Fragen an Charlotte Lyne

  • Woher kmmt das Wort "Glastig" habe ich noch nie gehört...
    Ist das im United Kingdom immer noch so, dass unschätzbare Kulturgüter dem Eigentümer des Grundes zugesprochen werden, wo sie gefunden werden?


    Mir war diese Nähe des Fundes zum Krieg gar nicht mehr gewärtig.

  • Ich hab auch mal a Frage.
    Die meisten deiner Romanfiguren sind historisch verbürgt, aber wie viele Informationen standen dir tatsächlich zur Verfügung? Mal die Könige außen vor, über die wurde sicher mehr überliefert, aber wie viel von den normalen Hauptfiguren entstammt der Recherche, wie muss man sich das vorstellen? Gab es Namen und Geburts- und Sterbedaten und ansonsten eher Informationen, die sich in ein paar Worte, statt Sätze fassen lassen; oder stand dir mehr zur Verfügung, woraus du dir ein Bild machen konntest?


    Ist "Glencoe" dein Titel? (Ich würde ja fast darauf wetten ...)


    Schreibst du schon wieder an etwas Neuem?


    Ups, sind doch drei Fragen geworden, ich bin so neugierig. ;-)

  • Beowulf, die Fragen zur Dreizehnten Stunde beantworte ich bei Gelegenheit mal per PN, wobei ich die zum Grundbesitz nicht beantworten kann.


    Mulle, ja, der Titel ist meiner. Ich freue mich so sehr, dass der Verlag ihn behalten hat.
    Bei diesem Roman war die Quellenlage ausgezeichnet, d.h. es gab jede Menge erhaltene Dokumente, sodass ich zumindest zur Gestaltung der maennlichen Hauptfiguren Berge von Material hatte. Bei den Frauen gibt's naturgemaess weniger, aber was Sarah Campbell betrifft, doch noch einiges. Je mehr ich finde, desto besser komme ich zurueck.


    Bei meinem neuen Roman ist die Recherchephase gerade abgeschlossen. Ja, theoretisch schreibe ich seit kurzem daran. Er erscheint im Herbst 2012.


    Alles Liebe von Charlie

  • Komplett Off-Topic


    Charlie Hast Du das Buch "Wölfe" von Hilary Mantel gelesen? Von der Thematik her bist Du ja die unangefochtene Fachfrau für das Thema rund um Henry VIII. Falls Du's gelesen hast wie fandest Du es und falls nicht wirst Du es in absehbarer Zeit noch lesen? Falls weder noch verlasse ich mich halt auf die Rezi von Frau Willi und die Meinung von Bouquineur die ja in absehbarer Zeit folgen wird.


    Entschuldigung das ich diesen Thread für etwas anders als Glencoe missbraucht habe aber hier wird es am ehesten gelesen. :wave


    Edit: Eine nette Eule hat mir folgenden Link geschickt wo sich Charlie über das Buch äussert: K L I C K


    Somit ist meine Frage beantwortet.

  • Sapperlot, ich rate, das Buch unbedingt zu lesen, und finde mein Urteil von damals jetzt viel zu negativ.
    Bitte nicht vergessen: Ich bin mit extrem ueberhoehten Erwartungen an das Buch gegangen, weil Booker Prize Winner und Short List Nominees viele meiner Lieblingsbuecher stellen und weil das eben MEIN Thema ist, mein Leben lang. (Wolf Hall stand als Titel fuer mein Buch auch mal im Raum.)
    Ausserdem bin ich - was mir selbst sehr peinlich ist - lebenslang ein Mensch, der sich fuer von Frauen geschriebene Buecher nie so ganz richtig begeistern kann.


    Diese drei Dinge muss man unbedingt von meinem Urteil abziehen.


    Ich wuerde heute lieber zuerst das Positive nennen:


    1.) Historisch ueber jeden kleinsten Vorwurf erhaben, einfach makellos, die komplexen politischen Zusammenhaenge sind beneidenswert perfekt heruntergebrochen.
    2.) Dramaturgisch interessant, sehr gut geschnitten.
    3.) Glaubwuerdige Figuren.


