Letzter Mann im Turm - Aravind Adiga

  • Erschienen 2011 beim Verlag C.H. Beck, 513 Seiten
    Übersetzt von Ilija Trojanow und Susann Urban


    Inhaltsangabe:

    Zitat

    Eine Geschichte um Geld und Macht, Luxus und Entbehrung, ein breites Gemälde der Menschen in Bombay und nicht zuletzt das Porträt einer brodelnden Stadt - „Der letzte Mann im Turm“ wirft einen tiefen Blick in die Herzen und Köpfe der Bewohner einer Mega-City - einfache Menschen, die an einem Ort ohne Grenzen bis an ihre Grenzen getrieben werden. Wen man in Bombay auch nach der „Vishram Society“ fragen würde - Turm A der „Vishram Cooperative Wohnungsbaugesellschaft“ -, jeder würde sagen, dass diese Wohnanlage in der Nähe des Flughafens und am Rande von Slums dennoch eine gute Adresse ist. Aber nicht nur Bombay hat sich in den letzten fünfzig Jahren verändert - und heißt jetzt Mumbai -, auch der Immobilienmarkt - überall in Mumbai wird abgerissen, Neues gebaut und viel frisches Geld ist in Umlauf. Als der Immobilientycoon Dharmen Shah den Bewohnern von Vishram Society das Angebot macht, sie rauszukaufen, damit er einen Luxusapartment-Komplex errichten kann, ist sein Angebot mehr als großzügig. Aber nicht jeder ist bereit, auszuziehen und dafür viel Geld mitzunehmen, das Angebot gilt jedoch nur, wenn alle zustimmen! Die Anspannung steigt unter den Bewohnern, und einer, der pensionierte Lehrer Masterji, einst am meisten respektiert, ist nun das Hindernis für diesen Deal. Shah ist ein gefährlicher Gegner, aber auch alte Freunde können zu Feinden werden ...


    Meinung:


    Die Baubranche boomt in Mumbai - überall entstehen neue (vor allem luxeriöse) Wohn- und Geschäftsviertel. Der Platz zum Bauen ist jedoch beschränkt und so werden die Slums und ärmeren Viertel vom Abrissbagger platt gemacht. Die Wohngemeinschaft Vishram Society, bestehend aus zwei Wohnhäusern, ist nun ins Visier von dem Immobilienhai Dharmen Shah geraten. Er bietet den Bewohnern horrende Summen, wenn sie zustimmen auszuziehen - aus einem Haus, das sowieso schon kurz vor dem Verfall steht.
    Doch natürlich müssen alle dem Angebot zustimmen - und trotz der großen Geldsumme regt sich bei einigen Personen Widerstand, sei es aus persönlichen Erinnerungen oder gesundheitlichen Gründen. Vor allem der ehemalige Lehrer, genannt Masterji, stellt sich -zunächst zusammen mit dem Ehepaar Pinto- gegen das Bauvorhaben. Doch es gibt viele Mittel, um einen Menschen zu beeinflussen und Dharmen Shah nutzt sie alle aus - und so steht Masterji schon bald allein auf weiter Flur, während seine Nachbarn zunehmend in der Frustation und im Unverständnis versinken, dass er sich weigert, das Geld anzunehmen. Selbst die besten Freunde werden in dieser Situation irgendwann zu Feinden...


    Der erste Teil des Buches hat mir soweit gut gefallen. Er erinnerte mich vom Stil her an "Der weiße Tiger", Aravind Adiga schaut mit einem zwinkernden Auge auf die verschiedenen Bewohner der Vishram Society, mit all ihren Ritualen und -natürlich auch- Streitigkeiten. Auf der anderen Seite entdeckt man durch die Beschreibung des Lebens von Dharmen Shah wie das Leben der Reichen in Mumbai aussieht. Zu Gute halten muss man Adiga, dass alle Personen gute und schlechte Seiten besitzen. Keiner von ihnen hat eine weiße Weste.
    Nichtsdestotrotz hat mir das Buch leider ab dem Mittelteil nicht mehr viel Lesevergnügen bereitet. Das liegt vor allem daran, dass das Ende -finde ich zumindest- recht zeitig absehbar ist und es über mehrere Hundert Seiten nur noch vorbereitet und schließlich auch ausgeführt wird. Gleichzeitig wird die Handlung immer einseitiger und arbeitet nur noch zum großen Finale hin - von dem anfänglichen zwinkernden Auge bleibt nicht mehr viel übrig.


    Schade, ich hatte mir mehr davon erhofft, vor allem nach den ersten Seiten. Mehr als 5 Punkte kann ich dem Buch beim besten Willen nicht geben.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

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