'Der König' - Seiten 283 - 355

  • Dieser Abschnitt beginnt genauso spannend wie der vorherige aufgehört hat:
    Endlich kommt es zu einer richtigen Begegnung zwischen Jakob und Elisabeth *schmelz*


    Jakob gesteht Ihr, er hätte sie gestern auf dem Ball nicht erkannt. Was ich aber nicht glaube, sonst hätte er sich am nächsten Morgen nicht schlagartig an sie erinnert (vielleicht hat Ihr Körper oder Ihr Körpergeruch sie verraten??)


    Er hat wohl doch ihren 1. Brief gelesen und nicht gleich alle verbrannt. Weshalb er Ihr Verschwinden als endgültige Entscheidung angesehen hat :-( Tja, Life is timing!
    Frauen sind da übrigens viel neugieriger als Männer. Wir hätten garantiert auch noch Brief 2-5 gelesen :lache


    Das mit dem Vorkoster ist ja auch ein starkes Stück ... :wow
    JA! Könige leben gefährlich. Er will ihr dieses Leben ersparen.


    Felizitas gefällt mir immer mehr in diesem Roman. Sie hat so was von Aschenputtel für mich :grin
    Ihre Geschichte hat mich sehr mitgenommen, auch das sie dabei Ihr Kind verloren hat ;-(


    Schön, wie sich Andreas und Bernhard um sie kümmern, sehr zum Leidwesen von Margarete.


    Ach ja, die liebe Margarete ist sowieso der Moralapostel in Andreas Haus. Denkt sie doch, Elisabeth und Felizitas sind zwei liederliche Personen, weil der König dauernd zu Besuch kommt und auch schon aml über Nacht bleibt, Elisabeth sich des öfteren in Andreas Stube aufhält um ihm das Schreiben zu lernen (sie weiß aber nicht was die beiden da so alleine treiben :lache ) und Ihr Mündel Felizitas des Nachts zu Bernhard geht um ihm Modell zu stehen.

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Zitat

    Original von bonomania
    Jakob gesteht Ihr, er hätte sie gestern auf dem Ball nicht erkannt. Was ich aber nicht glaube, sonst hätte er sich am nächsten Morgen nicht schlagartig an sie erinnert (vielleicht hat Ihr Körper oder Ihr Körpergeruch sie verraten??)


    Ich denke, das darf sich jeder so deuten, wie er mag. Ich deute es mir etwa so: Er wollte (und durfte) sich die Sehnsucht nach ihr bisher nicht eingestehen. In dieser Nacht hat er sich erlaubt zu glauben, die Frau könne Elisabeth sein, hat ihr auch die Maske nicht abgenommen, um nicht mit der Realität konfrontiert zu werden, die ja zwischen ihnen immer eine schwierige ist. Am anderen Morgen (Tage haben nun mal andere Gesetze als Nächte) kann er den Gedanken zulassen, dass sie es tatsächlich war.


    Zitat

    Das mit dem Vorkoster ist ja auch ein starkes Stück ... :wow
    JA! Könige leben gefährlich. Er will ihr dieses Leben ersparen.


    Das kommt nicht unerwartet, aufgrund seiner Herkunft und Vorgeschichte muss Philipp Feinde haben. Trotzdem zeigt uns dieses Donnergrollen an dieser Stelle ganz deutlich, wie bedroht sein Leben ist.

  • Am darauf folgenden Nachmittag steht Jakob plötzlich in der Tür seines Zimmers in Andreas Haus. Er steht einfach nur da, lehnt an der Tür und sieht sie an. Er zeigt keine Überraschung. Das ist mein eindeutiger Hinweis darauf, dass er gewußt oder zumindest geahnt hat, mit wem er in der vergangenen Nacht zu Gange war. Warum sonst sollte er bei Andreas auftauchen, wenn er Gäste hat und eigentlich keine Zeit auszuspannen? Diese Ahnung hat ihn zu Andreas geführt und dort hat sich seine Vermutung bestätigt. Und dann bekommt er ein schlechtes Gewissen: "Oh Gott", murmelt er, was musst du von mir denken..." und er ... flüchtet. Wenn Andreas nicht wäre, aus diesen beiden würde nie ein Paar :bonk


