Und in mir der unbesiegbare Sommer - Ruta Sepetys

  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
    Carlsen Verlag GmbH; (September 2011)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3551582548
    ISBN-13: 978-3551582546
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre


    Originaltitel: Between Shades of Gray



    Kurzbeschreibung:
    Litauen, Sommer 1941: Die fünfzehnjährige Lina trägt noch ihr Nachthemd, als man sie, ihre Mutter und ihren jüngeren Bruder Jonas abholt. Sie weiß noch nicht, dass die sowjetische Geheimpolizei auch ihren Vater an der Universität verhaftet hat. Und auch nicht, dass sie - wie zehntausende andere Balten - nach Sibieren deportiert wird. Von einem Tag auf den anderen ist Lina konfrontiert mit unvorstellbarem menschlichem Leid, mit Hunger, Krankheiten und furchtbarer Gewalt. Doch Lina fängt an zu zeichnen, in den Staub, auf jedes kleinste Stück Papier, das sie finden kann. Und sie verliebt sich in Andrius. Lina kämpft um ihr Leben und um das ihrer Familie. Doch wird sie stark genug sein?


    Über den Autor:
    Ruta Sepetys, geboren und aufgewachsen in den USA, hat selbst Vorfahren aus Litauen, einem Land, das wie Estland und Lettland 1940 für fünfzig Jahre von den Landkarten verschwand. Mit ihrem Buch will die Autorin all jenen hunderttausenden Balten eine Stimme geben, die während der Schreckensherrschaft Stalins ums Leben kamen. Ruta Sepetys lebt mit ihrer Familie in Tennessee, USA.
    "Und in mir der unbesiegbare Sommer" ist ihr erstes Buch.


    Bücher über die Zeit des Zweiten Weltkriegs gibt es zuhauf. Doch im Gegensatz zu vielen Jugendromanen, die sich dabei mit dem Thema Judenverfolgung oder den Gräueltaten der Deutschen beschäftigen, handeln wenige von den schlimmen Geschehnissen in der Sowjetunion. Im Vergleich zur Judenverfolgung ist das Schicksal, das z. B. viele Litauer zwischen 1939 und 1945 erleiden mussten, in Deutschland ziemlich unbekannt. Was mit ihnen passiert ist, davon handelt "Und in mir der unbesiegbare Sommer". Unter Stalin war Litauen von der Sowjetunion besetzt worden und infolgedessen wurden lange Listen mit Namen von Menschen erstellt, die angeblich nicht stalintreu seien und die man dann in Arbeitslager steckte.


    Mein Eindruck:
    Als am Abend des 14. Juni 1941 Fäuste gegen die Haustüre von Familie Vilkas hämmern, beginnt für die Familie ein Alptraum. Die sowjetische Geheimpolizei, die Litauen besetzt haben, zwingen Lina, Jonas und Elena innerhalb von nur 20 Minuten Ihr Hab und Gut einzupacken und mitzukommen. Es bleibt keine Zeit für lange Überlegungen und Lina bemerkt erst auf dem LKW, dass sie immer noch Ihr Nachthemd anhat.
    Von einem Tag auf den anderen ist Ihr Leben bestimmt von Hunger, Elend und Leid. Wie Vieh werden sie in Zugwaggons abtransportiert, auf denen vorne geschrieben steht: Diebe und Huren. Dabei haben sie sich nichts zu Schulden kommen lassen.
    Nach wochenlanger Reise kommen sie in Sibirien an und werden zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.


    Die Geschichte ist mir unheimlich unter die Haut gegangen. Wenn man liest, was diese Deportierten alles erleiden mussten, ist man froh im hier und heute zu Leben! Brutal und grausam werden sie misshandelt. Die Russen haben ihren Spaß dabei. Wer krank und nicht arbeiten konnte, bekam keine Essensrationen.


    Nach einem 10-monatigen Aufenthalt im Arbeitslager Altai geht die beschwerliche Reise in die nördliche Polarregion nach Trofimowsk weiter. Ausgemergelt und halb verhungert müssen sie sich dort aus Treibgut ihre eigenen Hütten (Jurte) bauen. Baumaterial gibt es nur für die Leute der NKWD. Die kalten Schneestürme und die zugigen Hütten geben Ihnen den Rest, denn einen Ofen gibt es darin nicht.


    Skorbut, Typhus, Ruhr und andere Seuchen breiten sich im Lager aus, die eiskalte Polarnacht (die bis Anfang März dauert) gibt denen, die diese Krankheiten überlebt haben, den Rest.


