Masaniello - Christian Weise

  • Das musste ich für die Uni lesen und heute habe ich es endlich beendet :freude. Hier die Rezension:


    Zum Buch


    Titel: Masaniello
    Autor: Christian Weise
    Verlag: Reclam
    Erscheinungsjahr: 2003
    Seiten: 206 (davon umfasst das eigentliche Stück 180 Seiten)
    Erstveröffentlichung: 1692


    Zum Autor:


    Christian Weise wurde am 30. April 1942 als Sohn des Hilfslehrers Elias Weise in Zittau geboren. Er studierte an der Universität Leipzig Theologie, Jura und Medizin und absolvierte dort 1663 seine Magisterpromotion. Nach seinem Magisterabschluss hielt er auch für kurze Zeit Vorlesungen in den Fächern Rhetorik, Politik, Geschichte und Poesie. Da es mit dem Lehrerberuf nicht so recht klappen wollte, trat Weise 1668 in Halle eine Stelle als Sekretär beim Minister des Herzogs August von Sachsen-Weimar an. Im Jahre 1670 wurde er zunächst Hofmeister beim Baron Gustav Adolf von der Schulenberg in Amfort bei Magdeburg, jedoch wechselte er noch im selben Jahr die Stelle und wurde Rhetorikprofessor am Gymnasium Illustre Augusteum in Weißenfels. Im Jahre 1678 kehrte Weise nach Zittau zurück und wurde dort Rektor des Gymnasiums sowie Leiter der dortigen Ratsbibliothek. Christian Weise gilt als bedeutendster Pädagoge der Barockzeit. Er hat regelmäßig Schultheateraufführungen organisiert, für die er die Stücke selbst schrieb. Weise verfasste neben Gedichten, Romanen und Lehrbüchern auch fast 60 Dramen; eines davon ist „Masaniello“. Er starb am 21. Oktober 1708 ebenfalls in Zittau.


    Zum Inhalt:


    Das Trauerspiel „Masaniello“ handelt von einem Fischer namens Tommasso Aniello, der vom Volk als Oberster auserwählt wird, um den Volksaufstand gegen den Adel anzuführen. Es basiert auf einer wahren historischen Begebenheit; nämlich dem Volksaufstand gegen den Vizekönig in Neapel 1647.


    Die Handlung spielt in der spanischen Stadt Neapolis. Alles beginnt damit, dass der Vizeköning Rhoderigo einen neuen Zoll auf Mehl erhebt, um das prunkvolle Leben am Hofe weiterhin finanzieren zu können. Das Volk übt daraufhin den Aufstand und beginnt die Häuser der Adeligen in der Stadt in Brand zu stecken. Aus diesem Grund flieht Rhoderigo mit seiner Familie auf sein Castell außerhalb der Stadt.


    In der Stadt macht das Volk weiterhin Jagd auf den Adel. Es fordert die Herausgabe eines Privilegiums und damit die Abschaffung sämtlicher Zölle und Abgaben. Masaniello wird zunächst von dem Banditen Peronne und seinen Leuten unterstützt, doch dann verbündet sich Peronne hinter dem Rücken der Anderen mit dem Herzog Caraffa. Gegen Bezahlung will Peronne sein ganzes Banditenheer in die Stadt bestellen, um die Behausungen der Bürger von Neapolis mit Schießpulver in die Luft zu sprengen und so dem Adel zu alter Macht verhelfen. Der Adel will die Stadt eher komplett zerstören, als zuzulassen, dass sie vom Volk regiert wird.
    Nichts desto trotz gewinnen die Aufständischen zunächst die Oberhand. Masaniello entwickelt sich trotz seiner idealistischen Motive dem spanischen König treu zu bleiben und die Willkür des Adels zu beenden zu einem tyrannischen, gewalttätigen Herrscher. Masaniello ist außerdem sehr misstrauisch gegenüber seinen Verbündeten. Als Peronne mit seinem Banditenheer in der Stadt auftaucht, vorgeblich um Masaniello zu unterstützen, verlangt dieser von ihm, dass die Banditen sich verteilen, da er Angst vor der Macht einer derart großen Anzahl von Banditen an einem Ort hat.


