Meredith Haaf: Heult doch! Über eine Generation und ihre Luxusprobleme.

  • Inhalt:
    Sie sind so mobil, dass sie sich mit Mitte Zwanzig wieder nach dem warmen Nest sehnen. Sie sind so informiert, dass sie sich für nichts wirklich interessieren. Sie sind so frei, dass sie sich vor allem Sicherheit wünschen. Sie kommunizieren so viel, dass niemand mehr sagt, was Sache ist. Die Journalistin Meredith Haaf über eine Generation, die ihre eigene ist. Ihr Aufruf: Hört endlich auf, mit Luxusproblemen zu hadern. Übernehmt neben der Überwachung eures Facebook-Accounts und dem Trimmen eures Lebenslaufs Verantwortung – und nicht nur für euch selbst.



    Meine Meinung:
    Vorab: Klappentext und Titelgestaltung suggerieren ein provokativeres und bissigeres Buch, vielleicht sogar mit einer guten Portion schwarzem Witz, als es dann tatsächlich ist.
    'Heult doch' dreht sich um die Generation der jetzt 20-bis 30-Jährigen in Deutschland und stellt die These auf, dass diese Menschen echtes soziales Engagement gegen belangloses Zwitschern auf (digitalen) Kommunikationskanälen wie Facebook&Twitter eintauschen, es vor lauter sorglosem Aufwachsen nicht schaffen, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen, ansonsten pragmatisch und flexibel Selbstoptimierung für die Karriere betreiben, und sich jeder selbst der nächste sind - denn warum sich politisch engagieren, wenn man in Ermangelung der Vision einer besseren Zukunft eigentlich lieber an dem festhalten möchte, was man hat. Ach so, und Angst vor Kritik (egal, ob sie ausgeteilt oder eingesteckt werden soll) haben sie auch.
    Die Autorin kann sich nicht recht entscheiden, ob sie diese Lebenseinstellung nun anprangern soll, oder die Leute, die sie leben, in Schutz nehmen und Entschuldigungen suchen dafür, warum sie denn so geworden sind. Zwischen diesen beiden Polen plätschert das Buch hin und her. Am Ende gibt es keine klare Position, auch keine Vorschläge für Lösungen oder ein anzustrebendes Ideal, sondern nur den schwachen Aufruf, doch bitte wenigstens mal zu versuchen, darüber nachzudenken.
    Ähm ... ja. So progessiv wie Klebesticker auf dem Kühlschrank.
    Auf den ersten Seiten verbirgt sich sogar hier und da ein Funken Humor zwischen den Zeilen, der den Unterhaltungswert des kleinen Büchleins anhebt, doch dem geht leider schnell die Puste aus, und spätestens ab Seite 20 nimmt das Traktat mehr und mehr den Charakter einer sozialpädagogischen Hausarbeit an.


    Fazit: Einen spannenden Sozialthriller oder progressive Thesen darf man hier nicht erwarten. Und Neues sowieso nicht. 'Heult doch' ist ein ab und an amüsant zu lesendes Bevölkerungsgruppenporträt, das nicht direkt einschläfernd ist, aber doch ziemlich belanglos und von mäßigem Unterhaltungswert.
    Gelungen ist auf jeden Fall die Covergestaltung ... so siehts wenigstens dekorativ im Bücherregal aus ;)

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!