"Der zweitbeste Koch" - Kurt Bracharz

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    Gebundene Ausgabe: 180 Seiten
    Verlag: Haymon Verlag; Auflage: 1., Aufl. (9. September 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 385218634X
    ISBN-13: 978-3852186344
    Größe und/oder Gewicht: 20,8 x 13,2 x 2 cm


    Kurzbeschreibung lt. Amazon
    Hunger ist bekanntlich der beste Koch. Der zweitbeste ist ein junger Chinese namens Li Wang. Das glaubt zumindest der Wiener Gourmetkritiker Xaver Ypp vom Hochglanzmagazin Lukull , weshalb er auch sehr verärgert ist, als es plötzlich heißt, Li Wang sei nach China zurückgekehrt. Und Ypp hat noch mehr Probleme: Sein Chef hält ihn schon lange für zu konservativ und drückt ihm zu allem Überfluss noch die Ausbildung eines pubertierenden Geschmacksgenies aufs Auge. Schlechte Karten für Ypp, der bald auch noch Opfer eines Überfalls wird: Als er die Probe eines ungewöhnlichen Stückchens Fleisch aus Li Wangs ehemaligem Restaurant untersuchen lassen will, beginnt die Angelegenheit vom Kuriosen ins Kriminelle abzugleiten und nimmt dabei immer rasanter Schussfahrt auf ...


    Der Autor
    Kurt Bracharz, geboren 1947 in Bregenz/Bodensee, ist Berufsschullehrer. Seit 1972 arbeitet er auch für Zeitschriften und Rundfunk. Der Autor lebt in Österreich.


    Inhalt - meine Zusammenfassung
    Hunger ist bekanntlich der beste Koch. Doch der zweitbeste Koch, das ist Wang Li - ein Spitzenkoch, der bereits 1 Monat verschwunden ist. Der Wiener Gourmetkritiker Xaver Ypp vom Magazin "Lukull" vermisst den Koch sehr, doch Xaver hat bald andere Sorgen. Bei einem Restaurantbesuch mit dem Grünschnabel Quentin (einem Genie in Sachen Gaumenfreuden, der ihm vom Chef aufs Auge gedrückt wurde) bekommt Xaver Fleisch zu kosten, das er nicht zuzuordnen weiß und so nimmt er eine Probe, die ihm kurz darauf entwendet wird. Was bzw. wer steckt hinter der ganzen Sache?



    Meine Meinung:
    Eigentlich habe ich mich auf einen Wiener Kriminalroman gefreut, doch es sollte anders kommen. Einen Krimi kann man "Der zweitbeste Koch" beim besten Willen nicht bezeichnen. Dennoch hat mich dieser Roman von Kurt Bracharz bestens unterhalten.


    Herrlich selbstironisch und mit einem Augenzwinkern nimmt Hauptfigur und Ich-Erzähler Xaver Ypp die Gastronomie und speziell die chinesische Küche aufs Korn. :zwinker


    Als Restaurantkritiker beim Gourmentmagazin "Lukull" soll Xaver den Teenager Quentin in die Genüsse von Feinschmeckerlokalen einführen und bei einem Besuch des Chinarestaurants "Shanghai 1938" passiert es: Xaver bekommt ein Gericht mit einer undefinierbaren Fleischsorte vorgesetzt, nimmt eine Probe dieser und wird auf dem Heimweg überfallen. Was hat es mit der Fleischprobe auf sich? Und wo ist Wang Li, der Koch des Shanghai 1938 abgeblieben?
    Diese und andere Fragen lösen sich im Laufe der Handlung in Wohlgefallen auf...


    Protagonist Xaver Ypp (was für ein Name *lol*) ist sowohl eigenbrötlerisch und eigenwillig als auch ein alter Hase im Gourmetgeschäft und so schnell macht ihm keiner was vor... Dementsprechend begeistert ist der Reporter um die 60 natürlich, als ihm ein junger Hupfer namens Quentin vorgesetzt wird. Quentin spielt aber nur eine untergeordnete Rolle, ebenso wie die hübsche Studentin Zoe, die sie zu einem Essen begleitet oder Xavers Bruder Rudolf.
    Die Charaktere sind außergewöhnlich, schrullig, sehr originell und passen sich der Handlung wunderbar an.


    Als Österreicherin muss man den Handlungsort Wien einfach mögen, ebenso wie die eingestreuten Redewendungen und Begriffe im Dialekt. Und hier gibts, extra für euch, ein kulinarisches Wörterbuch auf Wienerisch. Ihr werds euch zerwuzeln...


    Und auch wenn "Der zweitbeste Koch" kein Krimi ist, so habe ich mich beim Lesen sehr amüsiert, dazu tragen auch die Rückblenden und interessante Antekdoten aus Xavers bewegter Vergangenheit bei. Außerdem werden dem Leser immer wieder obsukure Speisen aus der Asia-Küche serviert, die manchmal bis an die Grenze des guten Geschmacks gehen!


    Manchmal hat der Handlungsverlauf kleine Hänger und Xaver verliert langfristig sein eigentliches Ziel (die Fleischprobe und Wang Li) aus den Augen, aber die bizarre Geschichte und seine reizvolle Umsetzung wiegen wieder einiges auf.


    Der Schreibstil ist skurril und schrullig, ganz so wie die Hauptperson. Dazu passen auch der Titel und das schön gestaltete Cover.


    Fazit:
    Bis auf die Tatsache, dass "Der zweitbeste Koch" vom Kriminalroman weit entfernt ist und mit einigen unnötigen Szenarien aufwartet, habe ich mich mit dem Wiener Schmäh köstlich unterhalten gefühlt. Für diesen lukullischen Ausflug in die asiatische Küche vergebe ich 8 PUNKTE.


    PS: Wie es Nicht-Österreichern mit diesem Buch geht, kann ich leider nicht sagen. Da ich im Osten Österreichs lebe und in Wien arbeite, verstehe ich natürlich den Dialekt und kenne auch viele Schauplätze aus dem Buch.



    Ich bedanke mich ganz herzlich bei Fr. Nicole Oberdanner vom Hamyon Verlag für die Zusendung dieses Rezensionsexemplars!