Welt aus Staub - Stephan R. Bellem

  • Kurzbeschreibung

    Zitat

    Im Jahr 2177 ist die Erde ein toter Planet. Ein Pilz hat sämtliche Vegetation vom Angesicht der Welt getilgt, und die überlebenden Menschen in die Zuflucht der Megacitys gezwungen. Einige wenige Reiche herrschen über Millionen von Mittellosen. In dieser dunkelsten Stunde der Menschheit erheben sich vier Menschen, um das Schicksal des Planeten zu verändern: Danny, ein junger Ingenieur in der einzigen Firma, die Lebensmittel herstellt; Tessa, eine Prostituierte, die sich Nacht für Nacht auf den Straßen einer der letzten Städte des Planeten durchschlägt; Elaine, eine Schmugglerin, die den sterbenden Planeten nach lebendigen Pflanzen absucht, die sie an den Meistbietenden verkaufen kann; und schließlich Sam, der an der ersten oberirdischen Plantage arbeitet, die die Menschheit vom Pilz befreien könnte. Wenn ihr Leben bis zu ihrer ersten Begegnung schon kein Zuckerschlecken war, so beginnt danach der Ärger erst richtig.


    Eine gut gelungene, sehr kompakte Dystopie für Erwachsene


    Wie eine Welt aussehen würde, auf der es kaum noch Pflanzen gibt - dieser Frage stellt sich Stephan R. Bellems Dystopie-Roman "Welt aus Staub". Lediglich Mais wird noch unterirdisch in riesigen Mengen industriell angebaut, weil er dem Pilz, der die Erde im Jahr 2177 überzieht, etwas länger trotzen kann als andere Pflanzen. Die Menschen leben inzwischen in Megacitys, Komplexe genannt, in denen wiederum einige wenige Unternehmen das Sagen haben, weil sie die einzigen Lebensmittelproduzenten oder die einzigen Computer-Hersteller sind. In einem dieser Unternehmen arbeitet Sam, ein junger Ingenieur, der aufgrund seines Jobs und seiner Fähigkeiten einen Platz in den oberen Rängen der Gesellschaft einnimmt, ein vergleichsweise geradezu luxuriöses Leben führt (mit Badewanne!). Anders sieht es bei der Prostituierten Tessa aus, die aufgrund von gewalttätigen oder nicht bezahlenden Freiern ständig in Gefahr schwebt, die nächsten Tagen in der "Unterstadt", wo der Abschaum der Gesellschaft lebt, nicht zu überleben. Und dann gibt es da noch Elaine, eine Försterin. So werden die Menschen genannt, die außerhalb der Komplexe die letzten noch lebenden Pflanzen sammeln und auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen.


    Zunächst werden diese drei Personen unabhängig voneinander eingeführt, doch nach und nach verflechten sich ihre Leben miteinander. Gerade zu Beginn setzt Bellem auf sehr detailreiche Erläuterungen der "Welt aus Staub". Hier werden auch mal Büroräume bis ins kleinste Detail beschrieben. Auch wird nach und nach beleuchtet, wie Sam, Tessa und Elaine über das System denken und ob sie mit ihrem Leben zufrieden sind - oder nicht. Einerseits gelingt so ein umfassender Einblick in das Seelenleben unserer Protagonisten und die "Welt aus Staub" wird für den Leser nahezu greifbar. Andererseits wirkt dieser Schreibstil teilweise etwas langweilig und sehr eintönig. Dies ändert sich jedoch mit dem Fortkommen der Geschichte. Dann wird es auch spannender und der Schreibstil etwas rasanter.


    "Welt aus Staub" ist ein Roman, wie ich sie gerne als "Männerbücher" bezeichne. Alles ist sehr düster, das Lesen zieht einen nahezu runter. Aber dies ist eindeutig Bellems Stärke: Dem Leser begreiflich zu machen, was es hieße, in einer Welt fast ohne Pflanzen leben zu müssen. In einer Welt, in der Pflanzen auf dem Schwarzmarkt zu Unsummen gehandelt werden und der Besitz einer lebendigen Pflanze unter Strafe steht. Mehr als einmal hatte ich während des Lesens das dringende Bedürfnis, raus an die frische Luft zu gehen, in unseren begrünten Hinterhof, und mit den Fingern über die winterharte, immergrüne Hecke zu streichen. Bellem gelingt es, dem Leser eine Situation vorstellbar zu machen, in der etwas, das für uns völlig alltäglich ist, fast völlig fehlt. Das muss man erst mal schaffen! Hinzu kommt, dass dieses Thema in der Literatur unverbraucht und neu ist, man nicht schon zig Male darüber gelesen hat. Auch insofern ist "Welt aus Staub" eine etwas andere Dystopie.


    Mit "Welt aus Staub" hat Stephan R. Bellem eine sehr kompakte, spannende und überzeugende Dystopie geschaffen, die mal KEIN Jugendbuch ist. Die überraschende, unvorhersehbare Auflösung und das unverbrauchte Thema runden diesen Roman ab. Einzig die teilweise etwas zu ausführlichen Beschreibungen von Orten und Räumen haben mich persönlich etwas gestört.


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