    Doch er kann nicht lange wegbleiben, schon in der gleichen Nacht sehen sich die beiden wieder. Er kommt noch einmal zu Andreas und wo treffen sie aufeinander, natürlich in der ... Küche. Und schon prickelt es wieder zwischen den beiden. Aber eines muss ich sagen. Ich würde nie im Leben mein warmes Hemd ausziehen, da könnte der Kerl noch so nass sein. Da hatte die brave Elisabeth aber böse Hintergedanken und prompt werden sie von Margarete ertappt :chen


    Und endlich ist es so weit. Sie sprechen sich aus. Darauf habe ich 310 lange Seiten gewartet. Aber beim zweiten Lesen war die Ungewissheit ja nicht mehr so schlimm ;-)

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann Das ist mein eindeutiger Hinweis darauf, dass er gewußt oder zumindest geahnt hat, mit wem er in der vergangenen Nacht zu Gange war.


    Und Elisabeth erkennt das natürlich auch sofort. Und damit auch, dass er weiß, welch "loses" Verhalten sie in der Nacht so an den Tag gelegt hat. "Hitze stieg in ihr Gesicht."


    Zitat

    Original von Suzann
    Und dann bekommt er ein schlechtes Gewissen: "Oh Gott", murmelt er, was musst du von mir denken..." und er ... flüchtet. Wenn Andreas nicht wäre, aus diesen beiden würde nie ein Paar :bonk


    "Schlechtes Gewissen" würde ich das nicht nennen. Aber er möchte wohl auch nicht gerade, dass sie denkt, er treibt es immer so. Zumal es nicht stimmt. Außer diesem Geplänkel mit Henrie, mit dem sie ihn hinhält, läuft für ihn ja anscheinend seit Monaten nichts mit einer Frau.
    Er flüchtet ja auch nicht, es kommt ihr nur so vor. Ist ja nicht ganz abwegig: Die Begegnung mit ihr rüttelt an allem, was er sich an Mauern um seine Gefühle gebaut hat, an allem, was er sich für seine Zukunft so vorgestellt hat. Schon ein Schock. Aber er hat ja vor wiederzukommen und in Ruhe mit ihr zu reden, "nicht so zwischen Tür und Angel". Klingt doch ganz vernünftig.


    Zitat

    Original von SuzannAber eines muss ich sagen. Ich würde nie im Leben mein warmes Hemd ausziehen, da könnte der Kerl noch so nass sein.


    Ist doch Sommer, war doch gar nicht kalt, nur nass. Aber ist das nicht eine schöne Geste: Früher hätte sie sich das niemals getraut.

  • Zitat

    Original von Ingrid G.



    "Schlechtes Gewissen" würde ich das nicht nennen. Aber er möchte wohl auch nicht gerade, dass sie denkt, er treibt es immer so. Zumal es nicht stimmt. Außer diesem Geplänkel mit Henrie, mit dem sie ihn hinhält, läuft für ihn ja anscheinend seit Monaten nichts mit einer Frau.....


    Das hatte ich anderes verstanden. Für mich war das Frauenproblem, von dem Andreas der Elisabeth erzählte, ein aktuelles Problem und nebenbei halt noch das Spielchen mit Henrie...

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Ich glaube, es gibt da einen feinen Unterschied. Er sagt ja selber, er habe "es nie mehr so gefunden" wie bei Elisabeth, und dabei hat er doch wahrlich gesucht. Dass er dabei immer wieder an die verkehrte gerät, ist ja nicht seine Schuld. Menschen suchen eben. Das ist ja nochmal was anderes als das, was er da im Fensterbrett getrieben hat, das war kein "Suchen", das war ein "Entladen" (schon mal richtig eine "gewischt" gekriegt, wenn du mit Gummisohlen über Teppichboden gelaufen bist? Den statischen Entladevorgang kann man genausowenig verhindern wie das, was Jakob da im Fenster getan hat ...).
    Und dass er das, was er mit Elisabeth hatte, in den Jahren nach ihr gesucht hat, bedeutet ja nicht, dass das immer als Entladevorgang ablief. ;-)

