Wie ein Wanderer in einer mondlosen Nacht – Dai Sijie

  • Hörbuch, Steinbach sprechende Bücher, 2009
    6 CDs, ca. 420 Min.
    Autorisierte Hörfassung, gelesen von Werner Rehm und Svenja Wasser sowie Patrick Heppt
    Originaltitel: Par une nuit où la lune ne s`est pas levée.
    Übersetzung von Giò Waeckerlin

    Kurzbeschreibung:
    Hochspannend verwebt Dai Sijie die zarte Liebe zwischen einer französischen Sinologiestudentinund einem chinesischen Gemüsehändler mit einer fast zweitausend Jahre alten Kulturgeschichte. Beide sind sie auf der Suche nach der verlorenen Hälfte einer uralten Schriftrolle, einem seidenen Sutra, das die geheimnisvollen Anfänge des Buddhismus in seinen fremdartig kalligraphierten Zeichen birgt. In einem Anfall von Wahnsinn soll einst Kaiser Pu Yi, der letzte Kaiser von China, das kostbare Relikt mit den Zähnen zerrissen haben...
    Ein sehr poetischer Roman über die geheimnisvolle Welt Chinas, der auf virtuose Weise einen unaufhaltsamen Sog entfaltet.


    Über den Autor:
    Dai Sijie, geboren 1954 in der Provinz Fujian in China, wurde von 1971 bis 1974 im Zuge der kulturellen Umerziehung in ein Bergdorf verschickt. Nach Maos Tod studierte er Kunstgeschichte und emigrierte 1984 nach Paris. Sein erster Roman "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" wurde ein großer internationaler Erfolg und in einer französisch-chinesischen Produktion erfolgreich verfilmt.


    Über die Sprecher:
    Werner Rehm hat mit allen großen Regisseuren gearbeitet, von Stein bis Zadek, von Ostermeier bis Schlöndorff. Seit 2000 ist er freischaffend tätig, u.a. an den Münchner Kammerspielen und am Schauspielhaus Zürich.


    Svenja Wasser, Schauspielerin am Staatstheater Hannover, ist eine vielgefragte Synchronsprecherin, die sich mit ihren einfühlsamen Interpretationen auch als Hörbuchsprecherin einen Namen macht.


    Patrick Heppt, Schauspieler und Sprecher, geboren 1977 in Erlangen, spricht den Part von Tumschuk.


    Meine Meinung:


    Dai Sijie erzählt in seinem Roman mehrere Geschichten. Das ergibt eine relativ komplexe Erzählstruktur, die gerade als Hörbuch verwirrend wirkt. Es wird versucht, dem entgegen zu wirken, indem gleich 3 Sprecher eingesetzt werden. Trotzdem entsteht beim zuhören das Gefühl
    einer Strukturlosigkeit.
    Die Sprecher nehmen ihre jeweiligen Rollen ein und wechseln sich ab. Anfangs hatte ich Zweifel. Nach einer Weile fand ich die Sprecher dann aber ganz gut. Da sie alle die Parts durch Gefängnis, Jugenderziehungsanstalt, Umerziehung, enttäuschter Liebe einigermaßen verzweifelter, orientierungsloser Protagonisten einnehmen, wirken die Figuren durch die Sprecher realistischer. Das ist ein Pluspunkt der Hörversion.


    Nachdem Dai Sijie nach seinem großen Erfolg „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin, der als Hörbuch wunderbar funktionierte, mit „Muo und der Pirol im Käfig“ schon nicht mehr so richtig überzeugte, wirkt dieser Roman wie Stückwerk.


    Kleine Abschnitte sind dennoch sehr gelungen. Denen hört man gerne zu, da die Poesie Dai Sijies Sprache immer wieder funkelt und die schweren Schicksale seiner Protagonisten nicht gleichgültig bleiben.