Jaime Bunda, Geheimagent - Pepetela

  • Allen, die auf ihrer literarischen Weltreise Angola noch nicht besucht haben, kann ich diesen Roman nur empfehlen! :-)


    OT: Jaime Bunda, Agente Secreto


    Kurzbeschreibung:
    Was ist die Steigerung von James Bond? Jaime Bunda, Geheimagent! Er ist fett, er ist vertrottelt. Er kann ganz schön gemein sein. Er verwechselt Krimis mit der Wirklichkeit. Als er endlich seinen ersten Fall übernehmen darf, geschieht genau das, was man eigentlich verhindern wollte: Jaime Bunda findet nicht nur den Schuldigen, sondern versetzt mit seiner Untersuchung auch die gesamte Elite in Luanda in Aufruhr.


    Über den Autor:
    Pepetela (Artur Carlos Mauricio Pestana dos Santos), geboren 1941 in Benguela/Angola, Studium der Soziologie in Portugal und im Exil in Algerien. 1969 Rückkehr nach Angola, Anschluss an den Kampf für die Unabhängigkeit. Seit 1982 Professor für Soziologie an der Universität in Luanda. Für seine Veröffentlichungen u. a. ausgezeichnet mit dem Premio Camoes (1997).


    Meine Rezension:
    Jaime Bunda ist wirklich einzigartig. Über Vitamin B als Praktikant im Geheimdienst Angolas eingestellt, sitzt er sich monatelang sein ohnehin schon enorm großes Hinterteil platt, bis er einen (für die höheren Kreise) völlig unwichtigen Fall der Vergewaltigung und Ermordung eines 14-jährigen Mädchens zugeteilt bekommt. Während seine Vorgesetzten ihn nur beschäftigt wissen wollen, beginnt Jaime Bunda auf seine Art zu ermitteln und hat damit mehr Erfolg, als es den Oberen lieb ist. Eigentlich hat Pepetelas Roman zwei Hauptfiguren: den leicht vertrottelten Jaime Bunda, selbst großer Fan von Kriminalromanen, und den Handlungsort Angola, dessen politisches und gesellschaftliches System großartig wiedergegeben ist. Die Armut, die Vetternwirtschaft, die Korruption und der Umbruch zwischen Sozialismus, Bürgerkrieg und Demokratie sind so anschaulich dargestellt wie selten. Ungewohnt aber durchaus charmant ist die Erzählweise Pepetelas, der seinen Roman von vier Erzählern erzählen lässt (was sich auch in unterschiedlichen Erzählstilen widerspiegelt) und der sich an der ein oder anderen Stelle auch mal selbst ins Geschehen einmischt.
    Wie aus dem Interview mit dem Autor am Ende des Romans ersichtlich wird, hatte Pepetela schon lange vor, einen Kriminalroman mit seinem Helden Jaime Bunda zu schreiben, doch als er tatsächlich damit begann, wusste er noch nicht, wie die Geschichte ausgeht, sondern hat sie sich im Laufe des Schreibens entwickeln lassen. Das merkt man ihr auch an, so verliert der anfängliche Fall immer mehr an Bedeutung und wird fast zur Randnotiz im Geschehen, das ein bisschen so chaotisch ist wie die angolanische Hauptstadt Luanda, in der die Handlung spielt. Das nimmt man dem Autor allerdings dank des augenzwinkernden schwarzen Humors, dem Protagonisten, den man einfach in sein Herz schließen muss und der überzeugenden Atmosphäre nicht übel, sondern vergnügt sich auch ohne perfekte Geradlinigkeit in der Handlung von der ersten bis zur letzten Seite.


    Vergnügte 9 Punkte!


    Edit: Leider wird keine der beiden ISBNs unten angezeigt.