Die Zettel des Kuriers – Paul Nizon

  • Journal 1990-1999


    Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
    Verlag: Suhrkamp
    2008 erschienen


    Kurzbeschreibung:
    "Da sitzt einer beim Schreiben vor seiner Maschine und beginnt zu spielen. Das ist die Ausgangslage, das ist der Beginn. Der Beginn ist ohne Plan und ohne bestimmtes Wissen und Vorhaben. Ein Mensch, der anfängt zu sprechen oder zu murmeln und der sich im Grunde bekennen, das heißt seiner Existenz und des Lebens vergewissern möchte. Er fängt irgendwo an und nimmt sich und den Leser auf die Reise mit. Die Reise führt durch die Gegenwart und Erinnerung und vielleicht auch ins Utopische, sie führt durch Unwetter und Ängste ebenso wie durch den Traum, sie staut sich an Reflexionen und ergießt sich in Emotionen, sie sucht nach dem Glück und durchquert die Einsamkeit etc., und dabei entsteht das Seismogramm einer heutigen Existenz und, wenn wir Glück haben, der Reichtum des Lebens, ja, und hoffentlich auch Schönheit und Glanz."
    "Für mich ist dies Journal die Anatomie einer seltenen Spezies Künstler und die Radiographie der dazugehörigen schöpferischen Prozesse. Dazu die fabelhafteste Unabhängigkeitserklärung und des weiteren ein seltenes, vielleicht exemplarisches Dokument. Basta."


    Über den Autor:
    Paul Nizon wurde am 19. Dezember 1929 in Bern geboren. Er studierte Archäologie, deutsche Literaturgeschichte und Kunstgeschichte. Er promovierte mit einer Dissertation über Vincent van Gogh. Zeitweise war er auch als Kunstkritiker tätig. Der Schweizer Autor erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1972), Literaturpreis der Stadt Bremen (1976) für den Roman "Stolz", Deutscher Kritikerpreis für Literatur, Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, Großer Literaturpreis der Stadt Bern, Torcello-Preis der Peter Suhrkamp Stiftung, Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1990), Großer Literaturpreis der Stadt Zürich, Großer Literaturpreis des Kantons Bern, Erich-Fried-Preis (1996), Kranichsteiner Literaturpreis (2007) für sein Gesamtwerk.


    Meine Meinung:
    Paul Nizon betrachtet seine Journale nicht als Tagebücher, da er seine Arbeit und das Schriftstellerleben in den Mittelpunkt stellt. Schreiben und Leben sind nicht von einander zu trennen.
    Er reflektiert über die Einflüsse der Städte (wie Rom und Paris) auf seine Bücher.
    Träume fließen ein. Musikalität ist ein Thema in diesem Journal.
    Für den Leser ist Paul Nizons lebenslanges Zwiegespräch mit sich selbst, aus dem der Herausgeber Wend Kässens die Journale formte, faszinierend, obwohl keineswegs Dramatik das Geschehen bestimmt.
    Auffällig sind die kleinen Autorenportraits, die Nizon in die Texte einbindet, z.B. über Max Frisch oder Hemingway, Canetti, Dürrenmatt, Nabokov.
    Ansonsten ist der Ton dieses Journals vergleichsweise verhalten. Vielleicht ist Nizon im Alter ruhiger geworden oder es liegt an der Leere des behandelten Jahrzehnts.


    Seine literarischen Arbeiten dieser Zeit sind Hund. Beichte an Nachmittag und Die Innenseite des Mantels


    Die Zettel des Kuriers ist nicht das herausragende der Journale, aber immer noch sehr gut und für den Leser ein Bruch mit „normalen“ Leseerfahrungen.


    ASIN/ISBN: 3518419722