Wie ein Flügelschlag - Jutta Wilke

  • Inhalt:
    Der sechzehnjährigen Jana Schwarzer ist im Leben nie etwas geschenkt worden. Ihren Vater kennt sie nicht, ihre Mutter leidet unter Depressionen und klammert sich an ihre Tochter. Jana selbst sagt von sich, dass sie nichts kann außer schlafen, essen und schwimmen. Als sie dank ihrer schwimmerischen Leistungen ein Stipendium für ein Sportinternat erhält, scheint es, als könne sie endlich ihr trostloses Leben hinter sich lassen. Doch der Druck ist groß und Jana lernt schnell, dass es im Sport nicht immer fair zugeht. Als ihre Freundin und größte Konkurrentin Melanie Wieland tot im Schwimmbecken aufgefunden wird, bricht für Jana eine Welt zusammen. Das Mädchen soll an Herzversagen gestorben sein, aber Jana hat gute Gründe zu glauben, dass die wahre Todesursache vertuscht werden soll. Gemeinsam mit Mika, dem Bruder der Toten, macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.


    Meine Meinung:
    Jutta Wilke wagt sich mit „Wie ein Flügelschlag“ in die Abgründe des Leistungssports. Es geht um Leistungsdruck, Konkurrenzkampf und Doping – und Menschen, die daran zerbrechen.


    Hauptfigur ist die sechzehnjährige Jana, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Der Leser weiß immer nur das, was Jana auch weiß, was sich als sehr förderlich für die Spannung erweist. Doch obwohl man quasi alles durch Janas Augen sieht, ist sie nicht ganz leicht zu durchschauen und ihr Verhalten nicht immer ganz nachvollziehbar. Sie hat ein schlechtes Bild von sich selbst und traut sich, trotz ihrer sportlichen Erfolge, nicht viel zu. Warum das so ist, wird leider nicht ganz klar, ebenso wie ihre Angst davor, Gefühle für jemand anderen zu entwickeln und zuzulassen.


    Auch die anderen Charaktere sind nur schwer durchschaubar. Die Erwachsenen, ob nun Janas Mutter, Melanies Eltern oder die Lehrer am Sportinternat, sind durch die Bank weg Reizfiguren. Während Janas Mutter einem jedoch „nur“ furchtbar auf die Nerven geht, erzeugt das Verhalten von Melanies Eltern und der Lehrer und Trainer der Mädchen Wut und Fassungslosigkeit. Man hat aber nie das Gefühl, die Autorin übertreibe oder die Geschichte sei unrealistisch, sondern darf sich über eine umfassende Recherche und eine daraus folgende Geschichte, die sehr nahe an der Realität scheint, freuen.


    Außer diesen zwei kleinen Kritikpunkten gibt es an „Wie ein Flügelschlag“ jedoch überhaupt nichts auszusetzen. Innerhalb weniger Stunden habe ich dieses Buch verschlungen, mit wenigen kleinen Zwangspausen, weil die Spannung einfach nicht mehr aushaltbar war. Aber ich konnte es nie lange aus der Hand legen, zu groß war der Sog, den es auf mich ausübte.


    Mit „Wie ein Flügelschlag“ hat Jutta Wilke einen spannenden und fesselnden Jugend- Kriminalroman geschrieben, der den Leser von der ersten Seite an packt und nicht mehr loslässt. Eindrucksvoll hat sie erneut ihr Können unter Beweis gestellt und ich freue mich schon auf ihr nächstes Buch, das hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

  • Das hört sich sehr interessant an. Herzlichen Dank für diese sehr aufschlussreiche Rezi. Ich werde das Buch gleich mal auf meine Wunschliste packen.


    Jugendliche und der Drill im Leistungssport ist nach wie vor ein hochaktuelles Thema.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ein Stipendium an einem der renommiertesten Sportinternate! Für die sechzehnjährige Jana geht damit ein großer Traum in Erfüllung. Bis sie eines Tages ihre Freundin Melanie leblos im Schwimmbecken findet und sich alles in einen Albtraum verwandelt. Jana will nicht glauben, dass Mel an plötzlichem Herzversagen gestorben ist. Aber egal, an wen sie sich wendet, überall stößt sie auf eine Mauer des Schweigens. Schließlich versucht sie, auf eigene Faust herauszufinden, was hinter den Machenschaften im Internat steckt, und kommt zusammen mit Mels Bruder Mika der schrecklichen Wahrheit auf die Spur ...


