Brendels Fantasie - Günther Freitag

  • Verlag: Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann
    Gebundene Ausgabe: 192 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Weil er bald sterben wird, will Höller endlich seinen größten Traum verwirklichen. Also lässt er sein Leben an der Seite einer Staranwältin hinter sich, verkauft seine Fabrik und bricht in die Toskana auf. Hier soll Alfred Brendel für ihn die endgültige Interpretation von Schuberts »Wandererfantasie« spielen. Der merkwürdige Fremde, der zuweilen mit einem Handtuch um seinen schmerzenden Kopf gewickelt Gemeindesäle besichtigt, sich unter den Hinkenden und Zahnlosen im Altenheim von Castelnuovo Saaldiener aussucht und in dem Provinznest eine Konzerthalle errichten will, stößt bei den Einheimischen auf Befremden. Doch anstatt dem Tod wenigstens in Gedanken zu entkommen, begegnet Höller ihm auf Schritt und Tritt - in Form skurriler Gestalten und bizarrer Begebenheiten. Schließlich muss er erkennen - es gibt kein Entrinnen, weder vor dem Tod noch vor dem eigenen Leben ... Die meisterhafte Schilderung einer Obsession - subtil, komisch und stilistisch meisterhaft erzählt.


    Über den Autor:
    Günther Freitag, geboren 1952 in Feldkirch/Vorarlberg, studierte in Graz Germanistik und Geschichte. Zudem belegte er Klavier am Konservatorium. Er schrieb Hörspiele und Prosawerke. 1985 nahm er am Bachmann-Wettbewerb teil. Der Autor erhielt mehrere Preise: Forum Stadtpark Literaturpreis der Stadt Graz (1982); Literaturstipendium des Landes Steiermark (1990); Kulturpreis der Stadt Leoben (1992). Er lebt in Leoben/Steiermark.


    Meine Meinung:
    Die Hauptfigur heißt Höller, er ist krank und hat sich von seiner Familie distanziert. Die Wahrscheinlichkeit an seiner Krebserkrankung zu sterben, bewegt ihn dazu, sein Leben zu ändern. Er befindet sich alleine in Italien. Sein Traum ist es, noch einmal Schuberts Wander-Fantasie zu hören, vorgetragen von dem bedeutenden Pianisten Alfred Brendel.
    Die italienischen Dorfbewohner sind überrascht von Höllers merkwürdigen Verhalten. Daraus entsteht manch gute Szene.


    Einige auffällige Sätze wirken etwas konstruiert, z.B. „Die Erinnerung ist wie ein Hund, der sich hinlegt, wo er will.“
    Kuriose Einfälle, wie z.B. die Zeitungsnachricht von dem Mann, der seinen amputierten Fuß im Familiengrab beisetzen lässt, sind originell und doch irgendwie zusammenhangslos.
    Besser wirken die guten Szenen, die zur Grundidee etwas beitragen, z.B. Höllers Besuche auf dem Postamt in der Hoffnung, Antwort von Alfred Brendel zu bekommen.
    Es dauert eine Weile und der Leser muss geduldig sein, bis sich in der Story etwas tut.
    Nach einer Weile überzeugt aber der absonderliche Höller und die vielen, manchmal auch witzigen Ideen im Buch.


    Es ist ein Buch für Fans von skurrilen Protagonisten, einer großen Ideenlastigkeit und einer teilweise ungewöhnlichen Sprache. Ich könnte mir vorstellen, wieder etwas von Günther Freitag zu lesen, wundere mich aber, dass Elke Heidenreich dieses Buch so mag. Ich hätte nicht gedacht, dass Brendels Fantasie in ihr Beuteschema passt und ihren einleitenden Satz zum Buch (»Fast beneide ich diesen Höller! Ja, er ist krank, ja, er ist verrückt, aber welche Leidenschaft treibt ihn! Nur wer brennt, lebt.« Elke Heidenreich) kann ich nichts abgewinnen.
    Freitags stilistische Stärke besteht weiterhin in der Musikalität seiner Sprache, der eine Ruhe der Kompositionen von Schubert innewohnt (allerdings ohne dessen große Tiefe zu erreichen) und es lohnt sich, zum Text begleitend dabei Schuberts Musik zu lauschen.