ab 11 Jahre
Verlag: beltz
1989/1994
Kurzbeschreibung:
Rückseite: Sie hat grüne Augen, was selten ist. Aber sonst ist Fränze ein Mädchen wie andere auch. Und doch ist sie anders. Jedenfalls ist sie eine, die sich Gedanken macht. Vor allem, als ihr Vater anfängt, sich nicht mehr wie gewohnt zu verhalten, und sein Streit mit der Mutter immer lauter wird. Dann zieht er aus, und Fränze will ihn zurückhaben. Aber was kann eine Zwölfjährige schon tun, wenn der Vater nicht mehr mit sich reden lässt?
Fränze gibt nicht so schnell auf…
Über den Autor /Klappentext:
Peter Härtling, geboren 1933 in Chemnitz, lebt als freier Schriftsteller in Walldorf. Er veröffentlichte Lyrik, Erzählungen, Romane und Kinderbücher, wofür er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. u.a. erhielt er den Deutschen Bücherpreis und den Corine-Ehrenpreis sowie für sein kinderliterarisches Gesamtwerk den Sonderpreis zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Peter Härtlings Kinderbücher wurden in viele Sprachen übersetzt und sind längst zu Klassikern der Kinderliteratur geworden.
www.haertling.de
Meine Meinung:
Dieses Jugendbuch ist im typischen Peter Härtling-Stil verfasst, also ein Ton, der heutigen Kindern und Jugendlichen möglicherweise etwas merkwürdig, konservativ und unzeitgemäß vorkommt. Doch Härtlings Thema ist immer noch aktuell und zeigt die Gefühle von Kindern in einer kritischen Situation vermutlich sehr treffend dar.
Das Buch zeigt, wie plötzliche Arbeitslosigkeit ein Familienleben verändern kann.
Härtling stellt dabei ein 12/13jähriges Mädchen namens Fränze in den Mittelpunkt, die mit ihrem Vater Johannes, ein echter Kumpeltyp und der vernünftigen Mutter Bille glücklich lebt.
Bis Johannes unverschuldet seine Arbeit verliert. Das mag er seiner Familie nicht eingestehen und verlässt immer noch jeden Morgen das Haus, verbringt seine Zeit aber meist in Kneipen oder auf der Straße. Seien schlechte Laune führt immer öfter zum Streit mit seiner Frau, und der gemeinsame Traum vom Haus ist in die ferne gerückt.
Peter Härtling zeigt aber immer konsequent Fränzes Gefühle in dieser Stresssituation. Ihr geliebter Vater verwandelt sich, trinkt und bei den Streitereien mit der Mutter kommt es anscheinend sogar zu Gewaltausbrüchen.
Fränze leidet darunter, ist verwirrt und kann sich in der Schule nicht mehr konzentrieren. Wenn auf dem Schulhof das Wort ASOZIALER fällt, fühlt Fränze sich sehr verletzt. Irgendwann beschließt sie, etwas gegen die Sache zu unternehmen, Was, darf an dieser Stelle noch nicht verraten werden.
Trotz des ernsten Themas, lässt sich das Buch gut lesen, es gibt viele humorvolle Stellen und gewinnt durch Fränze und ihre Quirligkeit. Peter Härtling hat es drauf, Kinderfiguren zu gestalten. Manches wirkt dabei altmodisch, zum Beispiel die Sprache von Fränzes Freund Holger, der immer von „Vadder“ spricht und ähnlichem Dialekt.
Die Illustrationen im Buch von Peter Knorr sind nett, aber eigentlich überflüssig. Die Stärke des Textes benötigt keine visuelle Unterstützung und überlagert Knorrs Bilder ohnehin.
Arbeitslosigkeit als Stigma ist lange sehr verbreitet gewesen. Der Arbeitslose ist scheinbar selber Schuld, wenn er sich mehr anstrengen würde, hätte er schon längst einen neuen Job. Vermutlich ist diese Einstellung auch heute noch relevant. Die Betroffenen haben es noch schwerer dadurch.
Peter Härtling fasst es sehr gut in seinem Roman zusammen. Kinder, die dieses Buch lesen, werden das Wort „Asozialer“ wahrscheinlich nicht so schnell im Mund führen.
Von dem erzieherischen Gedanken abgesehen, ist es aber auch ein unterhaltsames Buch. Es ist auch deswegen intelligent, weil auf einfache Lösungen verzichtet wird.