Chuck Klosterman - Fargo Rock City. Eine Heavy-Metal-Odysee in Nörth Daköta

  • Titel: Fargo Rock City
    Autor: Chuck Klosterman
    Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Franca Fitz und Heinrich Koop
    Verlag: Rockbuch Verlag
    Erschienen: März 2007
    ISBN-10: 3927638382
    ISBN-13: 978-3927638389
    Preis: 8.90 EUR


    „Das musst du mal machen!“ oder „Das musst du unbedingt lesen!“. Diese Sätze bzw. Aussagen nerven eigentlich nur, denn „müssen“ muss ich gar nichts. Nur bei diesem Buch von Chuck Klosterman bin ich fast geneigt auch zu sagen: „Als Rock- oder Metalfan musst du das lesen!“ Aber natürlich sage/schreibe ich es nicht – allerhöchstens denke ich es vielleicht. Aber ich werde mich hüten es laut auszusprechen.


    Chuck Klosterman hat mit „Fargo Rock City“ ein wirklich großartiges Buch geschrieben. Es ist eine Reise in die Welt des Hardrock und des Heavy Metal, eine Reise in die Achtziger dieser doch letztendlich unheimlich „geilen“ Musikrichtung. Es mag sein, dass die Venylscheiben langsam Staub angesetzt haben, dass man vielleicht lange nicht mehr „in dieser Musik“ unterwegs war. Klosterman aber schafft es – fast spielend möchte man sagen – einen mit auf diesen Nostalgietrip zu nehmen. Ein Trip in eine Zeit die nach Jahren schon etwas zurückliegt, die aber ganz schnell wieder absolut gegenwärtig ist. So gegenwärtig, als sei man nie fort gewesen.


    Und man trifft sie wieder. „Gute alte Bekannte“ – die Heroen einer sehr schönen Zeit. Da sind Cinderella, Poison, Def Lepard, Lita Ford (Ex-Runaway, sehr sexy und mit „Kiss me deadly“ auch in den Charts erfolgreich), des weiteren trifft man auf W.A.S.P. (unglaublich sexistisch – aber einfach nur hammerhart), GNR, Black Sabath (Ozzy Osbourne), natürlich fehlen auch Van Halen und solo David Lee Roth nicht, die „Großen Meister“ Led Zeppelin sind selbstverständlich auch dabei, KISS fehlen selbstredend ebenfalls nicht und was wäre eine solche Aufzählung ohne Mötley Crüe, ohne Metallica, ohne Iron Maiden (mit ihrem Eddie) und ohne Judas Priest. Ace Fehley darf nicht vergessen werden, genauso wenig wie Slayer (für viele wahrscheinlich sehr gewöhnungsbedürftig), auch Queensryche und Manowar haben ihren festen Platz. Und dann wären da auch noch Stryper (White Metal – die während ihrer Konzerte Bibeln verteilen) und als Gegenstücke Megadeath oder auch Holy Moses.


    Aber auch die Hardrocker wie Gary Moore, mit einigem guten Willen auch The Cult oder die früheren Bon Jovi sollen hier nicht vergessen werden. Und gern erinnert man sich auch an die deutschen Gruppen wie Warlock (mit der megablonden Doro Pesch), an Helloween und natürlich an die Scorpions.

    Man könnte diese Aufzählung fast unendlich weiter führen und sicher habe ich vielen Unrecht getan indem ich sie hier nicht erwähnt habe – aber wer dieses Buch liest, der wird auch sehr schnell die hier Vergessenen dort erwähnt finden.


    Interessant ist immer wieder Chuck Klosterman’s Sicht der Dinge. Manchmal schüttelt man nur den Kopf und fragt sich: „Sag mal Klosterman, was ging denn bei diesem Gedanken denn bloß in deiner Fontanelle vor?“. KLosterman polarisiert, aber trotzdem ist jede seiner Ansichten es wert, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Zu seinem fundierten Wissen über Hardrock und Heavy Metal kommt hinzu, dass Chuck Klosterman sehr emotional argumentiert und man merkt sehr deutlich, dass er diese Musik quasi lebt. Und eines kommt bei Klosterman auch nicht zu kurz und das ist der Humor. Er kann durchaus auch über sich selbst lachen und scheint sich auch selbst nicht so abgrundtief ernst und wichtig zu nehmen.


    Wer aber ist denn nun dieser Chuck Klosterman?
    Er wurde am 5. Juni 1972 geboren, ist Kolumnist bei ESQUIRE und ehemaliger Redakteur beim SPIN MAGAZINE. Außerdem schreibt er für die NEW YORK TIMES, die WASHINGTON POST. Bekannt wurde er auch als Autor des Buches „Eine zu 85 % wahre Geschichte“.


    Sehr schön auch die Widmung in diesem Buch:


    „Dieses Buch ist meinen Eltern gewidmet (die dieses Buch hoffentlich nie lesen werden) und Thad Holen (der dieses Buch nie lesen wird).“


    Ich glaube, heute werde ich noch auf den Boden gehen (in anderen Regionen der Welt sagt man auch Speicher) und in den alten schwarzen Scheiben kramen und sicher beim Versinken in die Erinnerungen einfach die Zeit vergessen – aber sicher nicht die Zeit, die uns diese Musik beschert hat.


    Vielleicht sollte ich es aber doch sagen – nur dieses eine Mal:
    „Als Hardrock und Heavy Metal Fan muss man dieses Buch lesen!“

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Auch wenn es recht lange her ist, dass ich dieses Buch gelesen habe, muss ich Voltaires Rezi dahingehend ergänzen, dass es gar nicht Not tut, selbst einmal Metaller gewesen zu sein, um dieses Buch zu mögen.
    OK, ich lebe seit vielen Jahren mit einem Alt-Heavy zusammen, und es kann passieren, dass mich zu Hause Slayer in etwas mehr als Zimmerlautstärke empfängt, aber mit der Musik und dieser peinlichen Rumposerei konnte ich noch nie viel anfangen.
    Und trotzdem hat mir das Buch ausgesprochen Spaß gemacht, diese wunderbare, wenn auch nicht heile Welt eines Jugendlichen aus der Provinz, diese Leidenschaft für ein Paralleluniversum, dass so gar nichts mit dem eigenen Leben zu tun hat und Klostermans unnachahmliche Selbstironie, die doch keinen Zweifel daran lässt, Heavy Metal die einzig wahre Musik ist. Oder vielleicht doch nicht?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)