten dutzend-, ja hundertfach. Einer von ihnen brachte es auf fast 1.000 Morde. Satan selbst war ihr Bundesgenosse - das glaubten jedenfalls unsere Vorfahren. Ihrem grausamen Wüten folgten ebenso unmenschliche Hinrichtungen. Sie wurden mit glühenden Zangen gerissen, gerädert, gespießt, gevierteilt. Die Rede ist von Serienmördern. In diesem Band werden erstmalig die bekanntesten, aber auch zahlreiche unbekannte historische Serienmörder vorgestellt. Kriminalhauptkommissar Stephan Harbort schrieb das einleitende Vorwort. Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe, spannt den Bogen zur Gegenwart und beleuchtet das Leben des schlimmsten Serienkillers des 20./21. Jahrhunderts.


    Meine Meinung: Um es vorweg zu sagen, dies ist kein Buch für zarte Gemüter. Sind bei vielen Thriller-Autoren mittlerweile grausame und blutige Detailschilderungen modern geworden, um Aufmerksamkeit auf dem heiß umworbenen Buchmarkt zu erlangen, so kann sich der Leser eines solchen Werkes doch beruhigt beim Lesen zurück lehnen und sich seiner Gänsehaut freuen, denn letztlich ist das meiste nur Fiktion.


    Ganz anders sieht es in diesem Buch aus, denn hier finden sich tatsächlich geschehene Morde, deren Grausamkeiten dank vieler erhaltener Dokumente noch heute erschüttern. Stephan Harbort, der in Deutschland als Experte für Serienmorde und Täterprofile gilt, stellt dem Ganzen seinen Bericht „Serienmörder, Mensch und Monster“ voran, in dem er u.a. versucht, die Faszination zu erklären, die Serienmörder schon immer auf die Menschen ausgeübt haben.
    Dann finden sich beginnend mit der legendären Bean-Family (ein schottischer Kannibalenclan um 1436) die Berichte über die verschiedensten Täter, die immer eines gemeinsam hatten: Sie mordeten unzählige Male. Es finden sich Raubserienmörder, Kannibalen, Sexualstraftäter ebenso, wie Giftmörderinnen und Sadisten - Kirchschlager nennt zum Teil ihre Motive, so sie überliefert sind und nimmt den Leser mit auf eine grausige Reise quer durch Europa. In sachlicher klarer Sprache schildert der Autor die unterschiedlichsten Taten, ohne Effekthascherei, aber so lebendig, dass es niemals Langweilig wird.


    Anhand der chronologischen Einteilung zeichnen die Morde, Geständnisse und Bestrafungen auch ein Bild der damaligen Gesellschaft, ihrer Justiz und Vorstellung von Gerechtigkeit.


    Der Schluss gehört der jüngsten Vergangenheit: Dr. Mark Benecke mit seinem Bericht über den homosexuellen, pädophilen Sadisten Luis Alfredo Garavito aus Kolumbien, einem Mann, der mehr als dreihundert Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren auf dem Gewissen hat.


    Viele Abbildungen historischer Holzschnitte von Gerichtssitzungen, Folter und Hinrichtungen, aber auch von einigen Tätern, sorgen für ein lebendiges und abwechslungsreiches Gesamtbild und unterstreichen ebenso wie das Lesebändchen die sorgfältige und schöne Aufmachung des Buches.


    Mein Fazit: Ein Buch, das eine dunkle Faszination ausübt und verstörende Parallelen zu Tätern der Gegenwart aufzeigt. Wer sich für das Thema interessiert, findet hier ein gut recherchiertes und klug erzähltes Stück Geschichte um den Mythos Serienmörder, lernt die verschiedenen Gesichter der Tat kennen und auf erschreckende Art und Weise auch die Mechanismen, die einen Täter erschaffen. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und war vom ersten Satz an fasziniert, deshalb 10 von 10 möglichen Punkten.

  • Danke für die Rezi Eskalina :wave
    Ich habe bei Amazon gleich mal reingeklickt und mal ein bisschen reingelesen. Klingt sehr vielversprechend! Muss ich haben!

  • Danke für die Rezi! Das Buch hört sich wirklich interessant an, ich habs mal auf meine Wunschliste gesetzt. Ich würds wirklich gerne mal lesen, aber 22 Euro :gruebel

  • Hach ja ... sowas nimmt man ja auch erst wahr, wenn man es dann in den Händen hält. Ich werds mir bei nächstmöglicher Gelegenheit auf jeden Fall mal ansehen und so wie ich mich kenne dann wohl auch mitnehmen ;)

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Wer sich für das Thema interessiert, findet hier ein gut recherchiertes und klug erzähltes Stück Geschichte um den Mythos Serienmörder.


