Treibeis - John Farrow

  • Der 2. Teil der Serie mit dem kanadischen Sergeant Detective Émile Cinq-Mars


    Originaltitel: Ice Lake (2001)
    Knaur Taschenbuch 2010, 565 S.


    Über den Inhalt:
    Unter dem Eis eines zugefrorenen Sees bei Montreal wird eine Leiche entdeckt. Im Hals des Mannes steckt eine Kugel. Detective Émile Cinq-Mars nimmt, eigenwillig wie immer, die Ermittlungen auf und stößt auf obskure Machenschaften in der Pharmaindustrie, die auch vor Menschenversuchen nicht zurückschreckt …


    Über den Autor:
    John Farrow ist das Pseudonym des kanadischen Autors Trevor Ferguson, der bereits sieben literarische Romane vorgelegt hat. 1947 in Ontario geboren, wuchs er in Montreal auf und lebt heute mit seiner Familie in Hudson in der Provinz Quebec. "Eishauch", sein erster Kriminalroman, wurde in 17 Sprachen übersetzt, und brachte ihm den längst überfälligen Erfolg als Schriftsteller.


    Meine Meinung:
    Kanada im tiefsten Winter: In der Nähe von Montreal am zugefrorenen Lake of Two Mountains wollte Detective Émile Cinq-Mars eigentlich eine Informantin treffen und stößt statt dessen auf eine Leiche. Deren Schussverletzung lässt auf Mord schließen und obwohl der Fall nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt, beginnt Cinq-Mars zusammen mit seinem Partner Bill Mathers Ermittlungen anzustellen. Der Tote stellt sich als Andrew Stettler heraus, Mitglied einer Motorradgang und angeblich Sicherheitschef einer großen pharmazeutischen Firma. Diese Firma betreibt illegale Menschenversuche, indem sie noch nicht zugelassene Medikamente an Aidspatienten testet. Als immer mehr Patienten sterben, schreckt die Firmenleitung auch vor Mord nicht zurück, um ihre Machenschaften zu vertuschen.


    Die Zeitsprünge zu Beginn des Buches erfordern erhöhte Aufmerksamkeit beim Lesen. Das erste Kapitel spielt ca. zwei Monate, nachdem die Handlung einsetzt. Hier wird bereits ein Teil des Ausmaßes deutlich, das die Geschichte im Verlauf der Handlung erreicht, ohne jedoch zuviel vorweg zu nehmen.
    Stellenweise gerät die Geschichte etwas langatmig, hauptsächlich wenn es im zweiten Handlungsstrang um die Mitarbeiter des Pharmakonzerns geht. Doch unwiderstehlich wird es immer dann, wenn Cinq-Mars mit seinem skurrilen Humor ins Spiel kommt. Cinq-Mars ist einer vom alten Schlag, seine Art, gradlinig, unbeirrt und beharrlich seine Ermittlungen zu führen, machen ihn zu einem sehr sympathischen Protagonisten. Auch führt der Mann hat interessantes Privatleben, das wie selbstverständlich in die Geschichte einfließt ebenso wie die Eheprobleme seines Partners Bill Mathers.
    Cinq-Mars erinnert mich in vielem an Colin Dexters Inspector Morse. Die beiden hätten sich vermutlich gemocht.

    Eine kriminelle Motorradgang, die Führungsetage eines pharmazeutischen Unternehmens, indianische Aktivisten sind die Mitspieler in diesem intelligentenThriller. Jede der Figur spielt ihr eigenes Spiel und verfolgt eigene Interessen und es ist spannend zu verfolgen, wie am Ende alles schlüssig miteinander verwoben wird.
    Farrow hat eine sehr komplexe, realitätsnah wirkende Geschichte vorgelegt, die es auch ohne großes Blutvergießen geschafft hat, einen nachhaltig eindringlichen Eindruck bei mir zu hinterlassen.

    Das Thema ist so aktuell wie vor zehn Jahren, als die Originalausgabe erschien. Cinq-Mars ist eine sehr originelle Serienfigur. In einem Interview von 2001 sagte Farrow, dass eine Fortsetzung in Planung sei. Schade, dass bisher nichts daraus geworden ist.