Der Totenleser - Michael Tsokos

  • Autor: Michael Tsokos
    Titel: Der Totenleser
    Erschienen: 10/2010
    Verlag: Ullstein
    Seiten: 251


    Über den Autor: Prof. Dr. Michael Tsokos leitet das Institut für Rechtsmedizin der Charité und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin. Als Mitglied der Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes war er an zahlreichen gerichtsmedizinischen Projekten im In- und Ausland beteiligt, u.a. 1998 in Bosnien. Für seinen Einsatz als einer der ersten deutschen Rechtsmediziner bei der Identifizierung deutscher Tsunami-Opfer in Thailand erhielten er und das deutsche Team 2005 den Medienpreis Bambi. Von ihm ist 2009 bereits das Buch „Dem Tod auf der Spur“ erschienen.



    Kurzbeschreibung:
    Ein Mann, der sich verfolgt fühlt und dann erstochen aus dem Wasser gefischt wird. Ein Ehepaar, das tot aber ohne äußere Verletzungen in der heimischen Wohnung liegt. Ein grausiger Fund in einem Möbelstück.
    In seinem zweiten Buch ist Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner, dem Tod erneut auf der Spur – und schildert weitere unglaubliche Fälle aus eigener Erfahrung.



    Meine Meinung:
    In 12 Kapiteln stellt Tsokos Fälle aus seinem Alltag vor und nimmt dabei häufig auch Bezug auf aktuelle Todesfälle die in den letzten Jahren durch die Medien bekannt wurden, so z. B. auf mehrere Fälle von Kindstötungen. Ich bin zugegeben mit etwas Skepsis an dieses Buch herangegangen, da in letzter Zeit ja viele Bücher erschienen sind, die Erfahrungsberichte von Ermittlern und Rechtsmedizinern wiedergeben. Ich wurde allerdings sehr positiv überrascht, da Tsokos sachlich die Arbeitsweise eines Rechtsmediziners schildert, z. B. das korrekte Arbeiten am Tatort und im Institut und über die Gutachtertätigkeit vor Gericht berichtet und so einen guten und interessanten Einblick in seinen Alltag gibt.


    Was mir besonders gut gefallen hat sind die Exkurse in die Medizin. So schildert er nicht nur anschaulich, welche Anzeichen die Leichen nach bestimmten Todesarten aufweisen sondern erklärt auch, wie diese zustande kommen, beispielsweise die kleinen Blutungen in den Bindehäuten und in der Gesichtshaut nach einem Erstickungstod. Tsokos schafft es, die physiologischen und pathologischen Vorgänge ohne Fachkauderwelsch zu vermitteln, so dass es auch für medizinische Laien verständlich ist. Neben dem medizinischen Aspekt wird auch das Umfeld der Todes- bzw. Mordfälle beleuchtet, jedoch immer angemessen und sachlich.


    Da ich selbst bereits als Pathologin gearbeitet habe (allerdings in der Veterinärmedizin ;-) ) und daher auch schon knifflige Todesursachen zu „ermitteln“ hatte bzw. es manchmal schwierig ist, die vorhandenen Befunde in Einklang mit der Todesursache zu bringen, finde ich es faszinierend, wenn es jemand wie Tsokos schafft, die Zusammenhänge zwischen pathologischen Befunden und dem eingetretenen Tod so klar zu vermitteln. So einen Pathologen hätte ich mir in meiner Ausbildung gewünscht!


    Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen und warte schon auf den bestellten ersten Band :-]

  • Gefällt mir weniger gut als das erste Buch des Autors. Viel zu oft schweift Michael Tsokos ab, erzählt von ähnlichen Fällen, von diesen und jenen Erfahrungen, was eigentlich keine schlechte Idee ist, aber dadurch geraten die einzelnen Fälle, von denen das Buch ja handelt, in den Hintergrund. Anders als im ersten Buch wird zu wenig intensiv auf die jeweiligen Umständer der ausgewählten Todesfälle eingegangen, zu wenig intensiv darüber berichtet. Dadurch gerät auch der Lesefluss ins stocken.
    Interessant ist das Buch allemal, nur hat mich dies ein wenig gestört.

  • Zitat

    Original von Abipolo
    Kann mich nur anschließen! Klasse Buche, dass es wirklich wert ist zu lesen.
    Für alle die mal wirklich wissen möchten wie Rechtsmediziner in Wirklichkeit arbeiten!
    Ich hoffe er schreibt bald weiter.



    Das kann ich nur :write
    Habe das Buch gestern ausgelesen und war davon genauso fasziniert wie vom 1. Teil.
    Besonders gut gefällt mir, dass jeder Fachbegriff erklärt wird. Man muss nicht ständig zum Lexikon laufen um ein Wort nachzuschlagen. Das finde ich sehr angenehm.
    Ich mag auch die Schreibweise und die Schilderung der Verletzungen und woran man dadurch erkennt wie ein Mensch gestorben ist.
    Der Leser wird hier nicht verschont und genau das macht das Buch so interessant. Man bekommt wirklich einen Einblick in die Arbeit der Rechtsmediziner und zu welchen Aufklärungen die Pathologie fähig ist.


    10 Punkte!