    Jutta Wilke hat mit "Wie ein Flügelschlag" einen packenden Jugendthriller geschrieben, der auf altersgerechte Art und Weise die Abgründe der Menschen aufzeigt; wie der Wille nach Ruhm und die Gier nach Rache den Charakter eines Menschen zerfressen kann und wie weit diese gehen, um ihre Ziele zu erreichen. Dies und die Welt des Schwimmsports wurden authentisch skizziert und nachvollziehbar erzählt, man kann sich als Leser sehr gut in die Handlung einfühlen, da es auch gleich ab der ersten Seite richtig los geht und man sofort in den Strudel der Geheimnisse und Machenschaften eintaucht. Die Geschichte ist spannend erzählt und thematisiert neben den Hauptthemen noch zusätzlich wichtige Themen des Lebens. Diese verschiedenen Handlungsstränge wurden sehr gut ineinander verschmolzen und bieten dem Leser ein atmosphärisch dichtes Lesevergnügen mit einem Ende, das so ziemlich jeden überraschen wird.


    Viel kann man über die Personen dieses Thrillers nicht erzählen, ohne dabei zu viel zu verraten. Jedoch sind sie alle geheimnisvoll charakterisiert und offenbaren erst nach und nach oder am Ende ihr wahres Ich. Lediglich über Jana weiß man stets Bescheid; sie ist ein starker Charakter, der unbedingt aufklären will, was hinter dem Mord steckt und steht für ihre Ideale ein und kämpft dafür, denn sie lässt sich nicht unterkriegen und beweist innere Stärke und viel Mut.


    Der Schreibstil ist einfach gehalten und an die Gefühlswelt und das Alter der Ich-Erzählerin angepasst, die aus ihrer Sicht die Ereignisse schildert. Es ist flüssig und sehr einfach zu lesen, aber dadurch umso packender, da Jutta Wilke sich nicht mit Nebensächlichkeiten aufgehalten hat, sondern stets stringent ihrem roten Faden gefolgt ist.


    Das Cover ist sehr schön anzuschauen und stellt einen elementaren Bezug zum Inhalt dar, welche im Laufe der Handlung offenbart wird.

  • Nachdem „Holundermond“ von Jutta Wilke ein voller Kinderbucherfolg war, legt sie jetzt im Bereich des Jugendbuchs mit ihrem Jugendthriller „Wie ein Flügelschlag“ nach. Das konnte auch ich mir natürlich nicht entgehen lassen.


    Nach dem Lesen kann ich den Fans von Frau Wilke recht geben: Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und fesselnd geschrieben.


    Das Buch beginnt mit dem Tod von Mel, danach wird in einem Zeitsprung kurz die Vorgeschichte erzählt. Der Rest der Geschichte widmet sich dann den Versuchen von Jana, mehr über den Tod ihrer einzigen Freundin am Internat aufzuklären.


    Die Geschichte wird von Jana selbst erzählt, so dass man direkt mittendrin ist. Man hat automatisch die gleichen Ängste und Empfindungen wie sie. Interessant fand ich auch den Grund, den Jana für ihre Leidenschaft Schwimmen angibt. Ihr Drang nach Freiheit und der familiäre Hintergrund überzeugt. Ich hätte mich sogar gefreut, wenn dieser Handlungsstrang noch etwas mehr ausgebaut worden wäre.


    Unterbrochen wird diese Ich-Erzählung durch geheimnisvolle und leicht gruselige kurze Gedanken einer unbekannten männlichen Person. Dem Leser wird sofort klar: Es gibt jemanden, der im Hintergrund die Fäden zieht. Dies erhöht die Spannung und den Drang schnell bis zum Ende weiter zu lesen nur noch mehr.


    Und obwohl ich das Buch wirklich geradezu verschlungen habe, stellt es mich als Thriller-Leserin nicht vollends zufrieden: Die Auflösung ist zwar an sich gut gemacht, allerdings habe ich schon sehr früh in die richtige Richtung gedacht. Außerdem habe ich für mich das Gefühl, dass nicht alle offenen Fragen ausreichend beantwortet werden.


    „Wie ein Flügelschlag“ ist ein spannendes Jugendbuch, das ich an einem Tag durchgelesen habe. Ich glaube, dass es viele jugendliche Leser begeistern wird und auch als All-Ager geeignet ist. Mir als Thriller-Leserin war es an manchen Stellen ein kleines bisschen zu unrund, trotzdem hat das Buch auf jeden Fall 7 von 10 Sternen verdient.

  • KLAPPENTEXT:
    Ein Stipendium an einem der renommiertesten Sportinternate! Für die sechzehnjährige Jana geht damit ein großer Traum in Erfüllung. Bis sie eines Tages ihre Freundin Melanie leblos im Schwimmbecken findet und sich alles in einen Albtraum verwandelt. Jana will nicht glauben, dass Mel an plötzlichem Herzversagen gestorben ist. Aber egal, an wen sie sich wendet, überall stößt sie auf eine Mauer des Schweigens. Schließlich versucht sie, auf eigene Faust herauszufinden, was hinter den Machenschaften im Internat steckt, und kommt zusammen mit Mels Bruder Mika der schrecklichen Wahrheit auf die Spur ...


