Wie alles begann: In diesem (dritten) Buch Juretzkas gehen wir ins Jahr 1984 zurück, an den Beginn von Kryszinskis steiler Karriere als Privatdetektiv.
Er wohnt, frisch aus dem Knast entlassen, mit einer vierzehnmonatigen Bewährungsfrist im Nacken, in einer Rockervilla in Mülheim an der Ruhr: der etwas einfältige Willy, einziger Erbe eines steinreichen Maschinenbauunternehmers, hat die Hütte geerbt und sogleich mit seiner Rockerbande eine WG gegründet. Dafür ist ihm die unverbrüchliche Loyalität der schweren Jungs sicher, und so werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, als Willy eines Tages offenbar entführt worden ist.
Kryszinski, als Privatdetektiv quasi vom Fach, soll die Such- und Rettungsoperation anführen, muss aber nebenbei noch eine 18jährige Drogenabhängige im Auftrag deren Eltern aus den Fängen niederländischer Mädchenhändler befreien und die Anschläge auf verschiedene Werbeträger der kurz vor der Eröffnung stehenden Filiale einer Fastfood-Kette aufklären.
Vereinfacht wird die Sache nicht dadurch, dass Kryszinskis Kumpels nur bedingt für diskrete Ermittlungen geeignet sind. Scuzzi, bekennender Polytoxikomane, ist ständig breit, D.O. und Poppel sind zwar schlagkräftige, aber auch „übellaunige und unberechenbare Arschlöcher“ und Schissers Ideen sind alles andere als zielführend.
Logisch, dass das alles nur in einer völlig abgefahrenen Verbrecherjagd mit allem Pipapo enden kann.
Nun, der Plot ist, vorsichtig ausgedrückt, kühn erdacht und hat natürlich mit dem richtigen Leben, zumindest wie ich es kenne, rein gar nichts zu tun. Aber das kennen wir ja von Juretzka. Dafür ist die Geschichte gespickt von wunderbaren Details, das Personal ist einfach nur großartig und die Situationskomik zum Niederknien. Und obwohl dieses Buch erst 2002 erschienen ist, atmet es doch die Atmosphäre der frühen 80er, von Kaltem Krieg bis zu belächelten japanischen Sportwagen (und da sei dem Autor verziehen, dass sein Held partout keinen Citroen fahren will, erst recht keinen GS :yikes).
Gekrönt wird das Ganze durch diese wunderbare Sprache, die auf den ersten Blick schnoddrig daherkommt und doch sitzt da jedes Wort. Die sprachliche Nachlässigkeit jedenfalls, die so viele deutsche Krimi auszeichnet, bleibt einem in diesem Buch erspart. Im Gegenteil, Juretzka spielt richtiggehend mit den Unzulänglichkeiten schludrig formulierter Texte.
Hach ja, das war einfach mal wieder ein tolles Lesevergnügen!