    Wo es mich nicht ueberzeugt, ist auf sprachlich-stilistischem Gebiet, aber ich fuerchte, das koennen nur von Maennern geschriebene Buecher, so doof sich das (auch fuer mich) anhoert.


    Es ist unter den historischen Romanen eine Perle und unter den Romanen an und fuer sich noch immer ein starkes, wenn auch FUER MICH kein ueberragendes Buch, d.h. kein Booker Prize Winner (aber das waren andere auch nicht - ich finde Wolf Hall z.B. viel, viel ueberzeugender als seinerzeit den "Gott der kleinen Dinge", ueber den ich mich wirklich aufgeregt habe.)


    Interessante Stunden mit Wulf Hall wuenscht
    Charlie


    (P.S.: Zum Thema HENRY kann man mich jederzeit ALLES fragen. Das ist fuer mich nie Off topic.)

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort Charlie. Ihr (ich hatte per PN Kontakt zu einigen Eulen) habt mich überzeugt das ich mir das Buch kaufen werde. Falls jetzt noch irgendwer weiss wo ich mir ein paar Stunden Freizeit kaufen kann damit ich über genügend Zeit verfüge um all die (Historischen) Bücher auf meinem SuB zu lesen die ich unbedingt lesen will, wäre ich euch sehr dankbar. :lache


    Edit: Wenn ichs dann irgendwann lese und Fragen oder Unklarheiten auftauchen sollten werde ich mich unverzüglich an dich wenden Charlie. :wave

  • Sehr gerne!


    Und ... falls Du diesen Freizeit verkaufenden Laden findest - kannst Du bitte'n bisschen fuer mich mit kaufen?


    Alles Liebe von Charlie


    P.S.: VIELEN Dank fuer Deine tollen Rezensionen bei Amazon!

  • Liebe Charlie,
    nachdem mir während der Leserunde keine Fragen eingefallen sind, habe ich jetzt zwei für dich, die mir während des Hörens deines Audiobooks gekommen sind. Ich bin übrigens jetzt damit fertig und hab meine Rezi auch schon in die Büchereule gestellt. Ich hoffe, du schaust ab und an noch mal hier vorbei und klärst mich auf :wave


    1. Die Stelle, als Sandy Og vor der Schlacht von Killiecrankie sein Zelt abbaut und sich auf dem Weg macht, aber erst nachdem er Sarahs und Duncans Namen in den Dreck gekratzt hat, hat mich auf eine Frage gebracht, die sich mir jedes Mal stellt, wenn ich ein Buch lese, das von einer Frau geschrieben wurde und in dem Gedanken und Gefühle von Männern beschrieben werden:
    Wie schaffst du es als Frau, einen authentischen Mann zu schreiben? Ich habe schon so viele Bücher gelesen, in denen die Männer denken und fühlen, so wie die Frauen es von ihnen erwarten und nicht wie es ein realer Mann tun würde und das nervt mich. Holst du dir dabei den Rat deines Mannes?


    2. Ich hab über Gemeinsamkeiten von Oberpfälzern und Schotten nachgedacht und bin dabei auf das Biertrinken gekommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass in deinem Buch zwar jede Menge Vierfachgebrannter vertilgt wurde, aber kein Ale. War das Absicht? Oder hat es nicht gepasst? Oder bin ich auf dem völlig falschen Dampfer und die haben damals noch gar kein Ale getrunken?


