Titel: Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus
Autor: Günter Grass
Verlag: DTV
Erschienen: Februar 1999
Seitenzahl: 176
ISBN-10: 3423125942
ISBN-13: 978-3423125949
Preis: 9.00 EUR
Es ist Sommer 1980. Ein Lehrerehepaar aus Itzehoe in Schleswig-Holstein macht eine Ferienreise in den Fernen Osten. Und eines haben sie immer im Gepäck: Die deutschen Fragen jener Zeit. Und dann ist da noch etwas was sie begleitet: Der Erzähler dieses Buches, der sich immer wieder ungefragt einmischt.
1980. Franz-Josef Strauß ist Kanzlerkandidat für die Union. Die Brokdorf-Gegner scheitern vor den Gerichten und Günter Grass schreibt das Buch „Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus“. Genaugenommen ist dieses Buch eine wirklich großartige Bestandsaufnahme der damaligen Zeit, eine Zeit am gesellschaftlichen Scheideweg. Grass analysiert diese Zeit auf seine unnachahmliche Art und Weise. Man kann über ihn sagen was man will: Aber, er ist ein Meister der Sprache, er ist jemand der sich mit Sprache wirklich ausdrücken kann.
Das Lehrerehepaar beobachtet die Dinge in der dritten Welt immer unter der Prämisse und immer unter dem Vorbehalt, das man ja in die gesicherte Beamtenexistenz zurückkehren kann und wird. Sie lassen sich nicht wirklich auf die Probleme ein – sie sind Salonsozialisten im wahrsten Sinne dieses Wortes. Revolution zu fordern ist immer leicht, wenn man eine gesicherte Existenzgrundlage im Rücken hat. Grass entlarvt mit diesem Buch auf eindrucksvolle Art und Weise die Handlungen und das Gedankengut vieler vermeintlicher Linker. Indem er die Vision vom Aussterben der Deutschen mehr surrealistisch durch das Propagieren des Gegenteils beschreibt, wird der Leser wirklich erst bezüglich dieses Themas sensibilisiert.
Günter Grass ist immer wieder ein Highlight der deutschen zeitgenössischen Literatur. Ein wirklich lesenswertes Buch – ein Buch welches nicht im Nirwana der deutschen Literatur verschwinden sollte, ein Buch das offensichtlich aber durch die fürchterliche Mainstreamliteratur der heutigen Zeit verdeckt wird. „Wanderhure“ statt Günter Grass? Will das wirklich ernsthaft jemand? Diese Mischung aus Erzählung und Sachbuch ist unbedingt empfehlenswert.