Mit Kindern redet ja doch keiner (Kirsten Boie) - ab 9 Jahren

  • Inhalt:


    Eigentlich fühlen sich Charlotte und ihre Eltern im neuen Haus auf dem Land sehr wohl. Doch dann fängt Charlottes Mama auf einmal an, ständig zu schimpfen. Außerdem liegt sie nur noch traurig im Bett und kümmert sich gar nicht mehr um den Haushalt. Charlottes Vater ist wütend. Ständig streiten die Eltern, aber mit Charlotte redet keiner. Nicht einmal, als ihre Mutter im Krankenhaus landet. Was heißt, sie wollte tod sein? Niemand will doch tod sein.


    Über die Autorin:


    Schau hier auf ihre Homepage :wave
    http://www.kirsten-boie.de/kir…-biografie.php?sprache=de


    Meine Meinung:


    Ich habe das Buch gestern bei mir in der Arbeit gefunden und wollte nur mal rein schnuppern. Schon nach kurzer Zeit war ich derart gefesselt, dass ich das Buch fertig lesen musste.


    Charlotte ist ein Mädchen in der 3. Klasse Volksschule. Sie zieht mit ihren Eltern von der Stadt in ein Dorf nicht so weit von der Stadt entfernt. Die Mutter studiert, kümmert sich um den Haushalt und der Vater arbeitet auch. Charlotte ist glücklich und findet im Nachbarskind Lule eine gute Freundin. Doch nach und nach verändert sich ihre Mutter, sie schimpft immer öfters mit ihr, sie wäscht nicht mehr ab, kocht nicht mehr und auch zum Anziehen hat Charlotte bald nichts mehr. Charlotte versteht das nicht. Hat ihre Mutter sie nicht mehr lieb? Und warum streiten die Eltern so oft?


    Ich habe bei Amazon oft gelesen, dass das Buch für Kinder noch nichts ist oder nur, wenn man den Inhalt hinterher mit ihnen besprechen kann. Wie sehr das zutrifft, kann ich nicht sagen, ich habe keine kleinen Kinder, Geschwister etc. Ich habe das Buch aus meiner Sicht gelesen und es hat mir außerordentlich gut gefallen.
    Der Schreibstil ist sehr einfach, eben so, dass es auch 9-jährige Kinder lesen können. Ich fand die kindlichen Feststellung teilweise sehr süß-amüsant und musste oft schmunzeln.
    Der Inhalt ist schwierig. Eine Depression der Mutter wird so geschildert, wie das Kind es wahrnimmt und derweil weiß Charlotte gar nicht, was die Mutter da überhaupt für eine Krankheit hat. Für mich war das lesen da viel einfacher, als es für ein Kind gewesen wäer. Ich weiß, was eine Depression ist, habe schon viel davon gehört und kann mit den geschilderten Symptomen etwas anfangen. Für mich war es eine kleine "Entdeckungsreise", was passiert, wie es sich entwickelt (diese Andeutung erfährt man aber schon auf der allerersten Seite) und ob mit Charlotte dann doch irgendwann jemand redet.
    Erst Lules Mutter erklärt dem Kind, dass das jedem passieren kann, und sie erklärt ihr auch (ganz wichtig!), dass sie keine Schuld an dem hat, was ihrer Mutter passiert ist.


    Das Buch zeigt aus der Sicht eines Kindes sehr gut, wie es für das Kind ist, wenn die Mutter eine Depression hat, wenn einfach gar nichts mehr geht, wenn sie (die Mutter) aber auch nur auf Unverständnis seitens der anderen (Vater, Nachbarn, Großeltern) stößt (immerhin wäre sie ja nicht verrückt und bräuchte keine Therapie).


    Charlotte wurde in der 3. Klasse gewungenermaßen ein Stückchen erwachsen, wurde mit Problemen konfrontiert, mit denen sie eigentlich nicht konfrontiert hätte werden sollen.


    Das Buch regt sicher zum Nachdenken an und wenn man es einem 9-Jährigen Kind zum Lesen gibt, dann ist man als Elternteil sicher in der Situation, mit dem Kind den Inhalt noch nachzubesprechen. Leichte Kost ist es sicher keine.


    Ich mit 22 war danach jedenfalls ganz traurig, weil mir die kleine Charlotte so Leid getan hab... Für Erwachsene ist dieses Buch sicher auch was. Am besten, so finde ich, lesen es die Eltern überhaupt zusammen mit ihren Kindern. :-]