Kindheitshunger – Axel Gauvin (ab 14 Jahre)

  • Roman aus Réunion


    Peter Hammer Verlag, 1995
    199 Seiten
    Originaltitel: Faims d'enfance


    Kurzbeschreibung
    Soubaya, 15 Jahre alt, kommt von der multikulturellen, urbanen Küstenregion Reunions in das Hochland, in eine rückständige, bäuerliche Region, und besucht dort die Schule. Zuerst fremd und als einziger Inder unter Weißen, lernt er sich nach und nach durchzusetzen, gegen den Rassismus, im Konflikt mit seinen Mitschülern, im Konflikt zwischen der kreolischen und der französischen Kultur. Und er erlebt seine erste Liebe.


    Über den Autor:
    Axel Gauvin wurde 1944 auf Réunion geboren. Er schreibt in französischer und kreolischer Sprache.
    Außer Kindheitshunger ist noch “Wenn Du aufwachst, bin ich da“ auf Deutsch erschienen.


    Meine Meinung:
    Aus mindestens 2 Gründen ist Kindheitshunger ein außergewöhnliches Jugendbuch: Zum einen der Schauplatz, zum anderen die Erzählstruktur.
    Romane aus Réunion kannte ich bisher nicht. La Réunion ist eine politisch zu Frankreich gehörende Insel im indischen Ozean, nicht weit von Mauritius


    Erwähnt werden muss noch, dass die Handlung 1958 angesiedelt ist. Réunion ist erst seit 1946 ein französisches Überseedépartement. Die Herkunft der Schüler ist vielschichtig, unter ihnen sind Kreolen, Tamilen, Hindus, sowie Schüler europäischer oder chinesischer Herkunft.
    Die Direktorin der Schule versucht mit aller Gewalt, bei den Schülern die französische Kultur und Sprache einzutrichtern. Das geht zu Lasten der kreolischen Sprache.


    Der Protagonist Soubaya ist neu in der im ärmlichen ländlichen Hochland liegenden Schule und da er Hindu ist, auch rassistischen Bemerkungen und Spott ausgesetzt, den er aber mit großer Würde widersteht, obwohl ihn das durchaus mit Wut erfüllt. Es wird ausschließlich aus seiner Perspektive erzählt, manchmal mit ganz schön derben Worten.


    Die kurzen Kapitel entsprechen jeweils einen Tag auf der Schule und zwar immer zur Mittagspause, d.h. die gesamte Handlung über ca. ½ Jahr spielt ausschließlich in der Schulkantine. Hier gibt es täglich schlechtes Essen, serviert von der fürchterlichen Yvonne, die Soubaya zwingen will, Rindfleisch zu essen, was für ihn aus religiösen Gründen nicht in Frage kommen.


    Wie sich Soubaya in der neuen Schule zurechtfindet, sich mit den anfänglich abgelehnten Mitschülern anfreundet und sich in Lina verliebt, sind dann schon eher die üblichen, aber auch amüsanten Zutaten eines Jugendromans.


    Mich hat der Roman thematisch und stilistisch überzeugt!