    Ich habe den Roman innerhalb von 2 Tagen gelesen. Es entsteht ein derartiger Lesesog, den man sich nur schwer entziehen kann. Man lebt und leidet mit den Protagonisten mit.


    Es ist unmenschliches Leid, dass damals an den Menschen aus Litauen, Estland und Lettland verübt wurde. Erst als 1991 die Russen aus den 3 baltischen Staaten abgezogen sind, durfte endlich über diese Gräueltaten berichtet werden.
    Man weiß bis heute viel zu wenig, was damals die Bewohnern des Baltikums wirklich erdulden mussten.
    Dies ist eines der wenigen Bücher, das uns die Augen öffnet. Nicht nur Hitler war ein grausamer Herrscher. Auch die Russen, die 50 Jahre brutalste Besatzungsherrschaft im Baltikum verübt haben.
    Diese drei winzigen Nationen haben uns gelehrt, dass die Liebe mächtiger ist als jede Armee, schreibt die Autorin in Ihrem Nachwort.
    Und ich bin sehr dankbar, dass es damals diesen Doktor Samadurow wirklich gegeben hat. Er hat vielen Menschen in buchstäblich letzter Minute das Leben gerettet.


    Eine wichtiges Zeitzeugen Dokument, das möglichst von vielen Menschen gelesen werden sollte. Damit nicht in Vergessenheit gerät, was damals wirklich passiert ist.


    Von mir eine klare Kaufempfehlung, nicht nur für Jugendliche. 10 von 10 Punkten!


    Rutab Sepetys erzählt diese Geschichte in einer eindringlichen und verständlichen Sprache für Jugendliche. Sehr hilfreich waren für mich die gezeichneten Übersichtskarten der Deportation am Buchanfang.


    "Und in mir ein unbesiegbarer Sommer" ist für mich mein Monatshighlight Oktober!

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
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    :kuh:lesend

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  • Litauen, Sommer 1941: Lina ist 15, als sie und ihre Familie von den Sowjets deportiert werden. Weder weiß sie, wohin es geht, noch kann sie verstehen, warum sie als Verbrecher beschimpft werden. Doch mit jedem zurückgelegten Kilometer in einem Viehwaggon begreift Lina, dass ihr Leben nie wieder so sein wird, wie es war.


    "Ich war im Nachthemd, als man mich holte", so beginnt die Geschichte von Lina und allein bei diesem Satz standen mir schon die Tränen in den Augen. Denn diese wenigen Worte reichten aus, um mir begreiflich zu machen, dass das Debüt von Ruta Sepetys weder verklärt noch beschönigt, sondern seine Finger direkt in die Wunde der Deportationen legt.


    Die Geschichte wird von Lina aus der Ich-Perspektive erzählt. Mit 15 Jahren kommt sie so manches Mal altklug und besserwisserisch rüber, aber unter all dem konnte ich den Schmerz, die Angst und die schwindende Hoffnung herauslesen. Auch wenn das Schicksal von Lina und ihrer Familie Fiktion ist, so hält sich die Autorin meines Wissens und Erachtens nach sehr stark an die damalige Realität. Bei vielen Szenen standen mir Tränen in den Augen, weil die 15-jährige Erzählerin mit ihrer ganz eigenen und fast schonungslosen Art von Toten, Hunger und Angst erzählt.


    Der Stil von Ruta Sepetys ist sehr gut und flüssig zu lesen. Trotz des traurigen Themas entwickelt der Roman eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Und so habe ich fast eine Nacht lesend auf dem Sofa verbracht, weil ich unbedingt wissen wollte und hoffte, dass es das Schicksal mit Lina gut meint.


    Fazit: ein mehr als bewegendes Buch, das ich nur jedem empfehlen kann!

  • Ich bin auch sehr ergriffen von dem Buch. Ein Buch, was mich dazu angeregt hat im Nachhinein selbst noch mal einiges nachzuschlagen und mich zu informieren. Ich finde immer, das ist eine Sache woran man ein gutes Buch erkennt.
    Es hat sich sehr leicht lesen lassen und man konnte alles nachempfinden. Insofern es bei diesen extremen Verhältnissen überhaupt möglich ist.
    Wie so oft stellt sich einem immer wieder die Frage, wie Menschen fähig sein können anderen Menschen so etwas anzutun.


    Ich fand es erschreckend, aber sehr interessant, da ich das nicht so bewusst hatte, was den baltischen Staaten widerfahren ist.