Titel: Der Tod eines Zwangsarbeiters
Autor: Andreas Seeger
Verlag: Donat-Verlag
Erschienen: 2002
Seitenzahl: 96
ISBN-10: 3934836569
ISBN-13: 978-3934836563
Preis: ab 11.25 EUR bei Amazon Marketplace
In Nazi-Deutschland stellte die Liebesbeziehung zwischen einer deutschen Frau und einem polnischen Mann eine Straftat dar. Über eine solche „Straftat“ berichtet der Hamburger Historiker Andreas Seeger in diesem Buch. Er schildert die näheren Umstände, die in einem Hamburger Vorort letztendlich zur Hinrichtung des Andrzej Szablewski führten. Er macht mit diesem Buch deutlich, dass die nationalsozialistische Vergangenheit genau genommen immer noch gegenwärtig ist und das ein Vergessen dieses sehr dunklen Kapitels der deutschen Geschichte durch nichts zu rechtfertigen ist.
Die angebliche Liebesbeziehung zwischen dem polnischen Zwangsarbeiter und der deutschen Erntehelferin Hildegard Lüdemann hat offenbar niemals stattgefunden. Da Hildegard Lüdemann aber dem Werben des Gutsverwalters Walter Grimm nicht nachgab, machte dieser aus einem losen Kontakt zwischen diesen beiden Menschen, eine Liebesbeziehung. Andrzej Szablewski hat diese Liebesbeziehung niemals gestanden, auch bei den Verhören vor der Gestapo nicht. Hildegard Lüdemann legt allerdings ein falsches Geständnis ab, sie war dem Druck der Gestapo nicht gewachsen. Dafür wurde sie ohne Urteil für drei Jahre im KZ Ravensbrück inhaftiert.
Andreas Seeger schildert nüchtern die Fakten dieses Verbrechens der Nazis. Gerade auch durch diese Nüchternheit wirkt vieles erschreckender, als wenn hier ein Buch geschrieben worden wäre, welches Spekulationen statt Fakten präsentieren würde. Andreas Seeger lässt beide Seiten zu Wort kommen, wertet dabei selbst aber nur sehr vorsichtig. Es finden sich auch leicht kritische Worte in Richtung der Siegerjustiz.
Wenn man bedenkt, dass dieses Naziverbrechen nur eines von Unzähligen dieser Art ist, dann wird vielleicht ein wenig der Umfang des Naziterrors deutlich – obwohl man vieles kaum in Worte fassen kann.
Es ist schon sehr bedauerlich, dass dieses Buch offenbar nur noch relativ schwer zu beziehen ist. Eine Neuauflage wäre auch gegen das Vergessen sicher nicht der verkehrte Weg. Und dann würde es auch nicht schaden, gerade auch solche Bücher einfach mal massiv zu bewerben – denn es schadet nichts, wenn man den Deutschen ihre Vergangenheit immer wieder um die Ohren hauen würde, gerade auch im Hinblick auf das neuerliche Erstarken der rechtsradikalen Szene. Und es ist erschütternd, dass die betroffene Hildegard Lüdemann nie rehabilitiert wurde. Die „Liebelei mit einem Polen“ galt nicht als entschädigungswürdig.
Das Buch enthält ein umfassendes Quellen- und Literaturverzeichnis das gerade auch für interessierte Leser sehr interessanten Lesestoff offeriert.
Andreas Seeger hat ein wichtiges und notwendiges Buch geschrieben. Ein Buch das in einer verständlichen Sprache geschrieben ist, das keine ideologischen Attacken auf seine Leser reitet. Sehr empfehlenswert, nicht nur für den geschichtlich interessierten Leser.