    Liebe Grüße
    Susanne

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Liebe Suzann,


    erst einmal - vielen, vielen Dank fuer Deine Hoerbuch-Rezension! Ich bin ja nur froh, dass ich nicht wusste, WAS da gekuerzt wurde. Auf Calum haette ich nie im Leben verzichtet.
    Ich muss dazu aber sagen, dass der Verlag mir angeboten hat, beim Kuerzen mitzuwirken, es ist also nicht ueber meinen Kopf hinweg entschieden worden. Ich habe verzichtet, weil ich von Hoerbuch-Regie so gar nichts verstehe (ich besitze kein einziges ...) und das lieber Fachleuten ueberlassen wollte.
    Das war sicher auch richtig so. Aber Calum haette ich unbedingt behalten wollen ...


    Zu Deinen Fragen: Doch, klar, Ale haben die auch getrunken. Auch Wein - Weinwuerzen war ein Hobby des MacIain, sein Haus wurde Haus der Weinbecher genannt. (Der Wein stammte zumeist aus Frankreich, die Zeit, in der man in Schottland Wein anbauen konnte, war natuerlich lange vorueber.) Warum ich Ale nicht erwaehnt habe, weiss ich jetzt gar nicht. Ich fand, ich habe (wie immer ...) schon ein bisschen zu viel ueber Essen und Trinken geschrieben, irgendwie ist das immer ein Teil der Recherche, der mir viel Spass macht und bei dem ich dann weit uebers Ziel hinausschiesse.


    Die andere Frage interessiert mich brennend! Ob meine Maennerfiguren authentisch sind oder nicht, muessen natuerlich die maennlichen Leser entscheiden - aus meiner Sicht kann ich nur sagen, dass mir Maenner viel viel leichter fallen als Frauen. Ich werde mit meinen Frauenfiguren auch wesentlich langsamer (oder manchmal auch ueberhaupt nicht) warm und wuerde, wenn Verlage das gestatten wuerden, auf weibliche Hauptfiguren verzichten.
    Das liegt meiner Ansicht nach daran, dass ich mit vier Bruedern, aber ohne Schwester aufgewachsen bin, mehr Soehne habe als Toechter, mehr maennliche Freunde als weibliche und zu 85% Buecher von Maennern lese, solange ich denken kann.
    Figuren pruefen lasse ich natuerlich von maennlichen und weiblichen Testlesern und frage auch viel - meinen Mann, meine Soehne, meine Verwandten und Freunde. Letzten Endes habe ich aber immer das Gefuehl, in meinem Leben viel mehr Maenner beobachtet zu haben als Frauen.


    Die Gemeinsamkeiten zwischen Oberpfaelzern und Schotten finde ich bezaubernd. Ich muss unbedingt mal in die Oberpfalz.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Suzann
    Dabei ist mir aufgefallen, dass in deinem Buch zwar jede Menge Vierfachgebrannter vertilgt wurde,


    Nein, nie, never, maximal dreifach, nie vierfach und seit dem 19. Jahrhundert auch das nur noch ausnahmsweise.:cheers und ausserdem ist :bier ja quasi eine Zwischenstufe in der Produktion von Lebenswasser und die Weinfässer aus Frankreich brauchte man für die Lagerung- alles sinnvoll und nachhaltig...

  • ...ich könnte schwören, Frau Fröhlich hat mir immer Vierfachgebrannter ins Öhrchen gezwitschert :gruebel


    PS beowulf: Hast du schon mal 3fach gebrannten Wodka getrunken? Wenn nicht, solltest du das mal nachholen. Das ist auch ein sehr leckeres Gesöff :-]


    Ich bin zwar kein Mann, aber mein "Unwahrscheinlich-Alarm" ist nur einmal an der von mir beschriebenen Stelle "losgegangen". Von daher kann ich dir in dieser Hinsicht sehr gute Authentizitätsnoten geben. Freut mich, dass du dich in die Männerwelt so gut einfühlen kannst, Charlie. Mein Mann stellt mich oft vor Rätsel ;-) Ich vermute, ich bin nicht so die Männerversteherin :-(


    Auf die Gemeinsamkeiten zwischen Oberpfälzern und Schotten bin ich erst nach meiner Schottlandreise in den 90igern gekommen, wo wir 14 Tage in der Gegend rumgefahren sind. Die hügelige Landschaft, die schrulligen Leute, die vielen Weiher, das alles hat mich damals sehr an zu Hause erinnert.


