Kurzbeschreibung
Nach dreißig Jahren Krieg hoffen die Menschen in Europa auf ein Ende des Schreckens. Manche verfolgen dabei ihre eigenen Ziele und die Teufelsbibel, das mächtigste Buch der Welt, steht im Mittelpunkt ihres Trachtens. Im Norden schickt Königin Kristina von Schweden ihre Geliebte Ebba Sparre aus. Im Westen fällt ein Jesuit mit einer wichtigen Botschaft einem Mord zum Opfer. Im Süden erwacht ein uraltes Netzwerk zu neuem Leben. Und im Osten, dort, wo der große Krieg begann, brechen Agnes Khlesl und ihre Tochter Alexandra auf, um ein Kind zu retten. Ihre Mission führt sie direkt in die Falle des Jesuitenpaters Siuffrido Silvicola. Dessen Dasein dient nur einem Ziel: der Vernichtung der Teufelsbibel um jeden Preis ...
Über den Autor:
Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen bei Landshut. Nach dem erfolgreichen literarischen Einstieg mit seinen beiden Historienkrimis "Der Tuchhändler"(1999) und "Der Jahrtausendkaiser" (2000), bescherte ihm sein dritter Roman "Eine Messe für die Medici" (2002) zum ersten Mal den Sprung auf die Bestsellerliste. Seither zählt er zu den beliebtesten Autoren im Bereich des Historischen Romans. Dübells folgende Bücher reihten sich nahtlos in die Serie seiner Erfolge ein. Richard Dübell ist Träger des Kulturpreises der Stadt Landshut.
Meine Meinung:
1647. Der 30-Jährige Krieg neigt sich seinem Ende zu. Mitteleuropa liegt in Trümmern, Hungersnöte und Seuchen haben das beendet, was die Kriegsmächte begonnen haben, haben den Menschen die Grundlagen ihrer Existenz genommen und die Hoffnungslosigkeit zurückgelassen. Hoffnung ist auch das, was Alexandra, der Tochter von Cyprial Khlesel fehlt, die sich von einem persönlichen Schicksalsschlag nicht erholen kann. Vermeintliche Schuld und ein Gefühl der Ausweglosigkeit drohen sie zu zerstören. In dieser Situation folgt gemeinsam mit ihrer Mutter dem Ruf ihres älteren Bruders nach Würzburg, der ihrer Dienste als Heilerin bedarf, da seine Tochter schwer erkrankt ist. Mutter und Tochter machen sich gemeinsam auf eine Reise, an deren Ende nichts mehr so ist wie es war.
Wenn man sich als Leser auf ein Trilogie einlässt, deren erstes Buch wirklich gut und das zweite brillant war, dann stellt man sich vor dem Lesen des dritten Buches die bange Frage: Werde ich enttäuscht oder gelingt dem Autor noch eine Steigerung in diesem dritten Buch. Ich für meinen Teil kann gleich vorweg nehmen, dass mich der Abschluss um die Geschichte der Teufelsbibel nicht enttäuscht hat, ganz im Gegenteil. Dieses dritte Buch hat einen ganz eigenen Rhythmus, ja fast schon einen ganz eigenen Herzschlag und es gibt von Beginn an ein anderes Tempo vor als die beiden ersten Bücher. Nach einem furchtbaren Prolog, der an die Abenteuer des Simplicissimus angelehnt ist und dem Leser die Schrecken des Krieges gleich mit voller Wucht spüren lässt, baut sich die eigentliche Geschichte langsam auf und es ist gut, dass der Autor diesen langsamen Weg gewählt hat. Er gibt so der Schlüsselfigur dieses Buches, Alexandra, die Zeit, dem Leser nahe zu kommen, sie zu verstehen, sich ganz in sie hinein versetzen zu können. Zugleich werden die historischen Hintergründe der Geschichte beleuchtet, die man als Leser wissen muss, um später die Zusammenhänge verstehen zu können. Ich hab das als Ruhe vor dem Sturm empfunden, denn ohne übertreiben zu wollen - der Sturm kommt und er droht die lieb gewonnenen Protagonisten hinwegzufegen. Auch Agnes, Andreij, Cyprian und Wenzel sind in diesem Teil wieder mit dabei. Alt geworden aber nicht senil, schlagfertig wie immer und einfach nur liebenswert. Es war schön, auf keines der Familienmitglieder in diesem Buch verzichten zu müssen. Alexandra aber ist hier in dieser Geschichte das Zentrum, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Auf ihr, die selber keine Hoffnung hat, ruht die Hoffnung der Familie.
Die Teufelsbibel selber ist zwar immer präsent aber weniger im Mittelpunkt als in den ersten beiden Büchern. Was sie bewirkt, bewirkt sie hier nicht durch ihre Anwesenheit sondern durch die Gedanken, die sie in den Menschen auslöst. Fehlgeleiteter Glaube, fehlende Informationen, falsche Wege, die beschritten werden, Wahnsinn, durch den Krieg verursacht. All das führt am Ende zu einer Katastrophe, die hätte verhindert werden können. Dennoch wächst aus dieser Katastrophe der Glaube an die Liebe, an das Vergeben und an die Hoffnung auf eine bessere Zeit.
Richard Dübell verlangt seinen Lesern in diesem Buch viel ab, denn er schildert die Gräuel des Krieges in all ihrer Grausamkeit. Schändungen, Ermordungen, Hinrichtungen bis hin zu ganzen Kriegshandlungen, in die unsere Protagonisten und damit auch die Leser verwickelt werden. Man geht als Leser durch viele dunkle Täler in Richard Dübells Buch, aber man sieht auch immer wieder den Sonnenaufgang auf den Bergkuppen, der in Form von spritzigen Dialogen, Situationskomik, der Liebe und einem unbändigen Lebenswillen daher kommen, wenn man glaubt, all die Schrecken kaum noch ertragen zu können. Denn immer, wirklich immer spürt man in dieser Geschichte die Liebe, Freundschaft und Hingabe, die die Familien Khlesl und von Langenfels ein ganzes Leben lang zusammenhalten, ein Zusammenhalt, der bedingungslos ist und der auch den Leser nicht unberührt lässt. Richard Dübell spielt in diesem abschließenden Band virtuos auf der Gefühlsklaviatur seiner Leser, vom Adagio über Adantino bis hin zum Prestissimo. Wenn die letzte Seite umgeschlagen ist, bleibt man völlig erschöpft, ausgelaugt, traurig aber auch glücklich zurück und weiß, dass man gerade an einem ganz besonderen Buch teilhaben durfte.
Ich werde die Khlesls und die von Langenfels, die mich die letzten drei Jahre begleitet haben, ganz furchtbar vermissen. Sie sind mir unter den vielen, die mir meinem Leseleben bislang begegnet sind, mit die liebsten Protagonisten gewesen.