Haymon-Verlag 2009
Gebundene Ausgabe: 168 Seiten
Kurzbeschreibung
Ginge es nach der Statistik, dann dürfte die kleine Steffi eigentlich gar nicht existieren: Dann hätte ein Arzt im Rahmen des Schwangerenuntersuchungsprogramms die Diagnose Down-Syndrom gestellt und ihrer Mutter Johanna eine Abtreibung nahegelegt. Doch Steffi, so scheint es, hat diese Logik erfolgreich hintertrieben und ist da, samt ihrem atypischen Chromosom.
Das Einleben beider, des etwas anderen Kindes in diese Welt und seiner Mutter in den Alltag mit Steffi samt allen Konsequenzen, die sich daran knüpfen, formt Ludwig Laher zu einem vielschichtigen Roman, einem Geflecht aus eindringlichen Momentaufnahmen, tastenden Reflexionen, unerwarteten Bezügen und überraschenden Wendungen. Ohne moralische Besserwisserei und sentimentale Ungenauigkeiten lädt Laher die Leserschaft ein, ihn auf seiner abenteuerlichen Gratwanderung zu allerlei Wägbarkeiten zu begleiten. Mit der ihm eigenen mitreißenden Diskretion so ein Kritiker über Ludwig Lahers letzten Roman Und nehmen was kommt nähert sich der Autor so einer der großen Herausforderungen, mit denen uns die modernen Wissenschaften konfrontieren.
Über den Autor:
Ludwig Laher, geboren 1955 in Linz, studierte Germanistik, Anglistik und Klassische Philologie in Salzburg. Er lebt im oberösterreichischen St. Pantaleon und schreibt Prosa, Lyrik, Essays, Hörspiele, Drehbücher und übersetzt. Dazu kommen wissenschaftliche Arbeiten.
Mein Eindruck:
Der österreichische Schriftsteller Ludwig Laher nutzt einen quasi essayistischen Ansatz um über die Geburt und das aufwachsen eines Kindes mit Down-Syndrom zu schreiben.
Johanna und ihr Freund wollen zuerst nicht wahrhaben, dass ihr Baby Steffi das Downsyndrom hat, aber im Alltag schaffen sie es, damit zu leben. Der Roman überzeugt dadurch, dass realistisch erzählt wird. Jegliche Betroffenheitsmomente, wie sie in amerikanischen Filmen beliebt sind, fehlen. Stattdessen sind die beschriebenen Situationen glaubwürdig und anscheinend gut recherchiert. Der Autor beleuchtet neben den Szenen des Alltagslebens immer wieder die gesellschaftliche Akzeptanz oder eben deren fehlen, z.B. was die medizinische Information betroffener Eltern angeht. Natürlich sind auch die Partnerschaften mehr belastet. Jedoch schneidet in Lahers Buch der Vater von Steffi nicht schlecht ab. Er liebt die kleine Steffi, bekennt sich zu ihr und hat keinerlei Scheu, sich mit ihr in der Öffentlichkeit zu zeigen. Dennoch ist es Johann, die letztlich die meiste Kraft aufwendet, Steffi trotz des Handicaps aufzuziehen.
Zwischendurch tastet Laher auch den Umgang mit Kindern mit Down-Syndrom in der Vergangenheit ab und betrachtet dann heutige Forschung.
Lahers größter Verdienst ist es jedoch, dass er zeigt, dass bei entsprechender Einstellung auch mit einem Kind außerhalb der Norm ein weitgehend normales Leben geführt werden kann.