Sorge um Deutschland – Thomas Mann

  • Sechs Essays
    134 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    In diesem Band von 1957 sind 6 Essays von Thomas Mann versammelt, die alle politische Themen besitzen.


    Von deutscher Republik
    Deutsche Ansprache Ein Appell an die Vernunft
    Briefwechsel mit Bonn
    Deutschland und die Deutschen
    Goethe und die Demokratie
    Der Künstler und die Gewerkschaft


    Ein Nachwort von Bernt Richter schließt den Band.


    Über den Autor:
    Thomas Mann, geboren am 6. Juni 1875 in Lübeck, entstammte einer Kaufmannsfamilie. Seit 1893 wohnte er in München und war seit 1894 freier Schriftsteller. 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1939 eine Professur in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Kilchberg bei Zürich am 12. August 1955.


    Meine Meinung:
    Es beginnt mit „Von deutscher Republik“ von 1922, dass eigentlich nicht nur ein Essay ist, sondern auch eine Rede über; vor und an Gerhart Hauptmann, dem Nobelpreisträger von 1912.
    Das hat schon seinen Witz, denn Thomas Mann hat Gerhart Hauptmann als Figur des Mynheer Peeperkorn in seinen Zauberberg durchaus ironisch verewigt.
    Die Rede selbst ist aus Anlass von Hauptmanns 60zigsten Geburtstag und daher vor allem herzlich und verehrend.


    Thomas Mann spricht von der Republik, lässt aber auch Literatur nicht außen vor, erwähnt zum Beispiel Tolstoi, Novalis, Walt Whitman, Goethe, Nietzsche und kristallisiert dabei die positiven Qualitäten der Demokratie heraus.


    „Deutsche Ansprache“ ist eine Rede von 1930, hier sind die Zeiten schon wieder eine ganz andere. Die Rede richtet sich direkt an seine Zuhörer mit einem Thema, das Thomas Mann zur gleichen Zeit auch literarisch behandelt hat, in Mario und der Zauberer.
    Thomas Mann warnt, die schlechten Zeiten in der Wirtschaftskrise dürfen nicht zu chaotischen politischen Zuständen führen, da die NSDAP einen großen ersten Durchbruch erreichte, sie wurde zweitstärkste Fraktion.. Doch er sagt auch: Der Ausgang der Reichstagswahl kann nicht rein wirtschaftlich erklärt werden.
    Man spürt diesem Text an, dass Thomas Mann schon 1930 sehr besorgt um Deutschland war.


    „Briefwechsel mit Bonn“
    Diesem Essay von 1937 ist erst einmal ein Brief des Dekans der philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität an Thomas Mann vorangestellt, in dem ihm mitgeteilt wird, dass ihm der Ehrendoktor gestrichen wurde, da er ausgebürgert wurde.
    Das eigentliche Essay ist dann Thomas Manns Antwort, dass er aus Zürich schreibt. Thomas Mann spricht hier wirklich Klartext du antwortet doch ausführlich, auch wenn er am Schluss ironisch bemerkt, dass er sicher ist, dass sein Brief wohl kaum bis zum Ende gelesen wird.



    „Deutschland und die Deutschen“ von 1945 ist eine Rede in englischer Sprache, die er anlässlich seines 70zigsten Geburtstags in Washington gehalten hat.
    Er gibt sich hier ganz als amerikanischer Staatsbürger, obwohl wir wissen, dass er nach dem Tod von Präsident Roosevelt von der Atmosphäre in den USA enttäuscht war und eine Rückkehr nach Europa in Erwägung zieht.
    Immerhin ist Deutschland und die Deutschen sein Thema. Ein Thema, dass in den USA in den Zeiten wohl kein geringerer zu den Amerikanern hätte sprechen dürfen.
    Obwohl Thomas Mann nicht gewillt ist, einfach zu verzeihen oder zu entschuldigen, kann man seine Rede als ProDeutsch auffassen, da er über deutsche Männer wie Martin Luther oder Tilman Riemenschneider spricht. Zu Luther auch durchaus kritisch, aber seine Sympathie gehört Riemenschneider. Er redet über Freiheit und der deutschen „Innerlichkeit“.
    Er schließt mit dem Satz: Der Gnade, deren Deutschland so dringend bedarf, bedürfen wir alle.


    „Goethe und die Demokratie“ von 1949, eine Rede in Oxford zu einem seiner Lieblingsthemen, schließlich hat er seinen großen Goetheroman Lotte in Weimar teilweise in den US geschrieben. Einige Verse Goethes zitiert Thomas Mann in seiner Rede.


    „Der Künstler und die Gesellschaft“ ist von 1952 und wieder eines der großen Thema Thomas Manns. Konkreter spricht er hier diesmal aber mehr von der politischen Verantwortung des Künstlers.


    Obwohl die Essays zeitlich gesehen sehr alt sind, spürt man beim Lesen eine unveränderte Frische. Inzwischen sind die Zeiten ja auch wieder so schlecht, dass man die Essays wieder mit aktuellem Bezug lesen kann.
    Mir hat das Lesen dieser Essays noch einmal klar gemacht, was für ein hervorragender Essayist Thomas Mann auch war. Der lineare zeitliche Ablauf der ausgewählten Essays unterstützt ein geschlossenes Leseempfinden.