"Die schwimmende Oper" - John Barth

  • Originaltitel: "The floating opera" (1957)


    Zum Buch


    Am Morgen des 21. Juni 1937 beschließt Todd Andrews, bester Anwalt an der Küste von Maryland und exzentrischster Bürger seiner Heimatstadt Cambridge, sich das Leben zu nehmen. Aus ethischen Gründen möchte er seinen letzten Tag so normal wie möglich verbringen. Doch als Andrews sein Leben Revue passieren lässt, kommt es zu einem überraschenden Ereignis auf einem Showboot im Hafen von Cambridge und alles kommt anders ...


    Über den Autor


    John Barth gilt neben Thomas Pynchon als einer der einflußreichsten Erzähler der zeitgenössischen amerikanischen Literatur. Er wurde 1930 in Cambridge/Maryland geboren und war nach dem Abschluß seines Studiums lange Jahre Dozent für Literatur an der Johns Hopkins University in Baltimore. Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem National Book Award und dem PEN/Malamud Award. Bei Liebeskind erschienen bisher seine Romane »Die schwimmende Oper« (2001) und »Tage ohne Wetter« (2002).


    Meine Meinung


    Das Buch fällt eigentlich gar nicht in mein Beuteschema und ist nur in meinem Einkaufskorb gelandet, weil in irgendeiner Rezi etwas von "existentialistischem Roman" stand.


    Die Handlung wird von Todd Andrews in der Ich-Form erzählt und er wendet sich dabei auch immer wieder an den Leser und spricht ihn direkt an. Todd wurde im Alter von 24 Jahren gesagt, dass er an einer Endokarditis leidet, die jederzeit ohne Vorwarnung zu seinem plötzlichen Tod führen kann und seitdem lebt er jeden Tag so, als sei es sein letzter. Und eines Tages im Juni 1937 beschließt er, sich am Ende des Tages das Leben zu nehmen. Man weiss schon sehr früh, dass er überleben wird, denn er schildert den Ablauf des Tages rückwirkend etwa 17 Jahre später. Also, für Eulen, die den Film "Titanic" nicht gucken wollen, weil man schon weiss, dass das Schiff untergeht, ist das nichts. Man weiss eben nicht, warum er sich überhaupt das Leben nehmen will und was dazu geführt hat, dass er noch lebt, und das erfährt man im Verlauf, bzw. am Ende des Buches.


    Zwischendurch erzählt er in mythenmetzschen Abweichungen auch immer wieder Episoden aus seinem Leben, so dass man sich seinen Lebenslauf in etwa zusammenreimen kann und nachvollziehbar wird, warum er so ist, wie er ist, nämlich recht zynisch. An einer Stelle teilt sich der Text in zwei Spalten, die man parallel lesen soll.


    Das Buch hat mich nach anfänglichen Schwierigkeiten ziemlich gefesselt, obwohl ich gar nicht sagen könnte, warum. Der Schluß war dann irgendwie ein Antiklimax.


    Ich fürchte, es ist eins von diesen guten Büchern, die ich nicht ausreichend zu würdigen weiss. Und wie gesagt, irgendwie hat es mich gefesselt.
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  • "Die schwimmende Oper" ist zum einen der Name des Showboats, das die Hauptfigur am Ende des Tages besucht und das eine wesentliche Rolle dabei spielt, dass er noch lebt. Zum anderen benutzt der Autor das Ganze auch noch als eine Art Metapher und zwar soll man sich vorstellen, dass es ein Schiff gibt, auf dem ununterbrochen ein Theaterstück aufgeführt wird. Das Schiff würde aber nie anlegen, sondern immer hin und her fahren und die Zuschauer würden am Ufer sitzen und jeweils nur einen kleinen Teil der Vorstellung mitbekommen, wenn das Schiff an ihnen vorbei fährt und den Rest würden sie z.B. mitbekommen, weil ihnen jemand von einem anderen Abschnitt des Flusses etwas erzählt. Oder indem sie ihre eigene Phantasie benutzen, um die Lücken zu schließen. Und manche Dinge würde man gar nicht mitbekommen. Und so stellt er sich das mit Freundschaften vor, dass man einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben seiner Freunde mitbekommt und andere Lebensabschnitte bekommt man nur mit, weil man es erzählt bekommt und manches denkt man sich nur und manches bekommt man gar nicht mit.