  • CorinnaV, ich stell mir diesen pseudo elektrischen, halb unfreiwilligen Entladevorgang gerade bildlich vor und lach mich hier kaputt :lache
    Das hast du sehr lebendig beschrieben und auch sehr treffend. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, macht das fast einen Sinn, wenn man mit dem Kichern aufhören kann ;-)


    Allerdings kommt mir gerade in den Sinn, das für Elisabeth das intime Zusammensein mit Jakob in "Der Spielmann" anscheinend nicht so erfüllend war. Ich denke das sagt uns die "Der König"-Passage aus dem vorigen Abschnitt:
    "Am Ende hatte sie sich zitternd in seinen Armen zusammengerollt wiedergefunden, ihr Innerstes nach außen gekehrt, aufgelöst unter seinen unnachgiebigen Händen. "Ich sterbe", hatte sie geflüstert. "Du stirbst nicht", hatte er gesagt, ruhig und seiner Sache sicher. Er hatte sie schweigend in die Arme genommen, und nun, ihr glühendes Gesicht an seinem Hals verborgen, wusste sie, warum Männer hinterher des Trostes bedurften." Sehr poetisch :anbet


    Eigentlich könnte das Buch als Untertitel auch "Die sexuelle Revolution der Prinzessin Elisabeth" haben :rofl

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Nicht so erfüllend???? :yikes Wie kommst du denn darauf ... :gruebel


    Da sind mir aus dem "Spielmann" ganz andere Worte in Erinnerung geblieben ("... aufgewühlt und doch eigenartig satt und schwer ...").


    (Den Satz "Du stirbst nicht" bringe ich übrigens damit überhaupt nicht in Verbindung - das ist eine meiner absoluten Spielmann-Lieblingsszenen, als Elisabeth fiebert und Jakob kommt und sich um sie kümmert.)


    Sexuelle Revolution? Eher nicht. Da war ja nix zum Revolutionieren. Eher die sexuelle Selbstfindung ... :rofl - bei Jakob nähme ich diesen Unterricht übrigens auch, bietet er Kurse an? :anbet

  • Ich dachte eher an diese Stelle CorinnaV: "Er hatte sie schweigend in die Arme genommen, und nun, ihr glühendes Gesicht an seinem Hals verborgen, wusste sie, warum Männer hinterher des Trostes bedurften."


    ...und Jakob scheint ein Naturtalent zu sein :grin

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Ich dachte eher an diese Stelle CorinnaV: "Er hatte sie schweigend in die Arme genommen, und nun, ihr glühendes Gesicht an seinem Hals verborgen, wusste sie, warum Männer hinterher des Trostes bedurften."


    Wobei ich das mit den Männern und dem Trost ganz gerne näher erklärt hätte ... das trifft vielleicht auf den einen oder anderen zu, aber ganz sicher nicht auf ... ich sag mal, die Mehrheit der Männer. Oder ich kenne bloß die falschen (die, die hinterher eine Ehrenrunde ums Bett drehen und ein bisschen so aussehen wie der von Eric Idle verkörperte schmächtige Gladiator in der Arena bei "Monty Pythons Life of Brian", nachdem der Berg, gegen den er antreten musste, an einem Herzinfarkt krepiert ist ... :rofl)

  • Was für eine schöne Debatte! Ich hab mich weggeschmissen, als ich das gelesen hab! :lache
    Und dein klasse Untertitel, Suzann! Bin ich sehr dafür. Nur, dass das für Frauen leider mit Haken und Fallstricken verbunden ist, wie wir später noch sehen werden.


    Bezüglich intimes Zusammensein im "Spielmann": Ich würde sagen, zwischen "total öde und enttäuschend" und "höchste Erfüllung" liegt noch eine gewisse Bandbreite. Und dafür, dass sie da gerade erst angefangen hatten, nervös und voller Befangenheit, lief's doch wirklich ganz gut. Aber da war Elisabeth ja schon noch ziemlich hin und hergerissen zwischen Sehnsucht und Angst vor den Folgen. So oft lief letztendlich gar nichts, oder? Außer nach ihrer "Entdeckung", als sie Wut hatte, hat sie sich doch ziemlich zurückgehalten.


