Mensch, Paul von Annette Göttlicher

  • Teil V um Paul und Marie


    Kurzbeschreibung
    Marie hat lange nicht mehr an Paul gedacht. Und das war gut so: Schließlich ist sie mit Jan so glücklich, dass die beiden sogar eine Familie gegründet haben. Doch dann zieht gegenüber ein Pärchen ein: Paul und seine Freundin Natalie. Das Unfassbare geschieht: Marie freundet sich mit Natalie an – und irgendwie auch mit Paul. Doch wie soll sie das Jan beibringen? Dann beginnt Paul eine Affäre, und alles läuft ganz anders als geplant ...


    Über den Autor
    Anette Göttlicher, geboren 1975, ist Autorin, Journalistin und Fotographin. Aus ihrer Kolumne »Maries Tagebuch« auf Cosmopolitan.de entwickelte sie ihren ersten Roman Wer ist eigentlich Paul?, der auf Anhieb zum Bestseller wurde. Anette Göttlicher lebt in München. Mehr über die Autorin unter www.anette-goettlicher.de


    Meine Meinung:
    Die Leseprobe war vielversprechend, der Anfang des Buches ebenfalls und es liest sich auch, wie die Vorgänger locker und entspannt weg. Leider ist es dabei nicht so authentisch und ehrlich, wie die Vorgänger. Marie und Paul verkommen zu farblosen Abziehbildchen, Jan der Mann in Maries Leben nimmt eine langweilige Randposition ein, aus der er sich selbst trotz hier und da auftauchender kleiner Highlights nicht befreien kann.
    Es ist fraglos ein modernes Buch, Annette Göttlicher stellt immer wieder Bezug zu aktuellen Themen, der WM, her, zieht Vergleiche, die an derzeit aktuelle Werbespots anknüpfen und bindet, Facebook und Twitter, sowie ihr Iphone mit in die Geschichte ein. Was es für mich, einem bekennenden Facebookaddict eigentlich schon recht lesenswert macht. Der Rest ist allerdings flau. Der Wortwitz und das Gefühl für die Richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt scheinen der Autorin plötzlich abhanden gekommen zu sein, all das was mich früher so begeisterte kommt hier zu kurz, stattdessen hat man eine Überhebliche Marie, die viele sicher interessante Thematiken des Mutterseins zu Gunsten von nervenden Kleinkindanekdoten unter den Tisch fallen läßt.
    Und so reicht es leider nicht zu einer guten Wertung, knappes Mittelmaß mit dem Hang zur Banalität und Langeweile.
    Fans von Marie und Paul, werden sicherlich, so wie ich trotzdem eine gewisse Freude am Wiedersehen in diesem Buch empfinden, aber dem Fluch der immer schlechter werdenden Fortsetzungen kann auch Frau Göttlicher sich nicht entziehen, leider.

  • Oh, im Vergleich zu Babyjane fällt mein Urteil ganz anders aus - was werde ich dann die Vorgängerbücher (kenne ich bisher noch nicht) lieben, was für schöne Aussichten!!! :lache


    Leider hatte ich bei "Mensch, Paul" bei Vorablesen kein Losglück.... Nach der kurzen Lektüre der Leseprobe musste ich aber unbedingt und zwingend das Buch haben, und am Wochenende ist es mir auf dem Flughafen über den Weg gelaufen - und ich bin sehr sehr froh dass ich ihm nicht widerstehen konnte, so wie Marie Paul... oder hat sich das jetzt geändert?


    Ich kannte bisher nichts von der Geschichte von Marie und Paul und habe erst im letzten Drittel des Buches mal gegoogelt. Bis dahin hatte ich nichts an Erklärungen, Vorkenntnissen oder Erläuterungen gebraucht, um die Handlung im Buch zu verstehen oder auch nur ansatzweise zu denken, dass ich vorher die vier bisherigen Bücher hätte lesen müssen. Hierfür also volle Punktzahl!


    Marie (mittlerweile mit Kind und Freund, zu dem sie irgendwann wohl einmal "mein Mann" sagen wollen wird) trifft wie es der Zufall so will ihre alte Bettgeschichte Paul wieder - als Freund einer neuen Spielplatzbekanntschaft. Wie auf dem Klappentext beschrieben, entfaltet er wieder seine alte Attraktivität, bis eben dieser Paul eine Affäre beginnt. Und die Geschichten, die Marie erlebt, wie sie diese Affäre wahrnimmt und wie ihr Leben mit Paul und ihrem Freund Jan samt der gemeinsamen Tochter Franzi weitergeht, sind wirklich einfach nur göttlich (das bietet sich bei dem Namen einfach an...)!