    Erinnere ich mich richtig, dass in deiner Geschichte nicht von Totgeburten vor Duncans Geburt die Rede ist, sondern nur, dass Sarah lange auf ihre erste Schwangerschaft gewartet hat? Die offizielle Amazon-Kurzbeschreibung hat mich beim Rezi-Zusammenstellen etwas verwirrt.

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  • Das ist richtig, Suzann - daran ist aber nicht der Verfasser des Klappentextes schuld, sondern der Verfasser des Romans.
    Klappentexte werden sehr haeufig - auch bei diesem Roman - nach dem Expose erstellt, da sie viel frueher vorliegen muessen, als der Lektor mit der Bearbeitung der Abgabefassung beginnt. In meinem Expose und in den ersten Fassungen gab es die Erwaehnung von Totgeburten. Da ich aber grundsaetzlich die geplante Seitenzahl leicht ueberschreite, muss ich am Ende viel kuerzen (was Texten m.E. grundsaetzlich gut tut), und dabei entdeckte ich, dass die Totgeburten durchaus wenig Funktion haben und verschwinden konnten.
    Ich haette die Lektorin natuerlich darauf aufmerksam machen muessen - habe ich aber, ehrlich gesagt, verschlampt.


    Alles Liebe von Charlie

  • Na ja, doof war das von mir schon. Ich habe den Klappentext ja von meiner Lektorin zur Pruefung erhalten. Ich hatte, fuerchte ich, zu der Zeit aus dem Fokus verloren, dass ich das gestrichen hatte ...


    Leicht peinlich, aber wie gesagt, alleinige Schuld des Autors, die - sehr kompetente - Lektorin hat in diesem Fall alles richtig gemacht.


    Herzlich,
    Charlie (mit ersten Verkalkungserscheinungen ...)

  • Also ich stelle es mir sehr sehr sehr schwer vor, sich in der Fülle der Details, die so ein nicht ganz dünner Roman enthält, zu merken, welches dieser vielen Details der Kürzung zum Opfer gefallen ist und das nicht unproblematisch ist, weil es im Klappentext erwähnt wurde. (Toller Satz, ich hoffe du verstehst was ich meine.) Dazu kommt, dass man oft das Offensichtliche übersieht, weil man die Geschichte einfach schon zu oft durchgelesen hat, schon in und auswendig, rückwärts und vorwärts kennt.


    entkalkende Grüße
    Susanne

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  • Diese durch endlose Bearbeitungsgaenge entstehende "Betriebsblindheit" gibt es natuerlich, da hast Du recht. Wobei ich ehrlich gesagt finde, dass wir die ein bisschen zu oft als Entschuldigung heranziehen. Das ist schon so ein Standardsessel, auf dem sich's bei jeder Gelegenheit bequem sitzt: Was, mein Text wimmelt vor Rechtschreibfehlern? Das muss die Betriebsblindheit gewesen sein ...
    Wiederholung? Wieso? Ich bin doch nur der arme betriebsblinde Autor ...
    Is' nich' spannend? Mann, wieso ham mir das meine doofen Testleser nich' gesagt, ich bin ja betriebsblind, ich kann das ja nicht merken ...


    Ich meine, ich bin fuer diesen Beruf ziemlich gruendlich ausgebildet worden und uebe ihn auf die eine oder andere Weise seit zwanzig Jahren aus - wenn jetzt ein Arzt mit vergleichbaren Voraussetzungen in meinem Dickdarm sein Skalpell zuruecklaesst, entschuldigt das arme Schweinlein, fuercht' ich, kein Mensch mit "war halt betriebsblind".


    Daher neige ich dazu, das eher nicht gelten zu lassen.


    Trotzdem ist es sehr, sehr nett von Dir!


    Alles Liebe von Charlie