    :lache


    Weil ich gerade über diesen Satz gestolpert bin ... ich finde es prinzipiell in Ordnung, so ein Buch als Sammlung romantischer Schauergeschichten zu lesen. Als Sachbuch heranziehen würde ich es jedoch dennoch nicht, denn (sieht man von den jüngeren und natürlich durchaus bekannten Mordfällen im 19. und 20. Jahrhundert ab) der größte Teil der "historischen Serienmörder" basiert auf lokalen Legenden und hanebüchenen Überlieferungen. Fälle wie die im Buch zitierten Nirsch, Gniperdoliga und vor allem der Beane-Clan sind Konglomerate aus Sagen, Sensationsblättchen der damaligen Zeit und Kinderschreck-Stories, für die es absolut keine fundierten Belege gibt - in den Leseproben selbst ist ja bereits die Rede von "Scheusalen, die Kinderherzen fraßen" etc. pp., also den typischen Formulierungen der zeitgenössischen Schauerjournaille. Auch die Austauschbarkeit der Fälle und Täter (Beane in Schottland, Gniperdoliga in Deutschland) zeigt auf, wie geschickt man damals Legenden lokal adaptierte, von räumlichen und zeitlichen Diskrepanzen mal völlig abgesehen.


    Wie gesagt, das Ganze mag nette Unterhaltung sein oder gängiges Zitieren von Balladen und Moritaten, aber unter fundiert recherchierten Sachbüchern (selbst populärwissenschaftlicher Natur) verstehe ich etwas Anderes. Die Verlagsseite badet ja gerade in Sensatiönchen und unbesorgter Fehlinformation.

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

  • Hört sich an wie ein pseudo (Alibi- ) wissenschaftlich aufgemotztes Äquivalent zur BILD-Berichterstattung über zeitgenössische Schulmassaker.
    Na dann, wohliges Gruseln allseits ... (wie langweilig wäre das Leben doch ohne unsere Serienkiller).

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • Zitat

    Original von Bildersturm
    Als Sachbuch heranziehen würde ich es jedoch dennoch nicht, denn (sieht man von den jüngeren und natürlich durchaus bekannten Mordfällen im 19. und 20. Jahrhundert ab) der größte Teil der "historischen Serienmörder" basiert auf lokalen Legenden und hanebüchenen Überlieferungen.


    Ich denke, es ist ein Buch, das für das "normale" Lesepublikum geschrieben wurde. Als Laie kann ich die historischen Quellen nicht anzweifeln oder einordnen, allerdings findet sich im Buch der Hinweis, dass es sich nicht um ein Fachbuch handelt.


    Das Historiker solch ein Buch unter anderen Aspekten lesen, kann ich mir vorstellen, obwohl ich mir gerade von jemandem habe sagen lassen, dass es z.B. über Gniperdoliga sehr viele Informationen gibt, die nichts mit "Schauerjournaille" zu tun haben, aber wie gesagt, ich bin Laie und habe hier ein Buch gefunden, das mir gut gefallen hat und das meinem Anspruch genügt hat... :wave

  • Wie gesagt, natürlich lässt sich nichts gegen das Buch als Schauer-Unterhaltung etc. sagen, es geht nur darum, dass es hier unter SACHBUCH steht - und Sachbücher sollten zumindest neben Unterhaltung auch FUNDIERTE Informationen bieten, auch für das "normale" Lesepublikum.


    Gerade WEIL du als Laie historische Quellen nicht anzweifeln kannst (was auch nicht ganz stimmt, aber sei's drum ...), liegt die Aufklärungspflicht über Fakt und Fiktion eben beim Autor. Wenn der wiederum undifferenziert Volkssagen auflistet, erfüllt er diese Pflicht gegenüber dem Leser m. E. nicht.


    "Sehr viele" Informationen hat noch nicht einmal Google über Gniperdoliga ;-) - es sind ganze 32 Einträge, davon 90% auf das von dir vorgestellte Buch und den Verlag zurückgehend. Für einen Mörder mit mehr als 1000 angeblichen Opfern schon ungewöhnlich und vor allem viel zu nahe am schottischen (und nachweisbar falschen) Vorbild Sawney Beane dran (garniert mit der deutschen Freischütz-Legende, auch dies ist kein Einzelfall in historischen Überlieferungen).


    Wie schon oben erwähnt, gar nichts gegen deine Buchvorstellung an sich und auch nicht gegen das Thema - nur etwas gegen die Veröffentlichungspolitik dieses offensichtlichen Hobbyverlages. Du selbst bist mir doch trotzdem noch sympathisch ... :knuddel1

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)