Ein anderes Leben gibt es nicht - Maria Nurowska

  • Klappentext
    "Wenn man noch einmal von vorn anfangen könne..."
    Maria Nurowska erzählt die Geschichte zweier Menschen, die einander liebten, zueinander passten und doch nicht zusammen blieben. Stefan, der im Nachkriegspolen eine glänzende Parteikarriere machte, später aber von der politischen Entwicklung überholt wurde und nun, Mitte der achtziger Jahre, einsam und zurückgezogen lebt, ist der Repräsentant einer verlorenen Generation. Er hatte wie viele seiner Altersgenossen nach dem Krieg an den Sozialismus geglaubt und wurde bitter enttäuscht.
    Alt und vereinsamt, hat er die Erinnerung an allle Stationenn seines Lebens erfolgreich ausgeblendet. Da erhält er mit der Post die Tagebücher seiner gerade verstorbenen ersten Frau Wanda. Zögernd, fast ärgerlich beginnt er die Notizen zu lesen, und plötzlich wird für den alten Mann das Vergangene wieder lebendig.
    Diese Tagebuchaufzeichnungen, die 1945 beginnen und bis in die achtziger Jahre reichen, bilden den Hauptteil des Romans. Aus ihnen erfahren wir die Liebesgeschichte der beiden und die Lebensgeschichte Wandas nach ihrer Trennung, und wir entdecken gleichzeitig mit Stefan, was er zu vergessen versucht hatte: Wanda war ein schlichter, warmherziger und liebenswerter Mensch und war ihm bis zum Ende ihres Lebens innerlich aufs engste verbunden. Schmerzlich erkennt Stefan, was er aus Trägheit des Herzens und mangelnder Zivilcourage aufgegeben hat, und entdeckt die verpassten Chancen für ein anderes Leben.
    Maria Nurowska erzählt von zwei Menschen, die einander hätten helfen können, das Leben zu bestehen, und die einander verfehlten. Ein geschickt komponierter, bewegender psychologischer Roman und die Geschichte einer nicht gelebten Liebe.


    Meine Meinung:
    Es ist eine sehr schöne Geschichte über das Leben, die Liebe und die Verantwortung. Wir erfahren auch vieles über die Nachkriegszeit in Polen und die sozialistischen Verhältnisse in diesem Land. Und gleich um welche Entscheidungen es geht, verleitet uns dieses Buch über eigenes Leben nachzudenken. Weil, wie der Titel sagt: „ein anderes Leben gibt es nicht.“

  • Ein anderes Leben gibt es nicht – Maria Nurowska


    Fischer, 1994

    190 Seiten


    OT: Innego życia nie będzie

    Übersetzt von Albrecht Lempp


    Kurzbeschreibung:

    »Man hat nur ein Leben, ein anderes gibt es nicht.« Es ist eine Tragödie, wenn ein Mensch plötzlich feststellen muß, daß er es verpfuscht hat. Stefan durchlebt das Drama dieser Erkenntnis, als er in den Tagebüchern seiner gerade verstorbenen ersten Frau Wanda all die verpaßten Chancen für ein anderes, erfüllteres Leben entdeckt.

    Ein geschickt komponierter, bewegender psychologischer Roman, die Geschichte einer nicht gelebten Liebe. Mit der Figur der Wanda ist der Autorin ein anrührendes Frauenporträt gelungen.


    Über die Autorin:

    Maria Nurowska, am 3. März 1944 in einem Dorf bei Suwałki, Polen, geboren, ist eine der populärsten Schriftstellerinnen der polnischen Gegenwartsliteratur. Ihre erste Veröffentlichung erfolgte 1974 in der Monatszeitschrift »Literatura«. Im selben Jahr machte sie ihren Abschluss in Polnischer und Slawischer Philologie an der Universität Warschau. 1975 wurde ein erster Kurzgeschichtenband veröffentlicht. Zu ihren bekanntesten Werken gehört der Roman »Briefe der Liebe« (1992), in dem Maria Nurowska autobiographische Erzählungen der polnischen Schriftstellerin und Auschwitzüberlebenden Krystyna Żywulska verarbeitet. Maria Nurowska starb am 3. Februar 2022.


    Mein Eindruck:

    Die polnische Schriftstellerin Maria Nurowska hat mit diesem Buch ein Meisterwerk an Erzählkomposition geschaffen.

    Stefan reflektiert aufgrund der hinterlassenen Tagebücher die Beziehung zu seiner ersten Frau Wanda.

    In den Tagebüchern beschreibt Wanda, wie sie 1945 begann, als Sekretärin für Stefan zu arbeiten. Es ist eine Zeit des Wandels im Polen der Nachkriegszeit. Sie heiraten und bekommen ein Kind. Doch dann opfert Stefan aufgrund seiner politischen Karriere seine Ehe,1954 kommt es zur Scheidung. Wandas Leben nach der Scheidung setzt sich in den USA fort. Mit ihrem zweiten Sohn lebt sie da fast 20 Jahre, doch die Trennung wird nie überwunden.


    Die Passagen wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart und man muss als Leser schon ein wenig aufpassen. Die anfänglichen Jahresdaten werden schon bald weggelassen.


    Stefan bemerkt bei der Lektüre schließlich, wie wenig er Wanda gekannt hatte.Aber es war auch Stefans Versagen und fehlender Mut, der ihn nicht hat zu Wanda stehen lassen. Eine späte, bittere Erkenntnis.


    Wie der Klappentext andeutet ist mit den Beschreibungen von Wandas Leben wirklich ein hervorragendes Frauenporträt entstanden. Wir Leser haben sie dann doch wirklich gut kennen gelernt. Ganz nebenbei werden auch einige Eckdaten der polnischen Geschichte genannt: 1956 Beginn der Tauwetter-Periode in Polen, 1980 beginn der Solidarnosc


    Maria Nurwoska ist dieses Jahr gestorben. Ob noch eins ihrer Bücher in deutsch übersetzt wird, bleibt leider zu bezweifeln.


    „Ein anderes Leben gibt es nicht“ war mein Juni-Reread und ich kann sagen, dass Nurowskas Prosa nichts an Wirkung und Kraft verloren hat.



    ASIN/ISBN: 3596317223