    Beim Lesen fühlt man sich wie Maries beste Freundin, der sie alles erzählen kann, die an ihrem Leben mit allen Höhen und Tiefen teilhaben kann, die ihre Handlungen und Gefühle nie in Frage stellt (denn das macht sie schon selbst genug). Ich wollte nie wie bei manchen "Frauenbüchern" die Protagonistin packen und schütteln und damit zur Vernunft bringen, denn auch die abstrusesten Gedanken waren mit einer einleuchtenden Argumentationskette unterlegt... so dass man eben gar nicht anders konnte, als Marie zuzustimmen und sie für ihre Gedankengänge zu loben.


    Ich fühle mich wie Marie in ihren "besten" Paul-Tagen, an denen sie sich nach ihm verzehrt, sich so nach ihm sehnt, ihr Kopfkino nicht FSK 18 ist und sie auch von einem Anruf aus der Kita nicht aus ihrem persönlichen Porno gerissen werden kann: Ich will mehr Geschichten, und zwar jetzt, und zwar sofort! (Der Amazon-Einkaufswagen ist schon gefüllt...)

  • Ich kann mich BJ nur anschließen ... der Teil von "Maries Tagebuch" ist nicht mehr zu vergleichen mit dem Beginn der Reihe, den ich sehr geliebt habe!


    *Rezensionskopie von vorablesen.de*


    Mit "Wer ist eigentlich Paul?" und "Sind sie nicht alle ein bisschen Paul?" ging es los. Und ich fand es zuckersüß, wie Marie - und ich kenne so manche Freundin, die ebenso handelt - jede SMS analysiert, ihre Wohnung präpariert und auf jede erdenkliche Art ihren Kopf wegen Paul verliert. Und am Ende sah es immerhin danach aus, als würde Paul auch etwas an Marie liegen, auch, wenn er nicht der Typ Mann ist, der das gut zum Ausdruck bringen kann. Und sicher nicht das Sinnbild an Offenheit.


    In diesem Teil - der 5. von "Maries Tagebuch" - ist dieser Früh-Erwachsene-Verliebtsein Charme leider dahin. Nicht nur, dass Marie mit einem andern Mann zusammen ist und ein Kind hat - sehr ungewöhnlich in der Branche der Frauenromane, dass es die Liebe, um die es Bände lang geht, nicht schafft - plötzlich hat die ganze Beziehung zu Paul, die mal war, nichts Romantisches mehr. Im Gegenteil, so, wie Paul beschrieben wird, ging es immer nur um Egoismus, Besitzgefühle und Sex. Keine Liebe. Und auch in der Gegenwart kommt er nicht gut weg, da er - obwohl er selbst eine Freundin mit Kind hat - trotzdem noch einmal mit Marie ... nun ja.


    Und nicht nur, dass Paul nicht mehr der ist, der er zu Beginn der Reihe zu sein schien - Verliebt, aber nicht gut darin, eine Bindung einzugehen - auch die Freundinnen, die Marie noch in den ersten Bänden begleiten, sind verschwunden. Keine Vroni, keine Marlene, keine Beate. Irgendwie sehr traurig.


    Mein Fazit: Wer den frühen Marie-Charme mochte, wird in diesem Band wohl eher nicht fündig. Dennoch ist er gut geschrieben, und man möchte wissen, wie es ausgeht - und bangt "Oh Marie, bitte, mach keine Dummheiten". Aber inhaltlich geht es wirklich in erster Linie um das Muttersein, den Verlust von Freundschaften und das Gefühl von Einsamkeit dabei, um den Umgang mit dem Alltag und der Sehnsucht nach etwas (oder jemand) anderem. - Ich fand es persönlich eher hart und ein bisschen deprimierend. Marie scheint wirklich keine einzige enge Freundin mehr zu haben und Jan, ihr Freund, ist nicht so ganz mein Fall. Klar, er scheint Marie zu lieben, aber die zwei, drei Gespräche, die die beiden haben, fand ich eher ... traurig. Ob er nun zum Fußball geht und selbstverständlich davon ausgeht, dass Marie auf das Kind aufpasst oder ob er ihr mitteilt, dass die ganze Paul-Thematik ihr Problem ist und sie da allein durch muss. Und auch wie nebenbei er meint, sie würde schon ne neue Freundin finden. Ich fand das zum Teil doch sehr herzlos, denn Marie hat sich wohl kaum ausgesucht, dass Natalie Pauls Freundin ist - und auch nicht, dass Paul wieder auftaucht.


    Dieser Band ist wohl eher für Frauen gedacht, die selbst bereits in der Muttersein- und Alltagsphase stecken (und für die es aufbauend ist, zu lesen, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist), aber nicht mehr für diejenigen, die gern von sich entwickelnder oder verzwickter süß-bittere Liebe lesen.