Kaspar Mohr ist Anfang des 17. Jahrhunderts nicht nur Prior des Klosters Schussenried, er ist vor allem auch ein Mann der Wissenschaft und hat stets viel zu viele Ideen im Kopf. Der Bau eines Flugapparates nimmt ihn dermaßen in Anspruch, dass er darüber seine klösterlichen Aufgaben vernachlässigt.
Dem Abt sind Kaspars weltliche Beschäftigungen längst ein Dorn im Auge, und so beauftragt er ihn, eine der Hexerei angeklagte und aus dem Gefängnis entflohene Witwe wieder dingfest zu machen. Doch da wendet sich die vermeintliche Hexe mit der Bitte um Hilfe an ihn, weil Kaspar die aufgebrachte Meute bereits einmal beruhigen konnte. Der Prior, der Mitleid mit der unschuldigen Frau hat, entwickelt einen tollkühnen Plan, um sie zu retten. Aber auch der Mord an einer schwangeren Dorfbewohnerin und der Tod eines Mitbruders beschäftigen Kaspar, bis er wegen seiner lange zurückliegenden Verbindung zu Galileo selbst in die Mühlen der Inquisition gerät.
Mir hat dieser historische Roman trotz gewisser inhaltlicher Schwächen sehr gut gefallen, weil er dennoch nicht alle Klischees dieses Genres bedient. Kaspar Mohr, der tatsächlich gelebt und an einem Fluggerät gebaut hat, war mir in seiner Begeisterung für die Wissenschaft und die Benützung seines Hausverstandes sehr sympathisch. Zudem hat ihm der Autor eine gewisse Trinkfestigkeit zugestanden und ihm dadurch sogleich menschlichere Züge verliehen. Ich fand das als nicht allzu fromm geschilderte Klosterleben überhaupt sehr realitätsnahe dargestellt. So könnte es wohl gewesen sein.
Weniger gefallen hat mir die Geschichte um die vermeintliche Hexe Agnes Weitbrecht und die damit verbundenen fantastischen Rettungsaktionen. So wird es wohl nie gewesen sein. Besser gefunden hätte ich, wenn sich der Autor nur auf Kaspar Mohrs Beziehung zu Galileo beschränkt und daraus eine interessante Geschichte gemacht hätte.
Trotzdem habe ich den Roman gerne gelesen und war auch mit dem Stil des Autors ganz zufrieden.