Englischer Originaltitel: The Tourist
Klappentext
Der Tod ist keine Option
Jahrelang hat Milo Weaver als Geheimagent der CIA gedient. Es gab keinen Auftrag, der ihm, als einem der Besten, nicht anvertraut wurde. Jetzt ist seine große Zeit vorbei, er plant den Ausstieg. Doch die Company lässt ihn nicht los, und so stimmt Weaver einem letzten Einsatz zu, bei dem es bald ums nackte Überleben geht.
Milo Weaver ist "Tourist", ein hoch ausgebildeter Geheimagent, der rund um den Globus Aufträge für die CIA erfüllt. Touristen haben keine eigene Identität, sie haben keine Freunde, keine Familie, ihre oberste Maxime ist Misstrauen. Als Weaver bei einem Einsatz schwer verletzt wird, zieht er sich zurück. Doch sechs Jahre später holt ihn die Vergangenheit ein. Es gibt verlässliche Hinweise auf den Aufenthaltsort des Killers Benjamin Harris, genannt der "Tiger", mit dem Weaver ein jahrelanges Katz-und-Maus-Spiel verband. Weaver spürt Harris auf, nur um kurz vor dessen Selbstmord zu erfahren, dass Harris selbst ein Tourist war und von seinen Auftraggebern mit einer tödlichen Krankheit infiziert wurde. Als kurz darauf eine seiner Kolleginnen unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, verdächtigt man Milo, und er taucht unter. Um sein Leben zu retten, muss er die Machenschaften der CIA aufdecken. Sein letzter Auftrag beginnt.
Ein brillanter Agententhriller, der das Genre des Spionageromans neu definiert.
Über den Autor
Olen Steinhauer ist in Virginia aufgewachsen, hat mehrere Jahre in Kroatien, Tschechien und Italien verbracht und lebt heute mit seiner Familie in Budapest. Seine Romane wurden bereits zweimal für den "Edgar Award" nominiert.
Meine Meinung
Agentenromane sind nicht mein Beuteschema. Deswegen fehlt mir jeglicher Vergleich. Ich hab noch nie einen John le Carré gelesen und deswegen kann ich nicht sagen, ob Steinhauer innovativ ist oder abkupfert.
Und so kam ich in den Genuss einer unerwarteten Leseerfahrung.
Milo Weaver ist ein Tourist. Touristen sind geheime Agenten, niemand in der Company kennt sie wirklich oder weiss offiziell von ihrer Existenz. Selbst seine enge Freundin bei der CIA, mit der er schon oft gearbeitet hat, darf es nicht wissen. Sie sind ständig unterwegs, Milo vorwiegend in Europa. Sie nehmen Aufträge entgegen, ohne sie zu hinterfragen. Sie haben mehrere Identitäten. Jeden Ort, jeden Raum, den sie betreten, suchen sie gleich nach Fluchtmöglichkeiten ab oder möglichen Hinterhalten. Sie schauen sich nach geeigneten spontenen Waffen um, und sei es ein Ast an einem Baum.
Milo wird seine Jobs als Tourist müde. Nachdem er merkt, das er sich am liebsten lebensmüde in einen Kugelhagel stellen würde und ihn gleich danach ein Auftrag bekommt, den er mit besagter Freundin Angela erledigen muss und einen Vorgesetzten betrifft, merkt er, das er aus dem Tourismus aussteigen sollte damit er nicht völlig durchdreht.
Nach dem ersten Kapitel macht das Buch einen Zeitsprung von 6 Jahren nach vorne. Milo arbeitet inzwischen in den USA für die Company, denn er hat bei besagtem letzten Auftrag seine Frau Tina kennengelernt. Sie hat eine kleine Tochter, und mit ihnen hat Milo ein verhältnismässig geregeltes Familienleben. Jedenfalls soweit man das bei seinem Job sagen kann.
Doch dann tritt "Der Tiger" auf den Plan. Keiner weiss genau, wer oder was er ist. Ist er etwa auch ein Tourist? Oder eher ein Terrorist? Milo und Angela sind ihm schon lange unabhängig voneinander auf den Fersen. Dann wird er plötzlich gefasst und verlang Milo zu sehen.
Das ist der Beginn einer rasanten Tour. Angela steht plötzlich ebenfalls in Verdacht, sie wird als Doppelagentin verdächtigt. Milo fliegt zu ihr nach Paris und ab da überschlagen sich die Dinge. Plötzlich steht er unter Mordverdacht und wird gejagt. Gleichzeitig will ihm aber sein Chef helfen. Oder manipuliert er ihn eher? Um was gehts eigentlich? Und wer ist Milo wirklich?
Ich kann nicht behaupten, das ich glaube, alle Verwicklungen und Täuschungen verstanden habe. Das Buch beginnt etwas verwirrend, glättet sich aber bald, um doch auf jeder Seite eine neue kleine Andeutung oder einen Verdacht zu legen. Aber das Buch liest sich rasant, ohne Längen, und ist durchaus interessant. Jedenfalls für einen Agentenanfänger wie mich. Das ein oder andere Mal musste ich aber an den Anfang zurückblättern oder um Namen rätseln. Steinhauer hat ein wahrlich verzwicktes Netz gewoben, in dem wir uns zusammen mit Milo verheddern. Aber selbst Milos Person wird zum Ende hin fragwürdig.
Man muss wie ich kein Agentenfan sein, um dieses Buch lesen zu können. Es ist unterhaltsam und irgendwie auch ein Thriller. Tote gibt es genug, es ist vertrackt und spannend. Auch Steinhauers rasanter Schreibstil ist gut zu lesen. Es gibt viel wörtliche Rede und der Leser muss gut aufpassen, denn er gehört nicht zu den onkelhaft erklärenden Autoren. Zudem gelingt ihm auch ein Einblick in das Privatleben eines Geheimagenten und was es für sein Leben und seine Familie bedeutet.
Ich gebe 9 Punkte, denn ich denke, der Roman ist einfach gut und das er nicht in mein bevorzugtes Genre fällt, sollte sich in der Punktzahl nicht wiederspiegeln. Dazu hab ich mich auch zu gut unterhalten gefühlt.