    Der Herzog Caraffa wird mittlerweile von Masaniello gesucht. Er verspricht der Dirne Bardessa Geld dafür, dass sie ihn versteckt. Diese aber liefert ihn den Banditen auf Masaniellos Seite aus, da sie der Meinung ist, dass all seine Versprechungen ohnehin hinfällig sind, sobald das Volk ihm nicht mehr nach dem Leben trachtet. Die Banditen zerren Caraffa zu Masaniello, wo er geköpft wird.


    Da viele gesuchte Personen Frauenkleider oder geistliche Kleidung tragen, um unerkannt zu bleiben und unter den Röcken Waffen verstecken zu können, verfügt Masaniello, dass alle Menschen entweder Hosen tragen oder den Rock bis über die Knie aufschürzen müssen. Die Geistlichen und der Adel sehen dieses Gesetz als Demütigung, während es für die Bürger eher ein Symbol für Freiheit darstellt.


    Im letzten Teil des Trauerspiels stellt sich heraus, dass Rhoderigo während einer Audienz Masaniellos Wein mit Gift hat versetzen lassen. Dieses Gift bewirkt nicht den Tod, sondern Wahnsinn.


    Als sich die ganze Stadt trifft, um zu hören, wie Rhoderigo das Privilegium verliest, welches besagt, dass alle Zölle abgeschafft sind, verüben vier Edelleute aus Neapolis einen Anschlag auf Masaniello. Sie drücken alle vier gleichzeitig ab und töten Masaniello.


    Meine Meinung:


    Ich fand dieses Stück schon recht schwer zu lesen, und das nicht, weil die Sprache zu schwer ist. Das Problem sehe ich vielmehr in der Anzahl der Charaktere, die in „Masaniello“ vorkommen. Wie oben schon erwähnt war Christian Weise ein Schulleiter, der mit seinen Schülern regelmäßig Theaterstücke aufführte. Auch „Masaniello“ wurde auf einer Zittauer Schulbühne uraufgeführt. Und da Weise immer alle seine Schüler einbinden wollte, schrieb er für jeden eine Rolle in das Stück hinein. Gut für seine Schüler, aber meiner Ansicht nach eher schlecht für den Leser: Das Ergebnis sind sage und schreibe 82!!! Rollen in „Masaniello“ :yikes.


    Ansonsten bin ich wieder einmal der Meinung, ein Theaterstück wie „Masaniello“ mit Hintergrundwissen wirklich sehr aufschlussreich zu lesen ist. Im Gegensatz zu „Catharina von Georgien“ gibt es in „Masaniello“ viele Nebenhandlungen, die für den Sinn des Stückes nicht unbedingt erforderlich sind. Weises Trauerspiele sind Geschichtsdramen; sie behandeln weltliche Probleme an historischen Beispielen. Das Motiv der Rebellion, welches wir in „Masaniello“ finden, soll die Auswirkungen der Politik auf das Volk verdeutlichen, aber vor allem die Untertanen lehren, was man der Obrigkeit schuldet; so der Nachredner des Stückes. Darüber hinaus wird das barocke Ideal der Standhaftigkeit (constantia), das noch den Märtyrer auszeichnete (z. B. bei Gryphius), stark relativiert. An die Stelle der Standhaftigkeit tritt das Ideal von der politischen Klugheit (prudentia), welches der „hochvernünftige Erzbischoff“ Philomarini verkörpert. Die politische Klugheit erlaubt Abweichungen von der Moral, wenn es dem Gemeinwohl und dem Staate dient (ratio status=Staatsraison). In „Catharina von Georgien“ ist es für die Protagonistin undenkbar, von der Moral abzuweichen; sie zieht es vor zu sterben. Daher handelt Catharina nicht politisch klug, sondern nach dem älteren Ideal der Beständigkeit.



    Germanistikstudentin Ende ;-) :rofl.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.