    Dieser Wortwechsel "Du stirbst nicht" ist durchaus doppeldeutig gemeint (d.h. ihr habt beide recht mit dem, was ihr dabei denkt).


    Äh, wie war das mit dem Entladevorgang? Ich denke mal nicht, dass das, was in dem Gemach abging, unbedingt als Gegensatz zu sehen ist zu "der Fleischeslust, die er so nicht mehr gefunden hat", sondern dass in dem Moment, als er dieser unbekannten Frau gegenüber stand, er zum ersten Mal wieder etwas vergleichbares gefunden hat. Und deshalb läuft's auch so ab und deshalb hält er sie auch zurück, als sie gehen will. Drücke ich mich jetzt unverständlich aus?


    Zitat

    Original von Suzann
    Das hatte ich anderes verstanden. Für mich war das Frauenproblem, von dem Andreas der Elisabeth erzählte, ein aktuelles Problem und nebenbei halt noch das Spielchen mit Henrie...


    Andreas sagt nur, dass das mit den Frauengeschichten anfing, als er zum zweiten Mal aus dem Dorf zurückkam. Wie lange das so ging, darüber sagt er nichts. Andererseits, aus dem, was Jakob selbst über seine Beziehung zu Henrie denkt (in den Einschüben am Anfang), könnte man schließen, das ist momentan das einzige, was ihn bezüglich Frauen beschäftigt. Oder vielleicht noch der Satz: "Was denkst du denn, was passiert, allein mit einem betrunkenen, ausgehungerten Kerl nachts allein in seinem Schlafzimmer." Ach ja, später sagt er noch was von wegen "Das ist längst vorbei", als das Gespräch auf seine Geliebten kommt.

  • Ich hab das so empfunden, im Moment der "Entladung" war es durchaus das, ein Entladevorgang. Betrunken und ausgehungert halt. Und beim Entladen hat er dann gemerkt, dass er es da wieder gefunden hat, was er seit Jahren sucht. Und dann hält er sie zurück (vorher hat er sie ja noch wegschicken wollen - "Geh weg, Mädchen, du kannst ja nichts dafür ..." - vielleicht, weil er sich "gefürchtet" hat, dass er im Begriff war, es wieder zu finden, aber genau wusste, zu mehr als zum "Entladen" ist er zunächst mal nicht fähig).


    Ich liebe Romane, in denen die Figuren so "schamlos" auf ihre Körperlichkeit reduziert werden können, ohne dabei "obszön" zu werden und die Tiefe der Figur und der Erzählung zu verlieren. Die Geschichten, die so klar und deutlich darstellen, wie wichtig das Körperliche an einer Beziehung ist. Deshalb fand ich auch schon immer an Jakob so toll, wenn er nicht vom "Berühren" sprach, sondern sehr viel bodenständiger und natürlicher vom "Anfassen". So ein kleiner vokabularer Unterschied, und erzielt eine verdammt große Wirkung - jedenfalls bei mir funktioniert das ganz toll. Keine Ahnung, ob das so beabsichtigt ist ...

  • Ja, ich denk, das passt schon, wie du das erklärst (das mit der Entladung und dem Finden).


    Eigentlich sind wir mit diesen Anmerkungen schon einen Abschnitt zu weit gerutscht, dies hier ist der Abschnitt, in dem so nach und nach die Worte dazukommen (nachdem wir nun wissen, körperlich ist noch eindeutig alles bestens), in dem wir so nach und nach erfahren, wie Jakobs Seite der Geschichte aussieht.


    Genau, das "Berühren" und das "Anfassen". Elisabeth "berührt" (man hat das Gefühl, sie tippt mit den Fingerspitzen dagegen) und Jakob und Andreas "fassen an" (die sind sich nämlich ähnlicher, als es auf den ersten Blick den Anschein hat). Zum einen ist das der sprachliche Unterschied, Elisabeth redet eben anders, aber es steckt schon mehr dahinter. Es gibt so eine Stelle am Anfang des "Königs", als sie noch bei Eleonore ist, und darüber nachdenkt, wie ihr genau dieser Unterschied fehlt, "und sehnte sich nach ... einer Umarmung, in welcher ein Körper den anderen ganz berührte, anstatt ihn leicht zu streifen."