Tanz in der Brandung. Mein Leben als Manisch-Depressive - Terri Cheney

  • Klappentext:


    Terri Cheney, erfolgreiche Anwältin für Urheber- und Medienrecht, ist manisch-depressiv:
    Wenn die Depression kommt, bleibt sie tagelang im Bett und ist so gelähmt, dass sie nicht einmal mehr telefonieren kann.
    Im Griff der Manie kennt sie keinen Schlaf, keine Scham, keine Angst.
    Sie gibt Unmengen Geld aus, verführt den Freund ihrer besten Freundin oder tanzt nackt im eiskalten Meer.


    „Manische Empfindungen sind manchmal so brutal stark, dass es den Anschein hat, als könne man sie unmöglich aushalten. Für mich war nichts Verrücktes daran, mich eine Viertelstunde vor Mitternacht in eine eiskalte Brandungsströmung zu stürzen. Wir tanzten den einzigen Tanz, den mein Körper kannte … den Strömungstango.“


    Spannend und mit viel Selbstironie beschreibt die Autorin ihr Leben.


    Über die Autorin:


    Terri Cheney, geboren 1960, war viele Jahre lang Anwältin für Urheber- und Medienrecht.
    Sie lebt in Los Angeles und arbeitet mit psychisch Kranken. www.terricheney.com
    (Quelle: Patmos)


    Meine Meinung:


    Terri Cheney beschreibt ihr Leben und ihren Leidensweg nicht chronologisch, sondern episodenhaft.
    Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es teilweise große Sprünge.
    Diese Art des Erzählens geht mit der bruchstückartigen, lückenhaften Wahrnehmung einher, mit der Cheney aufgrund ihrer bipolaren Störung kämpft, wie sie im Vorwort erklärt.
    Einige Szenen dieses Buches gehen wirklich nahe und sind schwer zu verdauen,
    wobei die Autorin netterweise darauf verzichtet, die schrecklichen Details effekthascherisch auszuwalzen.
    Das Buch liest sich flüssig und interessant und dennoch hat es mich nicht überzeugt.
    Cheney verfällt sehr oft in einen lediglich beschreibenden Modus, der überhaupt keine Emotionen transportiert.
    Und die sind es doch eigentlich, die diese Krankheit ausmachen und die mich interessiert hätten.
    Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass Cheney zwar gerne die äußeren Umstände und Ereignisse beschreibt und preisgibt, sich aber der Sicht nach innen, der Sicht auf den Kampf der völlig gegensätzlichen Emotionen, die da in ihr toben, weitestgehend verweigert und sich nicht ganz in die Karten sehen lassen will.
    Damit meine ich nicht, dass mir irgendwelche widerlichen, peinlichen, betroffen machenden Aspekte fehlen.
    Cheney erzählt von Klinikaufenthalten, Medikamenten, Elektroschock-Therapie usw., erwähnt aber an keiner Stelle was es für sie wirklich bedeutete, als sie die Diagnose erhielt, wie sie sich fühlte oder wie sie heute mit diesem „Stigma“ umgeht …
    Für mich bleibt Cheneys Aufarbeitung leider zu oberflächlich und ist eines der schwächeren Bücher zu diesem Thema.