S.Fischer, 2009, 173 Seiten
Kurzbeschreibung:
"B. ist die schmutzigste Stadt Europas", schrieb Monika Maron in ihrem Debütroman 'Flugasche' (1981). B. steht für Bitterfeld, bis heute ein Synonym für marode Wirtschaft und verkommene Umwelt. Dreißig Jahre später hat sie die Stadt wieder besucht und die Spur der Veränderungen nachgezeichnet. Sie erzählt von der Wiederauferstehung einer Region, vor allem aber vom Aufbruch einiger Kreuzberger Solarenthusiasten in die Provinz Sachsen-Anhalts, wo sie eine Solarzellenfabrik mit 40 Arbeitsplätzen bauen wollten. Nur acht Jahre später ist Q-Cells der größte Solarzellenhersteller der Welt. Aus der kleinen Solarzellenfabrik ist 'Solar Valley' geworden.
Über die Autorin:
Monika Maron ist 1941 in Berlin geboren, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt seit 1993 wieder in Berlin. Sie veröffentlichte u. a. die Romane ›Flugasche‹, ›Die Überläuferin‹, ›Stille Zeile sechs‹, ›Animal triste‹, ›Pawels Briefe. Eine Familiengeschichte‹ und ›Endmoränen‹, außerdem mehrere Essaybände, zuletzt Wie ich ein Buch nicht schreiben kann und es trotzdem versuche.
Sie wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter dem Kleist-Preis (1992) und dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2003).
Meine Meinung:
Monika Maron hat vor ca. 30 Jahren in ihrem frühen Roman Flugasche Bitterfeld als Chemiestandort Schauplatz von Umweltverschmutzung und schlechten Lebensbedingungen beschrieben. Jetzt viele Jahre nach der Wende ist Monika Maron noch einmal nach Bitterfeld zurückgekehrt und schreibt über die vielfältigen Veränderungen, die diese Stadt seitdem durchlebt hat. Dafür spricht sie mit vielen Leuten, die in der Gesamtheit ein eigenartiges Bild ergeben. Die Gegend hat sich stark verändert, zum Beispiel durch das Solar Valley das viele Arbeitsplätze schaffte, andererseits haben seit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung auch viele Ostbürger das Land verlassen, sind in den Westen gegangen. Maron diskutiert auch kritisch Günter Grass Ansichten und Thesen über die Art der Wiedervereinigung und damit verbundene Verluste. Auch Bitterfeld ist einen schweren Weg gegangen. Einige Menschen hier haben viel geleistet. Ein Selbstbewusstsein für erreichte Erfolge fehlt aber oft. Der Ruf Bitterfelds ist letztlich noch aus alter Zeit beschädigt.
Das Buch ist ziemlich ambivalent und nüchtern gehalten. Es hat einen reportagehaften Ton, in dem aber auch literarische Ansätze zu finden sind.
Als Leser ist man teilweise ratlos, denn trotz vielen Veränderungen ist Bitterfeld auch in einigen Bereichen stecken geblieben. Zukunftsperspektiven sind trotz den Arbeitsplätzen durch die Solarunternehmen zumindest fragwürdig. Eine kulturelle Entwicklung fehlt anscheinend noch. Das Buch bleibt realistischerweise auch unabgeschlossen. Wie sich Bitterfeld nach 2009 weiterentwickeln wird, dürfte interessant sein und vielleicht schreibt Monika Maron in irgendeiner Form noch einmal darüber.
Auffällig an dem Buch ist der zielgerechte Einsatz von Fotos mit vielen kontrastreichen Motiven, die in der Gesamtheit mit dem Text ebenfalls ein zerrissenes Bild von Bitterfeld geben.