    ZUR AUTORIN:
    (Quelle: Coppenrath)
    Über zwölf Jahre war Jutta Wilke selbstständige Anwältin für Familienrecht. Nach der Geburt ihres fünften Kindes hängte sie ihre Robe an den Nagel, um sich ganz ihrer auf XL-Format angewachsenen Großfamilie widmen zu können. Als dann auch der jüngste Spross der Familie einen Kindergartenplatz ergattern konnte, beschloss Jutta Wilke, noch einmal ganz neu durchzustarten und endlich das zu machen, wovon sie ihr Leben lang geträumt hatte: Kinderbuchautorin werden. „Holundermond“ ist ihr erster Roman.


    EIGENE MEINUNG:
    Vor etwa einem Jahr las ich Jutta Wilkes Debütroman „Holundermond“. Mir gefiel, wie sie ohne großes Tam Tam und Geschnörkel einen Roman schreiben kann, der seine Leser mit Spannung in Bann ziehen kann. In „Wie ein Flügelschlag“ schafft sie es einzig mit einer schönen und bildlichen Schreibe eine Geschichte zu kreieren, die mit „normalen“ Menschen und Erlebnissen, die so ähnlich in der Realität vorkommen können, ein Jugendbuch zu schreiben, das spannend ist und Gänsehaut verursacht.
    Jana ist ein Außenseiter am Sportgymnasium. Im Gegensatz zu den anderen Schülern ist sie nicht dort, weil ihre Eltern viel Geld haben und ihr den Unterricht erkaufen können, sondern weil sie ein Stipendium für ihre sehr guten Leistungen erhalten hat. Dies stößt bei ihren Mitschülern und Sportkameraden auf Abneigung. Neid und Missgunst spielen eine große Rolle. Außerdem ist Jana nicht so wie die anderen Mädchen. Sie interessiert sich mehr für ihren Sport als für Mode und Aussehen.
    Die einzige, die nett zu ihr ist, ist Melanie, ihre stärkste Konkurrentin. Ihre Freundschaft ist noch ganz frisch und doch relativ gefestigt, als sich Melanie plötzlich verändert. Jana merkt, dass irgendetwas nicht stimmt und völlig aus dem Ruder läuft. Sie versucht verzweifelt mit Melanie zu sprechen und ihr zu helfen, doch sie kommt nicht an sie ran und dann wird Melanie tot im Schwimmbad aufgefunden …
    Ich bin nicht so bewandert, was das Genre Thriller angeht, hab jedoch in letzter Zeit schon mal den ein oder anderen Jugendthriller gelesen. „Wie ein Flügelschlag“ gefällt mir von allen bisher am besten.
    Dank einer dreistündigen Zugfahrt konnte ich das Buch in einem Rutsch durchlesen. Anfangs dachte ich „Jo, ganz nette Geschichte. Liest sich schnell und flüssig. Gute Charaktere. Halt was feines für zwischendurch.“ Doch dann hat mich das Buch so gefesselt, dass ich froh war die Zeit zu haben es auch gleich zu Ende zu lesen. Systematisch aufgebaut und doch den Leser immer wieder in eine andere Richtung ziehend, was die Lösung betrifft, dabei nah an der Realität angelehnt, schürt Jutta Wilke die Spannung, bis ich kaum abwarten konnte zu erfahren, wer nun der Mörder ist.
    Mir gefällt besonders die Authentizität mit der sowohl Handlung als auch Schreibe aufgebaut sind. Sprachlich aufs Zielpublikum eingestellt, ohne dabei gespielt jugendlich zu wirken, hat Jutta Wilke auch mich (und ich bin altersmäßig schon über die Zielgruppe hinaus) in ihren Bann ziehen können. Jana muss sich nicht nur mit den Problemen eines Teenagers, wie Verliebtheit und dem Druck, der unter Jugendlichen besteht, was „Anders sein“ betrifft, herum ärgern, sondern auch mit den Problemen und leider oft negativen Schlagzeilen des Leistungssports, wie Druck durch Trainer/Eltern, übertriebenem Ehrgeiz und Neid.
    Besonders viel Mühe hat sich der Coppenrath Verlag mal wieder mit der Gestaltung des Umschlags gegeben, der all das ausdrückt, was Jana ist, wofür sie lebt, auch, wenn sie daran so manches Mal ihre Zweifel bekommt...


    FAZIT:
    „Wie ein Flügelschlag“ ist ein spannender Jugendthriller, der mich mit Authentizität, einer tollen Protagonistin und einer ausgeklügelten und fesselnden Handlung begeistern konnte.