Der Geliebte der Mutter von Urs Widmer

  • Inhalt
    Als Clara, ein Mädchen aus reichem Hause, den jungen Edwin kennen lernt, ist er arm wie eine Kirchenmaus und hat nur eines im Kopf: Musik, moderne Musik von Komponisten, die in den 20er-Jahren noch kein Mensch kennt. Sie arbeitet für ihn und liebt ihn mit der gleichen Hingabe wie er seine Musik. Er ahnt nichts von dieser Liebe, heiratet eine andere, wird berühmt. Claras Leben hingegen zerbricht, ihre Liebe zu Edwin wird zur stummen Besessenheit, von der nie jemand etwas erfährt.


    Über den Autor
    Urs Widmer, geboren 1938 in Basel, studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris. 1966 promovierte er mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa. Danach arbeitete er als Verlagslektor im Walter Verlag, Olten, und im Suhrkamp Verlag, Frankfurt. Heute lebt und arbeitet Urs Widmer als Schriftsteller in Zürich. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. 2007 erhielt Urs Widmer den Friedrich-Hölderlin-Preis der deutschen Stadt Bad Homburg.


    Meine Meinung:
    Ohne die SZ-Bibliothek hätte ich wohl niemals zu einem Widmer gegriffen, weder Titel noch Klappentext hätten mich hier gereizt. Jetzt im Nachhinein ein absoluter Fehler, denn dieses Büchlein mit seiner einfachen schnörkellosen Sprache, seinem sehr klaren und emotionslosen Blick auf die großen Dramen einer Liebe, hätte mir nicht so lange entgehen dürfen ich bin wirklich hingerissen. Eine wahrlich traurige Geschichte, die einem trotzdem Hoffnung gibt, daß es eben die ganz großen Gefühle doch gibt.
    Absolut gelungen und trotz der Kürze absolut detailliert und interessant erzählt.
    Widmer werde ich in Zukunft auf jeden Fall noch ein paar mehr Stunden meiner Lesezeit schenken...


    :-]

  • Habe das Buch vor längerer zeit auch gelesen, es hat mir schon ganz gut gefallen aber ich konnte Claras Handlungen teilweise nicht nachvollziehen, z.B. dass sie aus lauter Liebe ihr Kind vernachlässigt hat...


    LG Luthien

  • Ich muss den thread nochmals aufgreifen, denn ich habe das Buch gerade erst gelesen und finde es fantastisch! Mir gefällt seine Schreibweise, so distanziert - aber dennoch kann man die autobiographischen Züge sprüen!
    Clara, die niemals Liebe widerfahren hat - wie soll diese sie weiterschenken! Das TRauma vom nicht-zurück-geleibt-werden bis hin zum Wahn und Selbstmord, wow, gut geschrieben gute figuren!
    Wer auch noch das Buch des Vaters gelesen hat, der wird wirklich vollständig begeistert sein.

  • Ich hatte dieses kleine Buch seit 2007 im RUB. Ich gehörte zu den Abonnenten der 2. SZ-Reihe.


    Ehrlich gesagt hab ich mich oft gefragt, wie man so distanziert über dieses Drama schreiben kann. Es dringt kein Mitgefühl nach außen, ich fühlte mich wie ein Beobachter von Käfern. Ich habe keine Beziehung zu Clara aufbauen können, auch der Dirigent erschien mir fremd und unsympathisch.


    Aber mit der Begründung "Wie soll sie Liebe aufbauen, wenn sie selbst nicht geliebt wurde" kann man es erklären.


    Interessant fand ich die Einwürfe der historischen Geschehnisse.


    Wäre es nicht so eine kurze Geschichte gewesen, hätte ich abgebrochen, so habe ich es heruntergelesen und war erleichtert, als es vorbei war. Bestimmt ein Stück Literatur, aber so gar nicht nach meinem Geschmack.