Der zweisprachige Liebhaber - Juan Marse

  • OT: El almante bilingue


    Kurzbeschreibung:
    Was tun, wenn die eigene Frau mit einem Schuhputzer fremdgeht? Juan Marsé gibt in seinem hinreißend komischen Roman darauf eine Antwort und bezieht ganz nebenbei auch noch ironisch Stellung zur katalanischen Sprachenpolitik.


    Über den Autor:
    Juan Marsé wurde 1933 in Barcelona geboren. Nach einer Juwelierausbildung und Arbeiten als Werbetexter und Laufbursche im Pariser Institut Pasteur veröffentlicht er seit den späten fünfziger Jahren Romane und Erzählungen, für die er zahlreiche Preise erhalten hat, u.a. den Premio Biblioteca Breve, den Premio Planeta und den Premio Juan Rulfo.


    Meine Rezension
    "Der zweisprachige Liebhaber" ist meiner Meinung nach kein "hinreißend komischer", sondern vielmehr ein tragischer, wenn auch durchaus mit schwarzem Humor durchzogener Roman. Als der Protagonist Juan Mares seine Frau, die offenbar ein Faible für spanische Zuwanderer aus dem Süden hat, in flagranti mit einem Schuhputzer erwischt, ändert sich sein Leben vollkommen. Seine geliebte Frau verlässt ihn und Juan gleitet immer tiefer ab in die Einsamkeit und hinaus aus seiner bürgerlichen Existenz. Erst als er die Idee hat, sich in einen Schuhputzer zu verwandeln, um seine Frau wieder zu erobern, hat sein Leben wieder einen Sinn...
    Marses Roman enthält viele tragikomische Elemente, die sich alle um die Themen Doppelleben, Spiegelbild, Identität, Masken, die Suche nach dem Ich und dem Sinn des Lebens drehen. Seine Hauptfigur, zuerst ein bestenfalls durchschnittlicher Mann, verändert sich zusehends, seine innere und äußere Verwandlung wird ebenso wie das Verschwimmen von Realität und Fantasie sehr eindringlich beschrieben. Trotz aller Absurdität wirkt die Geschichte für mich letztlich eher traurig als komisch, auch das Ende konnte den tragischen Gesamteindruck nicht abmildern. Für Leser mit akutem Liebeskummer bestimmt heilsam oder zumindest tröstend, für Leser auf der Suche nach einer "hinreißend komischen" Geschichte eher irritierend. Leider sind mir zahlreiche Andeutungen auf die schon in der Kurzbeschreibung genannte katalanische Sprachenpolitik entgangen, mit dem entsprechenden Vorwissen würde dieser Aspekt der Geschichte ganz sicher noch mal eine ganz spezielle Würze verleihen.


    Deshalb summa summarum 6 Punkte.