Familienglück - Leo Tolstoi

  • Ich habe das Buch zwar schon letztes Jahr im Dezember gelesen, aber da ich bemerkt habe, dass viele es leider nicht kennen schreibe ich hier mal eine kurze Rezension dazu.


    Inhalt:


    Die 17-jährige Mascha verliebt sich nach dem Tod der Mutter in ihren fast 20 Jahre älteren Vormund Sergej Michajlytsch, zwischen den beiden entwickelt sich bald eine zarte Liebesbeziehung und es kommt zur Hochzeit. Doch das stille, friedliche Landleben ist der jungen Frau zu eintönig und bald wird ihr langweilig. Deshalb willigt ihr Mann ein, nach Petersburg umzuziehen und den Winter dort zu verbringen. Es folgen prunkvolle Gesellschaften und Bälle auf denen Mascha’s Schönheit bewundert wird und wo sie einige Verehrer hat. Sie genießt es sehr, ihr Mann jedoch drängt auf die Heimkehr. Doch die junge Frau verfällt der Vergnügungssucht des Adels, wodurch Streitereien vorprogrammiert sind. Ihre Ehe stürzt in eine tiefe Krise und ihr Familienglück ist stark gefährdet. Welche Lösung wird sie finden? Wird sie eine Affäre wagen, während sie auf Kur ist, oder zu ihrem Mann und ihrer Familie zurückkehren?


    Meine Meinung:


    “Familienglück” von Tolstoi fand ich wunderbar. Ich mag Tolstoi sowieso und dieses Buch ist auch gut zum einsteigen, da es nicht so dick ist, wie viele seiner anderen Werke!!! Ich hab das allerdings andersrum gemacht.
    Die Geschichte ist einfach wunderschön, wobei mir die erste Hälfte viel besser gefiel. Sowohl vom Inhalt, als auch vom Schreibstil her. Die Figuren sind derartig fein und genau beschrieben, dass man sich sofort in sie hineinversetzen kann und ungemein mit ihnen mitfühlt. Man versteht jeden von ihnen auf seine Weise und hofft die ganze Zeit, dass ihre Liebe alles übersteht und sie wieder zueinander finden. Am Ende, das dann doch etwas überraschend ist, kamen mir beinahe die Tränen, was ebenfalls sehr für das Buch spricht. Man lebt die Geschichte! Es ist einfach ein wunderschönes Buch, das viel zu sehr untergeht, hinter seinen bekannteren Werken.
    UNBEDINGT LESEN!!!!!

  • Welch ein Zufall, dass du es gerade jetzt vorstellst, ich habe das Buch nämlich erst letzte Woche gelesen.
    Meine Ausgabe war allerdings von 1957 und hieß Glück der Ehe. Mein Buch hatte übrigens auch keinen Klappentext, so dass ich mal wieder nicht wusste, was mich erwartet (ich mag das :-])
    Bei amazon steht: "Familienglück erscheint zum erstenmal in adäquater deutscher Übersetzung, die der Modernität des Romans gerecht wird."
    Das kann ich natürlich nicht beurteilen, da ich die Neuübersetzung nicht kenne, aber ich mochte die Übersetzung in meinem Buch. Ich mag die altmodischen Begriffe nun einmal einfach lieber.
    Aber vielleicht ändert sich dadurch ja sehr viel an Eindruck und Wirkung des "Romans", den ich, aufgrund seiner Kürze eher als Erzählung bezeichnen würde.
    Ich empfand die Geschichte nämlich leider eher als Nichtssagend.
    Die erste Hälfte erinnerte mich eher an einen Kitschroman, junge Frau und alter Mann - sie liebt ihn und - aach! - er liebt sie, aber sie können es erst nicht zugeben. Schließlich kriegen sie den Dreh aber doch und heiraten.
    Wenigstens hatte ich so viel Zutrauen, zu Herrn Tolstoi, es nicht dabei zu belassen, sonst hätt ich das Ding schon nach ein paar Seiten in die Ecke gepfeffert.
    Nun ja, die Wende kommt. Die junge Frau langweilt sich ganz furchtbar und will in die Stadt und wird ganz furchtbar flatterhaft und oberflächlich und ihr alter Mann sieht dem Ganzen gelassen weinend zu.
    Die Lösung des Dilemmas ist ... nun ... vielleicht zeitgemäß vernünftig-realistisch.
    Aber die amazon-Behauptung von "Modernität" ist nur zutreffend, wenn diese Rezension anfang des letzen Jahrhunderts verfasst wurde.


    Mein Fazit: Kann man lesen (ist ja nicht besonders lang), muss man aber absolut nicht.